Gelingt der Befreiungsschlag?
Anleihe-Rückkauf zündet Kursrakete: Aktie der Deutschen Bank geht durch die Decke
Wenn die größte Bank Deutschlands in den vergangenen Tagen gleich mehrfach betonen muss, zahlungsfähig zu sein (siehe hier und hier), herrscht naturgemäß Alarmstufe Rot. Nichts wie raus, sagten sich die Investoren und stießen die Deutsche-Bank reihenweise ab. Jetzt das Comeback: Die Aktie legt fast 15 Prozent zu.
Kein anderer DAX-Titel hat seit Jahresbeginn mehr an Wert verloren als das Papier der Deutschen Bank. Eine atemberaubende Talfahrt, die weit über die Börse hinaus für Unruhe sorgt. So zeigt sich auch der deutsche Mittelstand besorgt. „Uns macht natürlich Sorgen, was da geschieht“, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) laut dpa-AFX.
Nur einer bleibt angesichts des Crashs betont gelassen: Finanzminister Wolfgang Schäuble. Am Rande des Ministertreffens in Paris sprang Schäuble der Deutschen Bank zur Seite. Nein, der Kurssturz bereite ihm „keine Sorge“, sagte Schäuble dem Nachrichtendienst „Bloomberg“. Und siehe da, am Mittwoch schießt die Aktie plötzlich nach oben und katapultiert sich an die Spitze des DAX. Das dürfte allerdings weniger an Schäubles demonstrativer Gelassenheit liegen, als vielmehr an der neusten Beruhigungspille, die die Deutsche Bank dem Vernehmen nach ihren Investoren anbieten wird: Anleihen-Rückkäufe.
Pläne für einen Anleihen-Rückkauf haben den leidgeprüften Aktionären der Deutschen Bank am Mittwoch wieder Hoffnung gemacht. Die Aktie lag am Vormittag zeitweise fast 15 Prozent im Plus. Laut „Bloomberg“ ist es der größte prozentuale Tagesgewinn seit mindestens vier Jahren.
Hier der Fünf-Tagechart:
Der Schritt könnte helfen, die Bilanz des Geldhauses ein wenig zu entlasten. Laut Portfoliomanager Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel trug die Meldung damit etwas zur Beruhigung der zuletzt verunsicherten Anleger bei, auch wenn es sich bei der Aktion um einen eher normalen Vorgang an den Kapitalmärkten handelt.
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Rückkauf von Senior Bonds, aber nicht von CoCos
Die Deutsche Bank erwägt einen Rückkauf von Anleihen im Wert von mehreren Milliarden Euro. Ein entsprechender Bericht der „Financial Times“ wurde am Mittwoch in Finanzkreisen bestätigt. Dabei dürfte sich das Geldhaus auf erstrangige Titel, sogenannte „Senior Bonds“, konzentrieren.
Ein solcher Schritt würde gleich zwei positive Effekte haben: Das Institut könnte mit dem Kauf von eigenen Anleihen, die unter ihrem Nominalwert notieren, einerseits einen Kapitalgewinn erzielen. Zum anderen könnte es seine Verbindlichkeiten reduzieren, sofern es den Rückkauf mit eigenen Mitteln finanziert. Ein Sprecher des Instituts wollte auf Anfrage die Pressemeldung nicht kommentieren.
Skeptisch bleibt Chris Weston, Marktstratege vom Handelsbaus IG. Weston erinnerte daran, dass sich am Markt zuletzt Unsicherheit über im Jahr 2014 ausgegebene, eigenkapitalähnliche Anleihen - sogenannte „Cocos“ (Contingent Convertible Bonds) - breit gemacht hatte. Für einen Stimmungsumschwung sei nach dem jüngsten Kursrutsch nun eine Rally bei den Coco-Anleihen nötig.
Immerhin: Die Coco-Anleihen legten wieder auf rund 75 Prozent zu, nachdem sie am Dienstag noch auf unter 68 Prozent und damit auf ihren bisher niedrigsten Stand abgerutscht waren. Die Einbeziehung dieser nachrangigen Schuldverschreibungen in den Anleiherückkauf sei derweil unwahrscheinlich, schreibt die „FT“ unter Berufung auf von den Plänen unterrichtete Personen.
Ein Tropfen auf dem heißen Stein
Weston zufolge müssten sich für eine wirkliche Stimmungsumkehr zudem die Kosten für die Kreditausfall-Versicherungen (Credit Default Swaps, kurz CDS) wieder deutlich verringern. Die CDS der Deutschen Bank waren seit Mitte Januar deutlich angesprungen. Hier gab es allerdings zur Wochenmitte kaum eine Entspannung.
Auch insgesamt erscheint das Kursplus eher als Tropfen auf dem heißen Stein: Seit Jahresbeginn steht bei den Deutsche-Bank-Aktien ein Minus von rund 35 Prozent zu Buche - damit sind sie weiterhin der schwächste Wert im Dax.
Mit dpa-AFX