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    "SPIEGEL-SKANDAL"  4259  4 Kommentare Diskutieren wir über die wirklichen Probleme im Journalismus?

    Der Fall des vielfach preisgekrönten "Starjournalisten" Claas Relotius hat eine breite öffentliche Diskussion über Qualitätsstandards im Journalismus ausgelöst. Aber es gibt größere Medienskandale, über die kaum gesprochen wird.

    Ein Starjournalist wurde als Starfaker enttarnt. Er hat seine Geschichten (teilweise) erfunden. Schlimm genug. Und gut, dass darüber breit diskutiert wird. Gestern habe ich sogar in FOX News einen ausführlichen Bericht gesehen. Ich finde es auch gut, wie der "Spiegel" jetzt selbst damit umgeht. Und auch wenn sich mit Sicherheit viele meiner Leser richtig darüber aufregen, füge ich hinzu: Mir tun jene sauber arbeitenden Journalisten beim "Spiegel" und anderen Medien leid, die jetzt mit Häme überzogen werden und denen pauschal unterstellt wird, dass sie auch so "arbeiten". Das ist die eine Seite der Medaille.

    Maaßen, Diesel, me-too: Die eigentlichen Skandale
    Die andere Seite: Meiner Meinung nach ist das, worüber jetzt so breit diskutiert wird, nicht das entscheidende Problem im Journalismus. Dass Geschichten frei erfunden werden, ist die Ausnahme. Dass aber Geschichten einen bestimmten "Dreh" bekommen, geframet werden, Proportionen verrückt werden und Skandale gemacht werden, die eigentlich keine sind - das ist das größte Problem. Es passiert täglich. Und genau darüber sollte diskutiert werden.

    Sollte ich die größten Skandale im Journalismus 2018 benennen, dann wäre das nicht der Skandal um die Artikel von Claas Relotius, sondern die mediale Hinrichtung von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, die absurde Berichterstattung über Messwerte/Fahrverbote von Diesel und die teilweise an Schauprozesse erinnernde me-too-Skandalberichterstattung.

    Fall Wulff - "Sündenfall unserer Branche"
    Zeit-Chefredakteur Giovanni Di Lorenzo nennt im Interview mit dem aktuellen SPIEGEL zu Recht auch den Fall Wulff, der einige Jahre zurückliegt: "Ich würde sogar sagen, es ist ein Sündenfall unserer Branche gewesen. Da waren Sie nicht alleine, aber Sie waren zusammen mit der ‚Bild' führend in der Demontage von Christian Wulff. Wenn die Maschine des ‚Spiegel' erst mal angeworfen ist, und da sehe ich etwas Systemisches, dann macht sie alles platt. Und wenn sich hinterher herausstellt, es war die falsche Straße, die wir platt gemacht haben, dann ist es für den Betroffenen schon zu spät, weil er einbetoniert ist durch diese Walze. Wulff war so ein Fall, nicht nur von Ihnen, aber auch von Ihnen." So weit Giovanni di Lorenzo.

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    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    "SPIEGEL-SKANDAL" Diskutieren wir über die wirklichen Probleme im Journalismus? Der Fall des vielfach preisgekrönten "Starjournalisten" Claas Relotius hat eine breite öffentliche Diskussion über Qualitätsstandards im Journalismus ausgelöst. Aber es gibt größere Medienskandale, über die kaum gesprochen wird.