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    ROUNDUP 2/Nachfolge von Tom Enders  515  0 Kommentare Franzose Faury soll Airbus-Konzern führen

    (neu: Details, Hintergrund, A380-Deal wackelt)

    TOULOUSE (dpa-AFX) - Der Franzose Guillaume Faury soll neuer Chef des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Airbus werden. Der 50-Jährige führt derzeit die wichtige Verkehrsflugzeugsparte und soll nach der Hauptversammlung am 10. April 2019 die Nachfolge des deutschen Konzernchefs Tom Enders antreten, wie der Verwaltungsrat am Montag entschied. Dort sollen ihn die Anteilseigner in das Führungsgremium des Konzerns wählen.

    Die Airbus-Aktie verlor am Abend leicht an Wert. Nachdem sie bereits mit leichten Abschlägen aus dem Börsenhandel gegangen war, sank ihr Kurs nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um weitere 0,6 Prozent. Allerdings waren auch ernüchternde Neuigkeiten zum Airbus-Flaggschiff A380 durchgesickert.

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    Enders bezeichnete Faury als "ausgezeichnete Wahl". Der Manager kenne die Branche gut und stehe durch seine Werte und seine internationale Orientierung "für eine neue Generation von Führungspersönlichkeiten, die Airbus im kommenden Jahrzehnt benötigt". Enders sicherte ihm zu, für einen reibungslosen Übergang zu sorgen. Verwaltungsratschef Denis Ranque sagte, das Gremium habe geschlossen für Faury gestimmt. Der Konzern habe sowohl interne als auch externe Kandidaten geprüft.

    Faury galt bereits als Kronprinz für den Gesamtkonzern, seit er im Februar die Führung des größten Airbus-Geschäftsbereichs von Fabrice Brégier übernommen hatte. Vorher hatte er seit 2013 die Helikopter-Sparte geleitet.

    Dafür, dass der Manager zusätzlich zu seinem künftigen Job als Vorstandschef möglicherweise auch die Verkehrsflugzeugsparte weiterführen wird, gab es zunächst keine Bestätigung. Allerdings berief der Konzern am Montag auch noch keinen Nachfolger für die Leitung des Verkehrsflugzeuggeschäfts. Sowohl die Nachrichtenagentur Bloomberg als auch die französische Zeitung "Le Figaro" hatten zuvor berichtet, dass Airbus die beiden Funktionen bei Faury bündeln wolle. Daher kann es sein, dass der Konzern diese Entscheidung erst später fällt.

    Enders (59) hatte bereits Ende 2017 angekündigt, dass er nach dem Ablauf seines Vertrags keine neue Amtszeit anstrebt. Der von Korruptionsermittlungen erschütterte Luftfahrt-Riese hatte damit einen personellen Neuanfang eingeleitet. Auch Finanzchef Harald Wilhelm geht im kommenden Frühjahr von Bord.

    Etwas holprig verlief die Nachfolge des legendären Verkaufschefs John Leahy, der nach 24 Jahren in dem Job in den Ruhestand gegangen war. Nach langer Suche hatte der frühere Rolls-Royce -Manager Eric Schulz den Job übernommen, er trat aber nach wenigen Monaten "aus persönlichen Gründen" wieder ab. Seit September ist nun der deutsche Airbus-Manager Christian Scherer für die Vermarktung der großen Airbus-Jets zuständig.

    Nach dieser Erfahrung setzt Airbus nun auch an der Konzernspitze auf einen internen Kandidaten. Ursprünglich hatte der Konzern angekündigt, die Enders-Nachfolge bis Ende des Jahres zu regeln - nun fiel die Entscheidung schon etwas früher.

    Faury studierte Ingenieurswissenschaften an der renommierten französischen Elite-Hochschule École Polytechnique und Luftfahrttechnik in Toulouse. Er hat auch eine Lizenz als Flugtest-Ingenieur. Seine Karriere begann er bei der französischen Rüstungsbehörde DGA, wo er unter anderem für die Flugtests des Kampfhubschraubers Tiger zuständig war.

    Später arbeitete er viele Jahre bei Airbus Helicopters, das früher Eurocopter hieß, mit einem zwischenzeitlichen Abstecher zu Peugeot.

    Das Unternehmen ist ein Politikum: Deutschland und Frankreich halten jeweils 11,1 Prozent der Anteile an dem Erzrivalen des US-Flugzeugbauers Boeing , Spanien ist in geringerem Umfang ebenfalls beteiligt.

    Enders steht seit 2012 an der Spitze des Konzerns, der damals noch EADS hieß. Der Deutsche baute Airbus um, leitete die Umbenennung von EADS in Airbus ein und straffte die Führungsstrukturen. Dabei setzte er sich stets dafür ein, den Staatseinfluss zurückzufahren und den Luftfahrtriesen zu einem "normalen Unternehmen" zu machen.

    Im vergangenen Jahr hatten schon länger laufende Ermittlungen in Großbritannien und Frankreich den Konzern unter Druck gesetzt. Eine britische Behörde geht dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte nach, Auslöser war eine Selbstanzeige des Unternehmens. Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft ermittelt. Welche Folgen die Sache für Airbus haben wird, ist noch offen. Enders hatte vor der Möglichkeit "erheblicher Strafen" gewarnt.

    Airbus beschäftigt laut seinem jüngsten Jahresbericht weltweit gut 129 000 Mitarbeiter, davon 46 000 in Deutschland. Neben den großen Verkehrsflugzeugen wie dem Mittelstreckenflieger A320neo und dem weltgrößten Passagierjet A380 baut Airbus beispielsweise den Militärtransporter A400M und Satelliten.

    Zur A380 gab es am Montag allerdings traurige Neuigkeiten. Denn laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg wackelt der jüngste Großauftrag für den Riesenflieger. Die Großkundin Emirates, die Anfang 2018 einen Vertrag über bis zu 36 Maschinen unterzeichnet hatte, konnte sich offenbar nicht für einen Triebwerkstyp entscheiden. Mit dem Antrieb von Rolls-Royce sei Emirates nicht zufrieden, und der Anbieter des einzigen Konkurrenzmodells - die Engine Alliance von General Electric und Pratt & Whitney - zögere, nachdem er seit Jahren keine Aufträge mehr für diesen Antrieb erhalten hat. Bei den beteiligten Unternehmen war keine Stellungnahme zu erhalten.

    Für Airbus ist der Deal entscheidend, um die A380-Produktion am Leben zu erhalten. Seit Jahren hat außer Emirates kaum eine Airline noch mehrere A380 bestellt. Der Hersteller hat die Produktion bereits von zwischenzeitlich bis zu 30 Maschinen auf nur noch 6 Exemplare pro Jahr heruntergefahren./stw/sku/stk

    Von Sebastian Kunigkeit, dpa, und Steffen Weyer, dpa-AFX





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