Es ist generell so, dass es in Krisen-Szenarien den ATX immer heftiger "zerlegt", als den DAX oder andere Indizes.
Ist die Krise vorbei und regiert wieder der Bullenmarkt, dauert es auch immer wesentlich länger, bis der ATX annähernd vergleichbar mitzieht.
Das war anno 2020 genauso, als gegen Jahresende ATX-Aktien noch (beinahe) zum März-Crash-Preis oder mit geringen Aufpreisen gegenüber dem März-Crash-Tiefstpreis zu haben waren, hingegen die Dax-Werte gegenüber dem Tief schon wieder 30 Prozent im Plus waren.
Gründe dafür kann ich keine nennen, vielleicht hat es mit der geringeren Liquidität der Werte, wahrscheinlich auch mit dem kleineren Fokus der internationalen Anleger auf Werte aus "Nebenländern" zu tun.
Aktuell zerlegt es ATX-Werte wie z.B. Wienerberger (Baumaterialen und Ziegel-Hersteller) weit über dem, was mit anderen Indizes vergleichbar wäre, obwohl die nur 1% (in Worten: ein Prozent) ihrer Umsätze und Gewinne aus russischen/ukrainischen Werken erzielen. Und selbst wenn man diese Russlandgeschäfte nun zu 100% abschreiben müsste, so ist deshalb kein 25%iger Kursverlust zu rechtfertigen, zumal Wienerberger erst vor wenigen Tagen ein Rekordgewinn-Jahr 2021 vermeldet hat.
Raiffeisen-Bank: obwohl nur ein Teil der Gewinne der Raiffeisenbank (ca. 25 %) aus dem Russland- bzw. Ukraine-Geschäft resultieren, ist die Aktie auf ein Drittel des Werts von Jahresanfang gefallen. Weit übertrieben.
Dass der ATX in solchen Situationen immer übertreibt, das muss man einfach wissen. Das kann für Kurzfrist- und Mittelfrist-Anleger natürlich zum Problem werden. Langfristanleger kaufen jetzt Werte aus dem ATX nach, sparen aber auch noch ein kleines bisschen Pulver für den Fall, dass die Märkte allgemein in den nächstne 6-12 Monaten noch etwas tiefer fallen sollten.
Auch bei der nun für die nächsten 2-3 Jahre ganz bestimmt folgenden weltweiten Rezession sehe ich Werte wie Verbund oder EVN als krisensicher an. Eine EVN, die heute nur mehr 21,90 Euro kostet (mag vielleicht sein, dass sie in Kürze auch nur mehr 20 Euro kostet), wird jede Rezession mit vielleicht ein bisschen Umsatzrückgang aufgrund geringerer Industrieproduktion und etwas geringerer Strom-Nachfrage aussitzen, ist aber langfristig gesehen ein (de facto) konkurrenzloses und 100% krisensicheres Unternehmen, und wird vermutlich in 2 oder 3 Jahren auch wieder seine 28 oder dann vielleicht auch 34 Euro kosten. Verständlich, dass in 2021 die EVN die Endabnehmerpreise nicht so schnell erhöhen konnte, wie die Eigenkosten gegen Jahresende gestiegen sind, und dass es deshalb einen Gewinn-Rückgang gegenüber 2020 gegeben hat. Langfristig aber vermutlich eine der denkbar wertbeständigsten und vor allem krisensichersten Anlagen.
mehr »