Souq.com
Amazon übernimmt größten Online-Händler der arabischen Welt zum Schnäppchenpreis
Im Bietergefecht um Souq.com, dem größten Online-Händler des Nahen Ostens, hat Amazon am heutigen Tag den Zuschlag bekommen. Für einen Kaufpreis von gerade mal 650 Millionen Dollar hat sich der US-Konzern ein äußerst vielversprechendes Filetstück im E-Commerce gesichert und damit seine Position als Weltmarktführer im Online-Versandhandel einmal mehr unterstrichen.
Noch tut sich die arabische Welt schwer mit dem Onlineshopping. Laut dem "Aktionär" macht der elektronische Handel dort bislang lediglich ein bis zwei Prozent der Umsätze im Einzelhandel aus, in Deutschland und anderen entwickelten Märkten sind es schon gut 10 Prozent.
Trotzdem wird die Digitalisierung auch vor dem Kaufverhalten der Nahost-Bevölkerung nicht haltmachen. Nicht nur, dass der Breitbandausbau in den letzten Monaten enorm vorangetrieben wurde, sodass mittlerweile 90 Prozent aller Staatsbürger von Katar, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten vernetzt sind. Auch der US-Gigant Amazon scheint hier eine unverzichtbare Chance für dessen unaufhörliche Marktdurchdringung gewittert zu haben.
So gab der Konzern heute die Übernahme des größten Online-Händlers im gesamten vorderen Orient bekannt: Mit Souq.com kann Amazon schlagartig mehr als 45 Millionen neue monatliche Nutzer sein Eigen nennen und sich unzweifelhaft als Marktführer in der arabischen Welt betiteln. "Souq" oder auch "Souk" ist ein arabisches Wort für "Marktplatz". Mehr als vier Millionen Produkte gibt es bei dem Versandhandel derzeit zu kaufen.
Obwohl dem Vernehmen nach auch ein anderer mächtiger Konkurrent in den Bieterwettstreit getreten war ("Bloomberg" zufolge habe es sich dabei um das Immobilienunternehmen Emaar Malls gehandelt, welches zahlreiche Einkaufszentren im Nahen Osten betreibt), hat Amazon's Angebot von 650 Millionen Dollar offenbar ausgereicht, um den Zuschlag zu bekommen. Ein Spottpreis angesichts der jüngsten Bewertung von Souq.com, die sich auf eine Milliarde Dollar belaufen habe.
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In der offiziellen Mitteilung hat der Online-Riese das Detail um den finalen Kaufpreis allerdings gekonnt ausgelassen. Stattdessen erfolgte die übliche gegenseitige Beweihräucherung zweier neuer Geschäftspartner, die "eine gemeinsame DNA" teilen würden und gleichsam getrieben seien von "Kunden, Invention und einem langfristigen Denken". Das Kursziel der Amazon-Aktie liegt derzeit bei 1.000 US-Dollar, wobei sich das Papier seit über einem Monat nicht über die wichtige 860-Dollar-Marke hinaustraut.