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     1393  0 Kommentare *Kehrt die handelspolitische Vernunft nach dem 6. November 2018 zurück? - Seite 2

    Doch auch in Amerika würden Wunden geschlagen. Chinas zugehende Importtüren lassen US-Farmer schon jetzt auf ihren Weizen-, Mais- und Sojaernten sitzen wie Glucken auf ihren Eiern, was auch die Verkaufspreise drückt. Sind die Bauern im Mittleren Westen nicht die treuesten Trump-Wähler?

    Und was ist, wenn das Beispiel Harley Davidson Schule macht und immer mehr globale US-Konzerne zur Umgehung der Exportzölle in Europa und China nicht mehr in Amerika, sondern in ihren ausländischen Absatzmärkten produzieren? Überhaupt, die in Amerika produzierende deutsche Autoindustrie wirkt dem US-Handelsbilanzdefizit mit einem Exportanteil von 60 Prozent entgegen. Und sie beschäftigt ca. 120 Tausend Mitarbeiter. Für viele amerikanische Arbeitnehmer ist es ökonomischer Selbstmord, über Trumps Handelspolitik entzückt zu sein.

    Übrigens, das Trump-Bashing der früheren Verbündeten wird den geostrategischen Einfluss der USA immer mehr schwächen. Der US-Präsident sollte nicht vergessen, dass Europa als Gegenleistung für den Schutz von Uncle Sam vor dem „bösen Iwan“ auch massenhaft amerikanische Musik, Fernsehserien und Konsumgüter aufs Auge gedrückt wurde.

    Protektionismus bedroht Unabhängigkeit der Geldpolitik

    Übrigens, da die heimischen Produzenten vor ausländischer Billigkonkurrenz geschützt werden sollen, führen Importzölle z.B. auf Aluminium natürlich zu steigenden Preisen. Und da die amerikanische Binnennachfrage nicht mehr durch kostengünstige Auslandsware - aus China kommt doch bislang so ziemlich alles - sondern vor allem national befriedigt werden muss, kommt es zu dramatischen Kapazitätsüberlastungen in der Industrie. Dass alle steigenden Preise weitergeleitet werden, kann man aktuell bereits an teurerem Bier - was man in Amerika halt so Bier nennt - in Aluminiumbüchsen ablesen.

    Damit könnte Amerika sogar wieder in den „Genuss“ einer restriktiven US-Geldpolitik kommen. Auch angesichts der biblischen Verschuldung wären dann selbst die bis dato nicht tot zu kriegende US-Konjunktur und amerikanische Aktien gefährdet.

    Ein schwacher Aktienmarkt ist noch keinem US-Präsidenten gut bekommen. Vorsorglich hat der US-Präsident bereits die Fed für ihre strengere Zinspolitik kritisiert. Er denkt wohl, der von ihm ernannte US-Notenbankpräsident wäre sein Vasal, der die Zinsen zu senken habe.

    Trump öffnet hier die Tür für massive Stabilitätsrisiken. Die großen Notenbanken könnten in den Schlamassel des Handelskonflikts hineingezogen werden. Dann werden sie einerseits gedrängt, im Sinne eines Abwertungswettlaufs die Importzölle mit geldpolitisch gedrückten Exportwährungen möglichst zu kompensieren. Tatsächlich hat die chinesische Währung seit April 2018 schon um über acht Prozent gegenüber US-Dollar abgewertet. Würde jedoch Inflationsbekämpfung gegenüber Außenhandelsförderung links liegengelassen, wären galoppierende Preise die Folge. Andererseits müssten sie wirtschaftsstabilisierende Konjunkturprogramme durch ihre Notenpressen hemmungslos finanzieren. Die weltweite Schulden-Apokalypse würde noch dramatischer.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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