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     3125  0 Kommentare USA: Rezession voraus? - Seite 2

    Mit geldpolitischen Flutungsmaßnahmen haben die Zentralbanken seit Jahrzehnten jeden Konjunktureinbruch bekämpft. In besonders drastischer Form ist das nach 2008 geschehen. Durch diese Eingriffe hat der Zins seine Funktion verloren, ein Gleichgewicht zwischen Ersparnis und Investition herzustellen und so Hinweise zu geben, ob sich Investitionen lohnen oder nicht. Kapital wird künstlich billig gemacht, was Fehlinvestitionen provoziert, die den Grundstein für die nächste Krise legen. Wenn dann noch die Situation einer Liquiditätsfalle besteht, in der liquide Mittel gehortet und nicht produktiv eingesetzt werden, kommt es auch nicht zu Inflation auf den Gütermärkten. Stattdessen inflationieren die Preise von Finanzmarkt-Assets und die Schere z.B. zwischen Aktienkursen und Ertragssituation der Unternehmen geht immer weiter auf. Und da sich die Spekulaion zu lohnen scheint, besteht umso weniger Veranlassung, die billigen Mittel in der Realwirtschaft produktiv anzulegen.

    Genau in dieser Situation sind wir heute: Die Aktienkurse erklimmen neue Hochs in Folge, die kurzfristigen Zinsen sind Null bis negativ, die langfristigen Zinsen sinken weiter und bleiben damit auf dem in den frühen 1980er Jahren eingeschlagen Weg. Der deutsche zehn-Jahres-Bund rentiert gegenwärtig bei etwa 0,16%, für das US-Pendant erwarten einige Beobachter per Frühjahr 2016 rund 0,8% (aktuell 1,92%). Die Rohstoffpreise zeigen keine Stärke – vom Öl abgesehen, das unterstützt von geopolitischen Faktoren versucht, sich von dem scharfen Einbruch seit Jahresmitte 2014 zu erholen. Zusammen mit den anemischen Inflationsindices sind das Hinweise auf eine anhaltende Wachstumsschwäche, wie wir sie hier schon etliche Male diskutiert haben.

    Zahlreiche Makrodaten in den USA zeigen seit Jahresbeginn fortgesetzt Schwäche. Die Akteure an Finanzmärkten ignorieren das mehr oder weniger und setzen umgekehrt darauf, dass weitere Schwäche dazu führen wird, den Beginn eines neuen Zinszyklus zu verschieben. China ist für diese Haltung ein besonders prägnantes Beispiel: In deutlich nachlassendem Wachstum hat sich der chinesische Haupt-Aktienindex seit November verdoppelt. Die Finanzmarkt-Akteure spekulieren auf geldpolitische Lockerungen, die sie auch bekommen. Die zusätzlichen Mittel landen im Aktienmarkt und die chinesische Regierungs setzt offenbar auf einen durch steigende Aktienkurse initiierten Vermögenseffekt, der den Konsum ankurbeln soll.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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