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    Deutsche Bank vor neuem All-Time-High (Seite 9855)

    eröffnet am 06.10.06 01:08:13 von
    neuester Beitrag 06.05.24 15:56:22 von
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      Avatar
      schrieb am 19.02.09 08:54:28
      Beitrag Nr. 11.873 ()
      Vor Einstieg der Deutschen Bank
      Krise drückt Postbank tief in rote Zahlen

      Ein Jahrzehnt der schwarzen Zahlen ist vorbei: Das Bonner Institut verliert unter dem Strich 821 Mio. Euro. Konzern-Chef Klein steuert um - und hält an seinem Ziel fest, eine Eigenkapitalrendite von bis zu 15 Prozent zu erwirtschaften.


      Die Postbank ist 2008 erstmals seit über einem Jahrzehnt in die Verlustzone gerutscht. Das Institut, das an die Deutsche Bank verkauft werden soll, erlitt im vergangenen Jahr unter dem Strich einen Verlust von 821 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte die Postbank mit 856 Mio. Euro noch in etwa so viel verdient, wie sie 2008 verlor. Der Großteil des Verlusts fiel mit 710 Mio. Euro im vierten Quartal an. Schuld waren vor allem Belastungen aus der Finanzkrise und Einmalverluste durch den vollständigen Abbau des Aktienbestandes, die sich insgesamt auf gut 1 Mrd. Euro summierten. Das Ergebnis war etwas schlechter als Analysten in Konsensschätzungen erwartet hatten.

      Der Fehlbetrag vor Steuern betrug 974 Mio. Euro, teilte das Unternehmen in Bonn mit. Im Jahr zuvor hatte noch ein Vorsteuergewinn von 992 Mio. Euro in den Büchern gestanden. Im operativen Kerngeschäft konnte die Postbank ihre Erträge dagegen steigern. Der Zinsüberschuss legte um 255 Mio. Euro auf 2,5 Mrd. Euro zu. Das Provisionsergebnis kletterte um 2 Mio. auf 1,43 Mrd. Euro. Postbank-Chef Wolfgang Klein bekräftigte das Ziel der Bank, mittelfristig eine Eigenkapitalrendite von 13 bis 15 Prozent nach Steuern zu erwirtschaften.

      Das Institut hatte Investoren bereits auf die schwachen Ergebnisse vorbereitet. In den neun Monaten bis Ende September war ein Fehlbetrag von 112 Mio. Euro aufgelaufen. Die Bank hatte sich daraufhin 1 Mrd. Euro an frischem Kapital von der Muttergesellschaft Deutsche Post besorgen müssen.

      Die Krise trifft die Postbank vor allem in ihrem ausgeprägten Kapitalmarktgeschäft. In der Öffentlichkeit wird das Haus mit seinen rund 15 Millionen Klienten zwar als Privatkundenbank wahrgenommen. Tatsächlich ist die Bank aber bislang enorm abhängig vom Kapitalmarkt. Dort legt sie die enormen Kundeneinlagen an und setzte dabei unter anderem stark auf den Aktienmarkt. Im Jahr 2007 etwa kam rund die Hälfte des Vorsteuergewinns aus dem Handelsergebnis und den Finanzanlagen.

      Nachdem die Verwerfungen die Bank im Herbst so stark getroffen haben, beschloss sie umzusteuern. Das Kapitalmarktgeschäft soll zurückgefahren werden. Damit werden allerdings Erträge fehlen - und es ist unklar, ob es dem Institut gelingen wird, dies durch höhere Einnahmen aus dem Kundengeschäft abzufedern.



      Denn bisher verdient die Postbank an ihren Privatkunden vergleichsweise wenig. Schon seit einiger Zeit versucht sie, die Zahl der Kunden zu erhöhen, die mehrere Produkte der Bank nutzen. In den ersten neun Monaten 2008 gelang es ihr, den Provisionsüberschuss zu steigern, in dem sich Einnahmen etwa aus dem Verkauf von Fonds spiegeln. Er kletterte leicht auf 1,07 Mrd. Euro, ein Zuwachs von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies konnte die herben Einbußen beim Handelsergebnis und bei den Finanzanlagen aber längst nicht auffangen.

      Analysten erwarten außerdem weitere Belastungen. Die Bankanalysten von JP Morgan etwa gehen von Abschreibungen in Höhe von 4 Mrd. Euro aus. Damit würde das Eigenkapital der Bank faktisch ausgelöscht, warnen die Experten. Das Haus ist im Vergleich zur Konkurrenz schwach kapitalisiert.

      Die Ergebnisse der Postbank sind relevant für die Deutsche Bank, die bis Ende des Monats ihren Einstieg bei dem Bonner Institut abschließen will. Fast 23 Prozent wird der Branchenprimus dann an der Bank halten. Eine Mehrheitsübernahme dürfte folgen, auch wenn noch nicht klar ist, wann und wie sie erfolgen wird. Außerdem kooperieren die beiden Geldhäuser beim Vertrieb von Finanzprodukten für Privatkunden.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 08:50:16
      Beitrag Nr. 11.872 ()
      Der Zocker, der Ackermann Milliarden kostete
      Die Deutsche Bank ließ einen 35-Jährigen wild herumspekulieren, belohnte ihn mit 40 Millionen pro Jahr – und verlor ein Vermögen.

      Die Deutsche Bank ließ einen 35-Jährigen wild herumspekulieren, belohnte ihn mit 40 Millionen pro Jahr – und verlor ein Vermögen.
      Von FOCUS-Redakteur Uli Dönch
      Deutsche-Bank-Chef Ackermann

      dpa
      Deutsche-Bank-Chef Ackermann
      Wer verstehen will, wie die Weltfinanzkrise entstehen konnte, darf nicht nur gebannt auf die Banken und ihre unsäglichen Hochrisikopapiere starren. Er muss sich auch die Menschen hinter den Fassaden der Banktürme ansehen: all die ehrgeizigen Jungmanager, denen die Finanzkonzerne ihr Geld anvertrauten; all die hochtalentierten Geldfinger, die im Auftrag der gewinnsüchtigen Bankindustrie spekulieren durften; all die Hasardeure, die nie ihr eigenes Geld riskierten – sondern immer das Kapital ihres Arbeitgebers und seiner Aktionäre.


      Menschen wie Boaz Weinstein. Der 35-jährige New Yorker war lange Zeit eine Art Superstar der Deutschen Bank: ein Genie im Schach, ein Besessener beim Pokern und ein Magier der Finanzmärkte. Was auch immer er anfasste, es wurde zu Geld – für ihn und seinen Arbeitgeber.

      Weinstein stieß schon mit 24 zur Deutschen Bank. Er stieg schnell auf, die Bosse erkannten rasch sein Talent. Schon nach kurzer Zeit war er einer der Top-Händler für Finanzderivate – also genau jene toxischen Produkte, die zu Hunderten Milliarden in allen Bankbilanzen des Erdballs lauern.

      „Der beste Händler der Welt“

      Boaz Weinstein war gut in dieser Welt der Finanzalchemie. So gut, dass er es sich sogar leisten konnte, sich bescheiden zu geben: Was er tue, sei nichts anderes, als gesunden Menschenverstand mit simpler Mathematik zu mischen. Insgeheim genoss Weinstein es laut „Wall Street Journal“ jedoch, wenn ihn die Leute als „den besten Händler in der Welt“ priesen.

      Der Superstar scharte Händler um sich, die seine Leidenschaft für Poker und Black Jack teilten. Abgebrüht durch ihre privaten Zockereien nach Dienstschluss, behielten sie auch im Job die Nerven, wenn es einmal gar nicht gut lief.

      So etwa 2005, als Weinstein und sein Team gegen General Motors spekulierten: Sie wetteten, dass die Aktien des Autoherstellers verlieren und die Anleihen gewinnen würden – doch das Gegenteil geschah. Tag für Tag stiegen Weinsteins Verluste (genauer: die Miesen seines Arbeitgebers). Doch die Zocker im Auftrag der Deutschen Bank blieben eiskalt. Statt auszusteigen, erhöhten sie den Einsatz. Und behielten recht.

      Milliardengewinn und Millionenbonus

      Deutschlands größtes Geldhaus verdiente blendend an Weinsteins Team. Das „Wall Street Journal“ taxiert die jährlichen Gewinne der Bank auf bis zu 900 Millionen Dollar – von denen Geld-Guru Weinstein in seinen besten Zeiten wiederum 40 Millionen Jahresbonus abgriff.

      Anfang 2008 war Weinstein auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er verantwortete zehn Milliarden Dollar Kapital und gut 30 Milliarden Anlagevermögen. Er und seine Boygroup waren sich sicher: Die US-Hypothekenkrise sei so gut wie vorbei, man habe das Schlimmste hinter sich. Und so grenzenlos wie ihr Optimismus investierten Weinstein & Co. auch. Sie kauften die – scheinbar billigen – Anleihen wackliger Firmen und sicherten sie mit – scheinbar risikolosen – Gegengeschäften ab.

      Ein Milliardenirrtum

      Der Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 erwischte Boaz Weinstein auf dem falschen Fuß. Seine Ramschpapiere stürzten ins Bodenlose. Doch der Magier der Märkte wollte es nicht wahrhaben. Er kaufte immer neue, immer kompliziertere Absicherungsprodukte. Bis auch die fast nichts mehr wert waren. Und bis ihn endlich die Risikomanager der Deutschen Bank stoppten. Sie zwangen das ehemalige Wunderkind, nahezu alles zu verkaufen. Das Ergebnis: 1,8 Milliarden Dollar Verlust – durch einen einzigen Mann. Allein Boaz Weinstein bescherte der Deutschen Bank etwa ein Drittel ihres Verlusts im vierten Quartal. Und damit den Löwenanteil jenes Milliardendesasters, das ein ungewöhnlich kleinlauter Josef Ackermann vor Kurzem eingestehen musste.


      Kurz nach seiner Entmachtung verlässt Weinstein die Deutsche Bank. Er fühlt sich ausgenutzt, übergangen – und überhaupt – ungerecht behandelt. Damit ihm das nie wieder passiert, hat er schon ein neues Ziel: Er will einen Hedge Fonds gründen – dieses Mal aber hoffentlich mit seinem eigenen Geld.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 08:48:54
      Beitrag Nr. 11.871 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.577 von CreditCrunch am 18.02.09 23:19:311998, mit 24 Jahren, heuert er bei der Deutschen Bank in New York an, nur drei Jahre später geht er als einer der jüngsten Managing Directors in die Geschichte des Hauses ein.

      Nichts gegen Verantwortung in jungen Jahren.

      Aber der Weg Schule, Studium - gleich hohe Verantwortung - das gibt schon zu denken. Wenn es dann mit Beginn der Karriere gleich gut läuft - na klar - dann wird das gedrehte Rad immer größer.
      Die Schuld trage ganz andere - nicht dieses Jüngchen !

      Es gibt nicht umsonst das Wort "Lebenserfahrung"

      Die hat er ja nun gemacht - im Normalfall lernt man daraus.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 05:02:30
      Beitrag Nr. 11.870 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.607.808 von ironcarl am 19.02.09 00:23:47@ironcarl
      DU NERVST. kannst du deinen wiederholungsmüll, den du nun schon zum x-sten mal postulierst, einfach mal lassen. ich muss jedes mal brechen, wenn eine nachricht von dir kommt.
      Avatar
      schrieb am 19.02.09 00:23:47
      Beitrag Nr. 11.869 ()
      Ackermann´s Aussage vom 05.02.2009 bezgl. des Rettungsschirm für Banken:

      Er wolle das er jenen Banken zugute kommt, die ihn auch wirklich benötigen:" Und davon sind wir weit entfernt, die Deutsche Bank benötigt diese nicht"

      Ackermann geht sogar einen Schritt weiter:

      Und lehnt Staatshilfen jetzt und in Zukunft kategorisch ab, die Deutsche Bank benötigt diese in keinster weise !!!

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      schrieb am 18.02.09 23:19:31
      Beitrag Nr. 11.868 ()
      Das ist er also, der einstiege Zocker-Star der Deutschen Bank. Zuerst gefeiert wie ein Held, dann fallengelassen wie eine heiße Kartoffel ... ICH DRÜCKE IHM GANZ FEST DIE DAUMEN !






      Ein wirklich sehr interessanter Bericht, der spannender nicht sein kann und auch deutlich aufzeigt, wie das Casino eigentlich funktioniert hat. Der Schuldige ist gefunden und entsorgt, sein Wissen wird aber auch die DB nicht ersetzen können - ausgesorgt hat er sowieso schon seit Jahren, er könnte sich eine Insel kaufen und die Beine hochlegen. Boaz Weinstein weiß aber, dass es eine Frage der Zeit ist, wann seine goldenen Zeiten wieder anbrechen. Er weiß nun mal wie es funktioniert, zumindest in Zeiten, wo die Märkte "normal" laufen ... ;)



      Geschichte eines Zocker-Stars

      Weinsteins Relativitätstheorie
      von André Kühnlenz

      Mit riskanten Wetten hat Deutsche-Bank-Händler Boaz Weinstein viel Geld verdient - bis die Lehman-Pleite das Vabanquespiel platzen ließ. Jetzt macht der 35-Jährige als Hedge-Fonds-Manager weiter.

      Boaz Weinstein ist das, was sie an der Wall Street einen Star nennen. Gerade einmal 35 Jahre alt, gilt der Amerikaner mit italienischen und polnischen Wurzeln lange Zeit als cleverster Händler der New Yorker Finanzszene, der seinem Arbeitgeber Deutsche Bank dank ausgeklügelter Anlagestrategien Millionen in die Kassen spült. Kaum einer kennt sich besser aus im weltweiten Finanzkasino als der Mann, der 1998 zur Deutschen Bank kommt und sich rasch einen Namen macht im Handel mit Anleihen und Kreditderivaten - jenen ebenso komplizierten wie riskanten, aber auch gewinnträchtigen Zockerpapieren, die Investorenguru Warren Buffett schon 2002 für "finanzielle Massenvernichtungswaffen" hält.

      Heute ist Weinstein der Mann, der allein im vierten Quartal 2008 rund 1 Mrd. Euro verbrannt hat. Den die Deutsche Bank als den Leiter ihres weltweiten Kredithandels vor die Tür gesetzt hat. Und dessen spezielle Anlagestrategie noch immer von zahlreichen Banken, vor allem aber von Hedge-Fonds verfolgt wird - und die deshalb Gefahr laufen, bald ebenso horrende Verluste einzufahren wie der Mann, der sich auf der Networkingseite LinkedIn noch immer als "Managing Director at Deutsche Bank" vorstellt.

      Dabei scheint Weinsteins Strategie lange Zeit unschlagbar. Noch bis ins dritte Quartal des vergangenen Jahres scheffelt seine Truppe Geld, obwohl die Finanzkrise zu der Zeit schon länger als ein Jahr wütet. Das Prinzip klingt kompliziert, ist im Kern aber einfach: Ein Investor kauft Anleihen eines Unternehmens und gleichzeitig die dazu passenden Credit Default Swaps (CDS) - Buffetts "Massenvernichtungswaffen". Mit diesen Kreditderivaten sichern sich Anleger für den Fall ab, dass der Emittent der Anleihe zahlungsunfähig wird. Einspringen müssen dann jene Banken, die die CDS ausgegeben haben. Die Prämie für die Kreditderivate schmälert zwar die Rendite, die die Anleihe dem Investor bringt, aber immerhin: Er verdient noch immer mehr als mit schnöden Staatsanleihen und ist zugleich abgesichert für den Fall, dass der Emittent des Bonds pleitegeht und ausfällt.

      Kreditrisikoaufschlag entscheidend

      Doch Weinstein und seinen Mitstreitern reicht das nicht. Sie sind klassische Arbitrageure, die daran verdienen, dass sich die Preise zwischen einzelnen Wertpapieren ständig verändern. In ihrem speziellen Fall sind das die Prämie für den CDS auf eine Anleihe, der Kurs der Anleihe selbst sowie deren Rendite. Die wiederum setzt sich zusammen aus - vereinfacht gesagt - drei Bestandteilen: dem Zins, den eine entsprechende Staatsanleihe abwirft, der sogenannten Swap-Differenz, die das Risiko des gesamten Finanzsystems abbildet, sowie dem Kreditrisikoaufschlag, der das individuelle Ausfallrisiko des Unternehmens widerspiegelt, das die Anleihe begeben hat.

      Entscheidend für Weinsteins Strategie ist nur der letzte Bestandteil der Anleiherendite, der Kreditrisikoaufschlag. Ihn ständig mit der CDS-Prämie zu vergleichen ist die Hauptaufgabe seines Teams. In normalen Zeiten, also vor Ausbruch der Finanzkrise, kostet die CDS-Prämie etwas mehr, als der Risikoaufschlag dem Investor einbringt - die Experten sprechen von einer "positiven Basis". Zusammen mit einem Teil der Swap-Differenz verdienen Profis in diesem Szenario gleichwohl noch immer mehr, als hätten sie nur in Staatsanleihen investiert.

      Dass die Basis negativ wird, also die Prämie des Kreditderivats unter den Risikoaufschlag der Anleihe fällt, kommt dagegen in fernen Vorkrisenzeiten eher selten vor. Wenn aber doch, schlägt die Stunde der Arbitrageure. Dann bieten sich zusätzliche Renditechancen, die auch andere Anleger anlocken. Denn allen ist aus Erfahrung klar: Lange wird diese "Anomalie" nicht Bestand haben. Entweder steigt die Prämie des Kreditderivats wieder. Dann lässt sich der CDS mit Gewinn verkaufen. Oder aber der Risikoaufschlag der Anleihe sinkt. Dann aber steigt zwangsläufig der Kurs des Bonds, denn Rendite und Kurs bewegen sich bei Anleihen stets in gegenläufiger Richtung. Der Investor kann die Anleihe zu einem höheren Kurs verkaufen, der Effekt ist derselbe wie beim Verkauf des Kreditderivats: Er macht Gewinn. Und das praktisch ohne Gefahr für das eingesetzte Kapital, denn das Risiko, dass der Emittent der Anleihe ausfällt, ist ja durch den CDS gedeckt.

      Ein verlockendes Umfeld für Hedge-Fonds und Investmentbanken, die darauf wetten, dass die "negative Basis" rasch wieder zu einer positiven wird. Attraktiv ist vor allem, dass viele Jahre fast unbegrenzt Fremdkapital zur Verfügung steht, die Spieler ihren Einsatz also gewinnsteigernd "hebeln" können - je mehr geliehenes Geld zum Einsatz kommt, desto stärker steigt die Eigenkapitalrendite. Noch 2007 habe jedem Hedge-Fonds eine "negative Basis" von fünf bis zehn Basispunkten genügt, um einzusteigen und sein Eigenkapital mit dem 20- bis 50-Fachen zu beleihen, beschreibt Tylor Durden, Autor des Weblogs "Zero Hedge", solche Handelsstrategien aus grauer Vorzeit. Das scheinbar so risikolose Geschäft des parallelen Zockens mit Firmenanleihen und den passenden Kreditderivaten nährt ganze Handelsabteilungen - auch die von Boaz Weinstein.

      So wie im Sommer 2007. Jetzt bricht die Finanzkrise mit voller Wucht aus. In den USA deutet sich der Kollaps des Immobilienmarkts bereits an, in Deutschland treibt die Krise der Mittelstandsbank IKB Finanzaufsicht und Bundesregierung um. Auch die weltweiten Anleihemärkte kommen in Bewegung - in einer Art, die Weinsteins Leuten schmeckt: Die CDS-Prämien fallen unter die Risikoaufschläge vieler Anleihen, die Basis wird negativ - und kein Zocker glaubt, dass sie nicht wieder positiv wird. So investiert Chefanleihehändler Weinstein nach Informationen des "Wall Street Journal" schon bald kräftig in Anleihen und Kreditderivate der US-Industrieikonen Ford und General Electric sowie des Chemieunternehmens Lyondell.

      Ein letztes Mal noch geht seine Rechnung auf: Im März 2008 wird die US-Investmentbank Bear Stearns unter tatkräftiger Mithilfe der Notenbank vom Konkurrenten JP Morgan Chase gerettet, die Risikoaufschläge und damit die Anleiherenditen sinken wieder, die Kurse schießen in die Höhe - die Basis ist wieder positiv. Die Deutsche Bank verdient prächtig, Weinstein wird Co-Leiter des weltweiten Kredithandels.

      Panik bricht aus

      Dann geht das Spiel von vorn los: Erneut steigen die Risikoaufschläge der Anleihen über die CDS-Prämien, Weinstein baut abermals Positionen auf. Die Basis ist wieder negativ - die Citigroup errechnet, dass bis Sommer die Differenz bei vielen US-Anleihen im Schnitt rund 50 Basispunkte beträgt. Doch dieses Mal ist alles anders, das 9/11 des Finanzmarkts passiert: In kurzer Folge kollabiert im September die Investmentbank Lehman Brothers, der Rivale Merrill Lynch und der Versicherungsriese American International Group (AIG) müssen notgerettet werden. Anders als zuvor jedoch beginnt an den Anleihemärkten der Ausverkauf: Die CDS-Prämien steigen, aber nicht so stark wie die Risikoaufschläge der Bonds - die negative Basis wird immer größer, der Kursverfall der Anleihen auch. In den Handelssälen der Investmentbanken bricht Panik aus.

      Zum Jahresende weiten sich die Unterschiede zwischen CDS-Prämie und Renditeaufschlag bis auf 250 Basispunkte aus - die Rückkehr zur "positiven Basis" wird immer unwahrscheinlicher. Doch selbst jetzt hält Weinstein noch an seiner Wette fest, will das Risiko erhöhen - so lange, bis die Risikomanager in der Frankfurter Deutsche-Bank-Zentrale kalte Füße kriegen, denn: Sie müssen zum Jahresende die Milliardenbestände an Anleihen, deren Kurse ins Bodenlose fallen, wertberichtigen. Milliardenverluste sind die Folge, das Eigenkapital schmilzt wie Butter in der Sonne. Superstar Weinstein wird gefeuert.

      "Nie zuvor erlebte Marktverhältnisse haben einige Schwachstellen in unserem Handelsbereich und im Asset-Management unserer Bank aufgezeigt", sagt Weinsteins Dienstherr, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Anfang Februar, als er den ersten Jahresverlust seines Hauses seit dem Zweiten Weltkrieg vor der Presse und Analysten verkünden muss. In der Beziehung zwischen Handelspositionen und ihren jeweiligen Absicherungspositionen sei es zu erheblichen Verschiebungen gekommen. Vor allem die Wetten auf steigende Anleihekurse im Automobilsektor gehen nicht mehr auf.

      5,7 Mrd. Euro vor Steuern verliert die Deutsche Bank 2008. Allein das Minus im Investmentbanking, zu dem auch Weinsteins Abteilung zählt, beträgt 8,5 Mrd. Euro. Noch 2007 hatten die Wunderkinder um Anshu Jain 4,2 Mrd. Euro verdient. Gut 5,5 Mrd. Euro Verlust machen die Händler von Aktien, Aktienderivaten und Anleihen in New York und London bei ihren Geschäften auf eigene Rechnung und für Kunden - allein im Schlussquartal 2008. Und die Deutsche Bank ist nicht allein. Auch Merrill Lynch, nun unter dem Dach der Bank of America, meldet für das vierte Quartal wegen ähnlicher Strategien 15 Mrd. $ Minus. Von Verlusten im Handel nach der Lehman-Pleite berichteten auch Goldman Sachs, Morgan Stanley, JP Morgan und Credit Suisse.

      Und Weinstein? Ist immer noch ein Star an der Wall Street. Er will jetzt mit 15 Mitarbeitern einen Hedge-Fonds gründen, heißt es. Die Deutsche Bank dagegen dampft ihren Eigenhandel - wie viele andere Institute - radikal ein.

      Aufsteiger, Absteiger

      Karriere Zehn Jahre lang galt Boaz Weinstein als einer der besten Händler an der Wall Street. 1998, mit 24 Jahren, heuert er bei der Deutschen Bank in New York an, nur drei Jahre später geht er als einer der jüngsten Managing Directors in die Geschichte des Hauses ein. Anfang Juni 2008 wird er zusammen mit Colin Fan Leiter des weltweiten Kredithandels der Bank. Anfang 2009 muss er nach Fehlspekulationen gehen.


      © 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg, FTD.de



      P.S. Man munkelt, das Dr. J.A. auch weiterhin sehr guten Kontakt zu Weinstein pflegt. Weinstein ist ja nicht gegangen, weil er keine Ahnung hat, sondern weil man das Gesicht nach außen bewahren musste.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 23:06:23
      Beitrag Nr. 11.867 ()
      Lift off

      yeahhhh
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 23:01:34
      Beitrag Nr. 11.866 ()
      Morgen züdet endlich wieder die Rakete...

      Deutsch Bank

      +10%

      strong buy
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 21:03:26
      Beitrag Nr. 11.865 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.598 von mani08 am 18.02.09 20:59:18hatte schon einen ironischen touch.

      Aber nich zu sehr. Ich hab irgendwie Schadenfreude. Auch wenn`s mich damit auch trifft.
      Avatar
      schrieb am 18.02.09 20:59:18
      Beitrag Nr. 11.864 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 36.606.443 von chris_p am 18.02.09 20:41:29und :confused:

      ist das zum lachen? :rolleyes:

      Oder lachst Du, weil er Deutschland erwähnt hat?!

      Sei, bitte nicht so naiv und denke, wir können uns vom Rest der Welt
      abkoppeln! :keks:

      So, gute Nacht zusammen :yawn:

      mfg :(
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