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     1596  0 Kommentare Ist Globalisierung noch Vision oder schon Schimpfwort? - Seite 3



    In puncto freien Märkten findet man auch in Europa wenig Heilige, aber viele Scheinheilige

    Die Euro-Staaten haben nicht - wie Eichhörnchen, die sich einen Wintervorrat anlegen - die wirtschaftliche Blütezeit nach Euro-Einführung genutzt, um ihre Volkswirtschaften fit zu machen. Weitere geopolitische Hinkefüße kamen hinzu. Die Sanktionen gegen Russland treffen die EU und Deutschland hart, da auch Russland seinerseits Sanktionen gegen die EU verhängt. So werden Industrieimporte nur noch zugelassen, wenn Russland intern über keine in etwa gleichwertige Technologie verfügt.

    Und natürlich fordern auch die vielen politischen Unruheherde in Europa ihren konjunkturellen Tribut. In der EU hat sich eine dermaßen hartnäckige EU- und Euro-kritische Haltung ausgeprägt, die an Wildwuchs im Garten erinnert. Populistische Parteien haben mittlerweile überall Zulauf. Und was für ein Armutszeugnis ist es für das europäische Gemeinschaftswerk, wenn ein großes Land die Nase von der EU-Familie voll hat. Argumente für gute Konsum- oder Investitionslaune in der EU sehen anders aus.  
    Vor diesem prekären Hintergrund versucht Europa alles, um seiner hausgemachten Wirtschaftskrise entgegenzuwirken. Arbeitsmärkte und soziale Sicherung sollen stabilisiert werden, um den weiteren Prozess der Eurosklerose aufzuhalten. Und so ist sich auch Europa für Importzölle auf asiatische Waren nicht zu schade. Diese „Zöllerei-Liste“ zur Stützung der heimischen Exportindustrie könnte man bis zur Völlerei weiterführen.
    Ich behaupte ebenso, dass die EZB bewusst eingesetzt wird, um über geldpolitische Zins- und Renditedrückung den Euro abzuwerten und der eurozonalen Außenwirtschaft aufs Pferd zu verhelfen.

    TTIP als Beispiel wie man Globalisierung zerstört

    Theoretisch ist ein Freihandelsabkommen zwischen Amerika und der EU (TTIP) gut. Es macht den Weg für mehr Handel frei. Doch wie so oft machen Politiker praktisch alles kaputt. Schon zu Beginn der Verhandlungen hat man viel zu viele Erwartungen geschürt und es wurden zu viele Themen auf einen Schlag verhandelt. Zudem haben sich zu viele Interessengruppen auf beiden Seiten eingemischt. Zu viele Köche verderben den Brei.

    Und dann meinte man auch noch, drei Jahre lang im stillen Kämmerlein verhandeln zu müssen. Selbst Bundestagsabgeordnete müssen ein fast Zölibat-haftes Gelübde ablegen, das sie nicht über Verhandlungsinhalte von TTIP öffentlich sprechen. Damit hat man Gerüchten Tür und Tor geöffnet und ein shit storm losgetreten, der TTIP schließlich auf beiden Seiten des Atlantiks so attraktiv gemacht hat wie Sommerurlaub im Dauerregen.
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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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