Deutsche Börse/LSE
Platzt die Börsenfusion? Brüssel warnt vor Übermacht beim Derivate-Clearing
Wird es auf den letzten Metern doch noch holprig? Dem Anschein nach hat die EU-Kommission doch größere Bedenken gegen den Zusammenschluss von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) als bislang bekannt. Wird den Fusionsplänen letztlich doch noch ein Riegel vorgeschoben?
Wie die „WirtschaftsWoche“ unter Berufung auf informierte Kreisen in der britischen Hauptstadt und in Frankfurt berichtet, beziehen sich die Vorbehalte der EU-Kommission nicht allein auf die Abwicklung von Derivaten, sondern auch auf das Clearing von Repos (Rückkaufsvereinbarungen).
Die Brüsseler Wettbewerbshüter sind alarmiert. In einem Brief („Statement of Objections“) hatten sie sowohl der Deutschen Börse als auch der London Stock Exchange ihre Vorbehalte dargelegt, führt die „WirtschsftsWoche“ aus. Zwar haben sie im Vergleich zu September die Liste ihrer Bedenken verkürzt. Doch machte die EU andererseits klar, dass die Sorge vor einer marktbeherrschenden Stellung der fusionierten Börsen im Derivate-Clearing ins Zentrum ihrer Prüfung gerückt ist.
Die Bedenken sind beiden Börsen bekannt. Bereits im September hatte die LSE ihre Bereitschaft signalisiert, ihre französische Tochter LCH Clearnet SA zu verkaufen, über die auch Teile des Repo-Clearings der Londoner Börse läuft. Damit könnte die Befürchtung ausgeräumt werden, dass die Fusion beider Börsen den Wettbewerb bei der Abwicklung im europäischen Repo-Markt untergräbt. Die EU-Kommission hatte das Angebot, die Clearnet SA zu verkaufen in ihrem aktuellen Schreiben noch nicht berücksichtigt, da es noch nicht formell eingereicht wurde. Das soll nun wohl im Januar geschehen.
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Kurz zu Repos: Unter diesem Begriff werden Verträge zum Kauf und Rückkauf von Wertpapieren auf Kredit gefasst. Sie sind ein Teil des Geldmarktes, über den sich Banken untereinander bis zu maximal einem Jahr Geld leihen. Das Volumen des Repo-Marktes in Europa wird von der International Capital Market Association (ICMA) auf etwa 6000 Milliarden Euro. Das ist etwas weniger als die Hälfte des weltweiten Repo-Markts.