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    Gazprom und BASF  2774  0 Kommentare Tauschgeschäft in letzter Sekunde geplatzt - Signalwirkung für andere Russland-Deals?

    Das angespannte Verhältnis zwischen Russland und der EU wird zur Belastungsprobe für die wirtschaftlichen Beziehungen: Gazprom und BASF stoppen in letzter Sekunde ein jahrelang geplantes Tauschgeschäft. Die BASF-Aktie gerät daraufhin unter Druck – und auch RWE bekommt den geplatzten Deal zu spüren.

    Das Verhältnis von Politik und Wirtschaft ist immer wieder Gegenstand intensiver Debatten. Wer beeinflusst wen, sollten sie sich überhaupt gegenseitig beeinflussen oder sind die beiden längst ineinander verschmolzen? Die Antwort auf diese Fragen hängt wahrscheinlich stark von der eigenen ideologischen Überzeugung ab. Doch unabhängig davon zeigt der am Donnerstag geplatzte Deal zwischen Gazprom und BASF: Eine Wirtschaft fernab der Politik gibt es nicht.

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    Zwei Jahre ist es, dass der russische Ölriese Gazprom gemeinsame Sache mit dem deutschen Chemieriesen BASF machen wollte. Konkret ging es um ein Tauschgeschäft, das Gazprom den Zugang zum wichtigen Endkundenmarkt in Westeuropa eröffnen sollte und mit den sich die BASF vom Gashandel verabschiedetet hätte. Eigentlich sollte der Tausch zum Jahresende über die Bühne gehen, die Weichen waren gestellt. Doch dann platzte der Deal am Donnerstag überraschend.

    Gazprom bekommt Wintershall, BASF Zugang nach Sibirien

    Bei dem Tauschgeschäft sollte Gazprom das bislang gemeinsam betriebene Erdgashandels- und Speichergeschäft der BASF-Tochter Wintershall vollständig übernehmen. Dies hätte auch das Kasseler Gasunternehmen Wingas betroffen. Gazprom hätte sich zudem mit 50 Prozent an der Wintershall Noordzee beteiligt. Im Gegenzug war die gemeinsame Erschließung von Gasfeldern in Westsibirien vorgesehen. Dem „manager-magazin“ zufolge hatte BASF-Vorstandschef Kurt Bock noch Anfang Dezember betont, das geplante Tauschgeschäft mit Gazprom werde bis zum Jahresende abgeschlossen. Aber am Ende kam alles anders.

    Am Donnerstagabend verkündete die BASF den Stopp des Deals. „Aufgrund des aktuell schwierigen politischen Umfelds haben BASF und Gazprom beschlossen, den zum Jahresende geplanten Tausch von Unternehmensanteilen nicht zu vollziehen“, zitiert dpa-AFX den Wintershall-Sprecher Stefan Leunig.

    Politische Lage lässt Deal platzen

    Mit dem „schwierigen politischen Umfeld“ sind die angespannten Beziehungen zwischen Russland und der EU gemeint. Die EU hatte Russland im Zuge des Ukraine-Konflikts mit scharfen Wirtschaftssanktionen belegt. Jeglichen Spekulationen, wonach das Geschäft zwischen Gazprom und BASF möglicherweise auf politischen Druck hin geplatzt sei, erteilte die Bundesregierung am Freitag eine klare Absage. Das sei eine unternehmerische Entscheidung, so eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur "Reuters". Das Ministerium hatte bereits im vergangenen Jahr grünes Licht für den Deal gegeben. „Für uns ist das Thema abgeschlossen“, sagte die Sprecherin weiter und verwies darauf, dass es Sache der beteiligten Unternehmen sei, wann das Geschäft vollzogen wird.

    BASF-Aktie gehört zu Verlierern des Tages im DAX

    Das überraschende Platzen des Deals wirkt sich auch auf das Konzernergebnis der BASF aus. So dürfte das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) laut dpa-AFX im laufenden Jahr nur noch „leicht“ statt „deutlich“ steigen. Für 2013 wird das Ebit auf 7,1 Milliarden Euro nach unten korrigiert. Die Belastungen bezifferte BASF auf 113 Millionen Euro im vergangenen und 211 Millionen Euro im aktuellen Jahr.

    An der Börse wurde die Nachricht über den Tauschstopp negativ aufgenommen. Die BASF-Aktie rutschte von 69,92 Euro zu Handelsbeginn in der Spitze um 3,2 Prozent auf 68,36 Prozent ab. Aktuell konnte sich das Papier wieder etwas erholen und liegt bei rund 68,90 Euro. Auf dem Fünf-Tage-Chart der BASF-Aktie ist der Absturz infolge des geplatzten Deals deutlich zu erkennen:

    BASF-Aktie im Fünf-Tage-Chart

    Signalwirkung für andere geplanten Russland-Deals?

    Unterdessen wächst die Sorge um eine mögliche Signalwirkung des geplatzten Geschäfts zwischen Gazprom und BASF. Laut „Handelsblatt“ fürchten einige Händler, dass auch andere Russland-Deals in letzter Sekunde kippen könnten. Die Aktien von RWE bekamen diese Befürchtungen deutlich zu spüren. Der hoch verschuldete Energiekonzern RWE will seine Öl- und Gasfördertochter Dea für 5,1 Milliarden Euro an eine russische Investorengruppe verkaufen. Prominentes Mitglied ist der russische Oligarch Michail Fridman. Man arbeite daran, die Transaktion zügig abzuschließen, erklärte der Konzern am Freitag gegenüber „Reuters“, ließ jedoch offen, ob die Gespräche noch in diesem Jahr abgeschlossen werden können. An der Börse ist man offenbar zunehmend skeptisch, die RWE-Aktien gaben 2,3 Prozent nach.

    RWE-Aktie im Fünf-Tage-Chart





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