Egbert Prior

SLM Solutions: Wachstumsdelle vergrault Investoren

Vergangenen Herbst hatte General Electric 38 Euro je Aktie geboten, ist aber schließlich mit der Übernahmeofferte gescheitert. Inzwischen notiert das Papier wieder deutlich niedriger. Aktuell 30,86 Euro. Eine günstige Einstiegsgelegenheit? – Die Halbjahreszahlen schmeckten Anlegern nicht. SLM Solutions ist ein Anbieter von 3D-Drucker für die industrielle Fertigung. Eigentlich gehört die sogenannte Additive Fertigung zu den spannendsten Wachstumsmärkten überhaupt. Der 3D-Druck, der bislang vor allem im Prototypenbau eingesetzt wurde, kommt mehr und mehr in der Produktion zum Einsatz. Auch der Lübecker Spezialmaschinenbauer glänzte nach dem Börsengang 2014 durch kräftiges Wachstum. Vor diesem Hintergrund sorgten die Halbjahreszahlen für Ernüchterung. Der Umsatz schrumpfte um 14%. Der Nettoverlust knapp 6 Millionen nach „nur“ 2,3 Millionen im Vorjahreszeitraum. Vorstandschef Uwe Bögershausen hält das für eine „vorübergehende“ Entwicklung. Der CEO spricht von einem „großen Interesse an unseren Anlagen, die nicht sofort in Auslieferungen umgemünzt werden konnten“. So ist es folgerichtig, daß der Unternehmenslenker weiter an den Jahreszielen fest hält. Dabei soll der Umsatz um bis zu 50% klettern und in einer Bandbreite zwischen 110 und 120 Millionen landen. Die bereinigte Ebitda-Marge wird 10 bis 13% angepeilt, im Vorjahr waren es nur 3,8%. Sind diese Ziele noch realistische? – Es gibt auch positive Meldungen. So stieg der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr um 18%. Im Juni ging die größte Bestellung der Firmengeschichte ein.  Für bis zu 12 Millionen Euro kaufen Chinesen 10 Maschinen vom größten Modell. Bögershausen macht die Erreichung der Jahresziele letztlich vom Verlauf des vierten Quartals abhängig. Dann geht in Frankfurt die wichtige Branchenmesse Formnext  über die Bühne. Ein kluger Schachzug war im vergangenen Jahr der Einstieg ins Geschäft mit Verbrauchsmaterialien. Mit einem Partner entwickeln die Lübecker spezielles Aluminiumpulver, das im Rahmen der Additiven Fertigung in den gewünschten Formen zusammengeschmolzen wird. Welche Bedeutung das Thema hat, sehen Sie auch daran, daß der Chemiekonzern BASF vor wenigen Wochen die Gründung einer Tochtergesellschaft verkündete, die das Geschäft mit Materialien und Systemlösungen im 3D-Druck aufbauen soll. Aktuell bringt SLM rund 580 Millionen Euro auf die Börsenwaage. Ungefähr fünffacher Jahresumsatz. Immer noch ambitioniert, aber keine Mondbewertung. Fazit: Das verhagelte erste Halbjahr ermöglicht Anlegern wesentlich günstiger einzusteigen als es GE geplant hatte. Technologisch steht SLM mit an der Weltspitze. Die Aussichten sind gut, daß sich die Wachstumsstory weiter fortsetzt.