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“Handelskrieg” oder Weltherrschaft? - Seite 4
Trump mag, sagen wir es einmal nachsichtig, zu spontan sein, um die großen Zusammenhänge im Hintergrund zu sehen. Aber die Kreise, die hinter ihm stehen und ihn steuern, haben sehr wohl das große Bild vor Augen. Es geht letztlich nicht um ein paar Zölle, auch nicht um geistiges Eigentum, das sie im Sinne ihrer eigenen Profite mit leichter Hand längst weg gegeben haben – es geht um die Vormachtstellung auf der Welt. China wurde groß als „Werkbank“ der Welt und die herrschenden Kreise an Wall Street haben wohl lange gedacht, sie könnten mit ihrem Kapital China erobern, so wie sie das nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Ende des Bretton Woods Systems überall konnten.
Dieser Weg scheint im Falle China nicht zu funktionieren. Der Vorstoß Trumps ist womöglich als letzter Versuch in dieser Richtung gedacht, aber es spricht nicht viel dafür, dass er gelingt. Wahrscheinlich wird China ein paar Zugeständnisse machen, mehr aber auch nicht. Es wird seine Grenzen mit Sicherheit nicht öffnen für einen ungehinderten Kapitalverkehr. Möglicherweise gelingt es, eine Art Koexistenz zu etablieren, indem beide Seiten in gewissem Umfang einen halbwegs fairen Handel etablieren. Trump könnte das als persönlichen Erfolg verkaufen, die globale Machtfrage wird jedoch weiter schwelen. Womöglich ist die chinesische Führung so „cool“, Trump seinen „inneren Reichsparteitag“ zu gönnen. Dann können sie ungestörter fortfahren, ihre eigentlichen Interessen zu verfolgen.
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Damit steht hinter dem „Handelskrieg“ USA-China aber auch eine große Zeitenwende. Es ist für mich kaum vorstellbar, dass die dominierenden Finanzkreise in den USA sang- und klanglos den Rückzug antreten. Sie dürften sicher versuchen, China ökonomisch zu destabilisieren. Die Achillesferse des Landes ist die hohe Verschuldung und, ja, auch die zentrale Planung der Wirtschaft (siehe z.B. hier und hier!). Aber das mit der Verschuldung gilt genauso für die USA und Trump muss die Einnahmeausfälle aus der Steuerreform und andere Projekte mit neuen Schulden finanzieren. Und China hat immer noch über drei Bill. Dollar an Währungsreserven, zum großen Teil in US-Staatsanleihen – Potenzial für erhebliches Störfeuer. Andererseits ist der Dollar immer noch die Welt-Leitwährung und die USA werden alles tun, um ihn vor den Karren ihrer Interessen zu spannen (siehe hier!).