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     4085  3 Kommentare Wenn die griechische Schuldenkrise ein Maulwurfhügel ist, dann ist die italienische der Mount Everest - Seite 2

    Diese Kreditforderungen sind unverzinst, es gibt keine Rückzahlungsvereinbarungen und Sicherheiten, z.B. in Form der italienischen Goldreserven, sind auch nicht hinterlegt.

    In normalen Euro-Friedenszeiten ist dieses Kreditvolumen weniger dramatisch als es die schiere Größe nahelegt. Käme es jedoch zu einem italienischen Kreditausfall oder gar einem Italexit aus der Währungsunion, würde die Bundesbank und der für sie letztlich geradestehende Bundeshaushalt einen finanziellen Totalschaden erleben.

    Wie wahrscheinlich ist eine italienische Schuldenkrise wirklich?

    Italiens Schulden sind nicht nur ein Fluch, sondern auch ein Segen. Sie verleihen Italien ein massives Druckmittel. Wenn schon die kleine griechische Schuldenkrise fast zum Ruin der Währungsunion geführt hätte, würde die viel größere italienische ihren Exodus bedeuten. Kippt Italien, kippt auch das europäische Gemeinschaftswerk, finanziell und geopolitisch.

    Wenn Rom mit dieser Drohung nicht wuchern kann, womit sonst? Dass man die römische Erpressungskeule einsetzen würde, zeigt die Warnung, den EU-Haushalt zu blockieren bzw. die Zahlungen an Brüssel einzustellen, wenn man Italien bei der Flüchtlingskrise nicht entgegenkommt.

    Die verstehende europäische Politik wird also jede römische Schuldenkrise schon im Ansatz verhindern, zumal sie wie Tomatensuppe über den italienischen Tellerrand schwappte und auch andere Euro-Länder beschmutzte. Italien ist viel zu groß, um aus tatsächlicher Schulden-Not gerettet zu werden. Soweit darf es erst gar nicht kommen.

    Knecht EZB sorgt weiter dafür, dass Italien gut in den Schulden-Stiefel passt

    In der Causa Italia wird Europa finanzpolitische Gnade vor Stabilitäts-Recht walten lassen. Die EU wird alle Augen inklusive Hühner-Augen zudrücken. Hierzu bietet die italienische Infrastruktur, die vielfach noch römischen Ursprungs zu sein scheint, vortreffliche Rechtfertigungen. Wenn diese mit Hilfe neuer Kredite auf Vordermann gebracht wird, ist dies doch gut investiertes Schulden-Geld.  

    Für das weiter geschmeidige italienische Schuldenmanagement sorgt die EZB mit ihrer lockeren Geldpolitik. Dabei würde ein Stabilitätsfalke wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann als Nachfolger von Mario Draghi an der Spitze der EZB bloß stören. Denn Stabilitäts-Denken schadet der Illusion einer intakten Finanz-Stabilität Italiens. Also her mit der nächsten Instabilitätstaube.

    Und tatsächlich zieht die deutsche Bundesregierung Herrn Weidmann als Kandidaten zurück, übrigens im sehr eigenen Interesse. Denn ohne eine Italien-freundliche EZB müssten alternativ riesige Rettungsschirme, wenn nicht sogar Euro-Bonds geschaffen werden. Dafür müsste Deutschland mit seinem guten Finanz-Leumund bürgen, würde aber auch in Form höherer Risikoaufschläge auf seine Anleiherenditen gewürgt. Dann würden schwarze Zahlen in den öffentlichen Haushalten schneller verschwinden als Mäuse, wenn die hungrige Katze kommt. Dem gegenüber kann sich Deutschland mit der planwirtschaftlichen Kreditzinsdrückung der EZB weiter fast für umsonst verschulden. Niemand gibt seinen freien Mittagstisch ohne Not auf. Übrigens eine lockere Geldpolitik schwächt den Euro und stärkt italienische und deutsche Exporte. Noch Fragen?

    Damit also die italienische Kreditpleite und damit letztlich auch die europäische verhindert wird, läuft die Kreditvergabe an Rom munter weiter. Für den Luxus von Stabilitätskriterien ist da kein Platz mehr.

    Europas Finanz- und Geldpolitiker handeln wie Handwerker: Was nicht passt, wird eben passend gemacht!

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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