Trumps Strafzölle
Bald keine Cabrios von Audi, BMW und Mercedes-Benz auf der Fifth Avenue?
Wenn US-Präsident Donald Trump mit seiner Drohung, Zölle für Autoimporte aus Europa zu verhängen, ernst macht, könnten deutsche Autobauer laut Branchenexperten weniger stark belastet werden als bislang angenommen.
"Man kann davon ausgehen, dass die US-Käufer von Audi, BMW und Mercedes-Benz weniger empfindlich auf Preiserhöhungen reagieren", so Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, in der "WirtschaftsWoche". "Tatsächlich dürften andere Länder noch härter getroffen werden. Die meisten Autoimporte der USA kommen nicht aus Deutschland, sondern aus Mexiko, Kanada und Japan", führt Fuest weiter aus. Die drei Länder stellten zwei Drittel der Autoexporte in die USA. Deutschland folge mit großem Abstand und einem Importwert von 20 Milliarden US-Dollar auf Platz vier. Der im Verhältnis niedrige Importanteil aus Deutschland habe laut Fuest damit zu tun, dass Volkswagen, BMW und Daimler einen Teil der Autos, die sie in den USA verkaufen, auch dort produzieren.
Deutsche Autos werden weiterhin auf der Fifth Avenue fahren...
Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), teilt die Einschätzung des ifo-Präsidenten Fuest. Tatsächlich könnten deutsche Autos in den USA mit den drohenden Zöllen teurer werden, räumte Mattes ein, erklärte aber gleichzeitig: "Bisher haben sich deutsche Modelle in den USA nicht in erster Linie über den Preis verkauft. Gerade auch im Premiumsegment punkten sie mit ihrer hohen Attraktivität und Qualität." Gleichwohl forderte Mattes die Abschaffung von Zöllen und zeigt sich angesichts einer weiteren Eskalation des Handelskrieges besorgt.
...aber Cabrios könnten bald fehlen
Auf dem US-Markt für teure Cabrios ist die Angst europäischer Autobauer vor deutlichen Umsatzeinbußen größer. Der ohnehin schwächer werdende Markt für Luxus-Nischenmodelle wie Cabrios oder Roadster von europäischen Herstellern könnte durch Strafzölle vor dem Aus stehen: "Sollten die Zölle tatsächlich in Kraft treten, würde dies das Geschäft für viele Nischenmodelle, die wir derzeit in den USA verkaufen, infrage stellen", sagt ein Top-Manager eines Autobauers der Nachrichtenagentur Reuters. "Vor allem Cabrios bereiten uns derzeit Kopfschmerzen. Der Brexit und die US-Tarife könnten diesen Markt weiter schrumpfen lassen”, wird der Manager zitiert.
Cabrio-Absatz schon länger rückläufig
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"Wir gehen davon aus, dass der Cabrio-Absatz durch höhere Importzölle stark beeinträchtigt wird", sagte Jeff Schuster vom Marktforschungsinstitut LMC Automotive. Nach LMC-Daten gehe der Cabrio-Absatz in den USA ohnehin seit längerem zurück: Von 177.000 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2012 auf 127.000 im vergangenen Jahr. Unabhängig von den Einfuhrzöllen erwarten die Experten bis 2019 einen weiteren Rückgang auf 113.000 Stück. Mercedes wird in diesem Jahr nach Schätzungen von LMC rund 20.000 Cabriolets in den USA verkaufen, BMW weniger als 16.000. Zusammen mit Audi gehören die beiden Konzerne zu den weltweit führenden Cabrio-Herstellern.
Quellen: WirtschaftsWoche, Süddeutsche Zeitung, Reuters