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     2579  2 Kommentare In der Brexit-Frage kommt es jetzt zum Showdown - Seite 2

    Nach einem Rücktritt von Frau May und einer Neuwahl könnten neue politische Köpfe auch Platz für einen neuen Scheidungsprozess machen. Ein finaler Verbleib der Briten zumindest in der Zollunion sollte der Realität gehorchend erreichbar sein. Auch eine neue Volksabstimmung könnte mit der Begründung angesetzt werden, das britische Volk möge über die geänderte Gemengelage seit dem ersten Votum neu befinden. Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, dass ich mir genau das mit einem anderen Ergebnis als am 23. Juni 2016 wünsche.  

    Wer in den Abgrund geschaut hat, wird den Brexit mit anderen Augen betrachten

    Natürlich hätte ein erneutes Referendum mit anderem Ausgang ein Geschmäckle. Die Brexit-Anhänger fühlen sich mit Blick auf das Ergebnis der ersten Abstimmung massiv getäuscht. Einen Tod muss Großbritannien jedoch sterben. Entweder sie leben in einem Little Empire für wirtschaftlich Arme oder auf deutlich höherem Wohlstandsniveau in einem vereinten Europa.

    Hier spielt die Zeit eine wichtige Rolle. Je mehr sich die wirtschaftliche Unsicherheit im Vereinigten Königreich mit nachgebenden Immobilien- und Wertpapierpreisen, weniger Unternehmensinvestitionen, steigenden Arbeitsplatzverlusten bei steigender Inflation für Güter des alltäglichen Gebrauchs - wenn sie überhaupt ausreichend zur Verfügung stehen - zeigt, umso mehr wird die Kraft des Faktischen die Briten spüren lassen, dass die gesamte Austrittsidee eine masochistische, Wohlstand auffressende Schwachsinns-Idee ist. Dass es den Briten außerhalb des gemeinsamen Wirtschaftsraums bessergeht, ist eine so große Lüge des Brexit-Lagers, die sich selbst Pinocchio nie getraut hätte. Annehmlichkeiten vermisst man immer dann am meisten, wenn man sie nicht mehr hat.

    Übrigens, bei Annahme des Brexit-Deals im Parlament wären die Briten tatsächlich am 29. März aus der EU ausgetreten. Das hätte eine Rückkehr in die EU ziemlich unmöglich gemacht.

    An den Finanzmärkten ist Gelassenheit zu beobachten. Dort wird nicht von einem ungeregelten EU-Austritt der Briten ausgegangen. Man hat den Glauben an die wirtschaftliche Vernunft im Inselstaat noch nicht aufgegeben.

    Sollten die Briten dennoch unkontrolliert austreten, muss man sie gehen lassen. Vogel, friss oder stirb. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Dann werden sie zur Insel der wirtschaftlich Verdammten. Irgendwann, wenn sie ihren Fehler eingesehen haben, können sie ja wieder beitreten, allerdings zu den Bedingungen der EU.

    Die Börsen wären von einem No Deal-Brexit zwar not amused. Aber nach ein paar wilden Tagen an der Börse wird man sich auch daran gewöhnt haben. Viel wichtiger ist ohnehin, was das Thema Handelskrieg zwischen den USA und China macht. Jede Entspannung hier wird den Brexit weit überstrahlen.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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