checkAd

     7760  4 Kommentare Wie viele Bitcoins für eine Tulpenzwiebel?

    Im Grunde genommen ist es ja eine bestechende Idee: Wenn die staatlichen Zentralbanken weltweit zur Krisenbekämpfung ihr Geld entknappen, dann schafft man eben eine neue private Währung, die nur unter großen Mühen und sehr langsam vermehrt werden kann.

     

    Tritt jedoch in eine Welt des des Überflusses und Überschusses etwas Neues hinein, das extrem knapp gehalten wird, gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: entweder es wird sehr teuer oder es wird komplett bedeutungslos.

     

    Damit taugt dieses neue Etwas zu allem, nur zu einem nicht: Es kann niemals Geld werden. Es kann die Geldfunktion nicht erfüllen. Denn dazu ist es entweder zu bedeutungslos oder zu knapp.

     

    Bitcoins sind also eine gut und richtig gemeinte Fehlkonstruktion.

     

    Wie wird die Entwicklung der Bitcoins daher in der Zukunft aussehen? Führt der Weg in die Bedeutungslosigkeit oder dahin, ein teures Anlagegut zu werden, so etwas wie ein digitales Gold? Wohin geht es, teuer oder bedeutungslos?

     

    Ich denke, es wird laufen wie beim Neuen Markt oder der großen Spekulation in Tulpenzwiebeln im 17. Jahrhundert: zuerst bedeutungslos, dann extrem teuer und zum Schluss ab in die Erde damit und ganz abgeschafft.

     

    Gegenüber dem Bitcoin hat eine Tulpenzwiebel allerdings noch den Vorteil, dass aus ihr wenigstens eine Blume wächst.

     

    Im Endeffekt ist es also alles eine Frage des Glaubens und Vertrauens. Wird an etwas geglaubt, funktioniert es, geht der Glauben hingegen verloren, wird alles zum Nichts.

     

    Was mich – anlässlich der anstehenden Feiertage – zu einer Frage bringt, die mich schon seit Langem umtreibt:

     

    Je älter ich werde, umso anfälliger werde ich gegenüber den Reizen der Kirche, besonders der katholischen. Was mir jedoch schlichtweg nicht in den Kopf will, ist: Wie können so hyperintelligente Menschen wie der ehemalige Papst Ratzinger, oder solche durchweg überzeugenden wie der gegenwärtige Papst, im Zeitalter der Naturwissenschaften an die Existenz eines Gottes glauben?

     

    Das wüsste ich gerne einmal. Wie machen die das? Wie schaffen sie es, ihren gesamten Kopf komplett auszublenden? Ich werde sie jedoch nicht fragen können und muss mir anders helfen. Vielleicht bekomme ich eine Ahnung, wenn ich jetzt einmal jemanden von denen frage, die gerade mehr als 2.000 Dollar für eine Einheit Bitcoin gezahlt haben, woran sie dabei geglaubt haben?

     

     

    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen

    Verfasst von Bernd Niquet
    Wie viele Bitcoins für eine Tulpenzwiebel? Erst unbemerkt, dann superteuer und zum Schluss in die Erde damit

    Disclaimer