Geldpolitik der EZB
Nach dem Franken-Tsunami kommt die Euro-Flut - Seite 3
Wann macht die Politik endlich Ihren Job?
Selbst Draghi bestätigte mit seiner Stellungnahme unsere Argumente zur Kreditvergabe und Geldmengenentwicklung, doch sei ihm das Tempo der Expansion in diesen beiden Bereichen nicht hoch genug. Und weil zudem die Gefahr besteht, dass durch die künstlich herbeigeführten niedrigeren Zinskosten der Druck auf die Reformaktivitäten der Ländern wie Italien und Frankreich nachlässt, betonte Mario Draghi in der Pressekonferenz noch einmal vehement, dass es nun endlich der schnelle(re)n Umsetzung politischer Maßnahmen bedarf. – Aus unserer Sicht wäre längst nicht mehr die Notenbank gefordert gewesen, sondern eine deutlich schnellere Handlungsbereitschaft der Staatenlenker.
Leitzinsen blieben unverändert
Den Leitzins, zu dem sich Banken bei der EZB mit Geld versorgen, ließ die EZB übrigens wie erwartet unverändert. Die Währungshüter hatten ihn zuletzt im September auf das Rekordtief von 0,05% gesenkt. Neben diesem zentralen Zinssatz blieben auch die zwei anderen Leitzinsen auf dem Niveau des Vormonats. Kreditinstitute, die ihr Geld kurzfristig bei der Notenbank parken, müssen weiterhin einen Strafzins von 0,2% zahlen, und der Zinssatz für die Spitzenfinanzierungsfaziliät liegt weiterhin bei 0,30%.
Fazit
Wir hatten im Vorfeld sehr ausführlich über die Erwartungen an das Sitzungsergebnis der EZB berichtet. Dass die Notenbänker zu neuen geldpolitischen Maßnahmen und auch zu Staatsanleihenkäufen greifen, kommt daher nicht überraschend.
Dass es auf ein Volumen von insgesamt 1,14 Billionen Euro bis September 2016 hinausläuft, hatten zwar die Marktteilnehmer in dieser Höhe nicht auf dem Schirm, es passt aber durchaus zu dem längst bekannten Ziel der EZB, ihre Bilanzsumme innerhalb von zwei Jahren um eine Billion auf drei Billionen Euro auszuweiten.
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Über dieses Ziel berichteten wir Ihnen bereits in der Ausgabe des Geldanlage-Briefs vom 14.12.2014. Zu diesem Zeitpunkt musste die EZB etwas mehr als 41,6 Milliarden Euro pro Monat in den Markt geben, um die angepeilte Summe zu erreichen. Nun sind es durch die Hinzugabe von Staatsanleihenkäufen sogar 60 Milliarden Euro monatlich und damit fast 50% mehr, die rein rechnerisch gar nicht nötig wären. Wir hatten Ihnen vorgerechnet, dass die bisher beschlossenen Maßnahmen bereits ausreichten, um das Ziel im gewünschten Zeitraum zu erreichen. Entsprechend kritisch sehen wir das neue Programm.