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    Marktkommentar  1188  0 Kommentare Stephan Rieke (Oddo BHF): Turbulenzen im UK

    Finanzmärkte zeigten sich nur wenig beeindruckt von den politischen Turbulenzen im UK.

    An den Aktienmärkten wurden sowohl die drastische Niederlage der britischen Premierministerin May bei der Abstimmung über den vorgelegten EU -Austrittsvertrag als auch ihre klare Bestätigung im Amt bei dem mittwochs folgenden Misstrauensvotum mit großer Gelassenheit hingenommen.

    Freitag, 18.01.2019

    Aktienmärkte:

    Trotz des damit einhergehenden kräftigen Medienrauschens hatten die Anleger auch die laufende US -Berichtssaison für Q4/2018 (Gewinne der 44 bislang berichtenden Unternehmen des S&P 500: 21,8% ggü. Vj.) und die Nachrichten über die von der Pekinger Regierung und der People’s Bank of China verkündeten Stimulierungsmaßnahmen im Blickfeld.

    So sieht denn auch die Zwischenbilanz der Woche für die EWU -Leitindizes (Euro STOXX 50: unverändert, DAX 30: 0,3%, CAC: 0,3%) überwiegend leicht positiv aus. Der recht überschaubare Rückgang des von weltmarktorientierten Unternehmen dominierten britischen FTSE 100 (-1,2%) dürfte weniger den politischen Schlagzeilen geschuldet sein als dem sich befestigenden britischen Pfund. Unter den STOXX-Sektoren ragen diese Woche die Grundstoff- und die Baubranche (jew. 1,5%) positiv hervor, wenig Freunde fanden dagegen Werte aus den Segmenten Telekommunikation und Medien (jew. -0,8%).

    Der S &P 500 eröffnete gestern (17.01) unter dem Eindruck enttäuschender Zahlen einer großen US-Investmentbank und eines Gesetzentwurfs, der den Verkauf von Chips an gegen US-Sanktionen verstoßende ausländische Unternehmen verbieten würde, etwas schwächer. Die Käufer ließen allerdings nicht lange auf sich warten, der Leitindex schloss mit einem Tagesgewinn von 0,8%, was den in der laufenden Woche erzielten Kurszuwachs auf 1,5% erhöhte; vorne weg marschierte dabei der der zinssensitive Finanzsektor mit beachtlichen 4,3%, unter den Schlusskursen von letzten Freitag notieren nur die defensiven Versorger (-0,3%).

    An den asiatischen Leitbörsen herrscht heute Morgen (18.01) Zuversicht, nachdem die US-Regierung laut einem (vom Finanzministerium dementierten) Bericht des Wall Street Journals erwägt, die Einfuhrzölle auf chinesische Produkte aufzuheben. Der Nikkei 225 beschloss die Handelswoche mit einem Zuwachs von 1,5%, der südkoreanische KOSPI 200 mit 2,5%; der chinesische CSI 300 liegt 2,4% über Vorwochenniveau.

    Renten und Währungen:

    Die Renditen für 10J EWU-Staatsanleihen bewegten sich im bisherigen Wochenverlauf (mit Ausnahme deutscher Papiere) in Richtung Süden, der Euro (aktuell: 1,14 US-$) konnte die vorige Woche erklommene Marke von 1,15 US-Dollar nicht verteidigen. Das britische Pfund trotzte den politischen Schlagzeilen und konnte sich sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch dem Euro deutlich befestigen.

    Edelmetalle und Rohstoffe:

    Gold (aktuell: 1292 US-$/Unze) setzte diese Woche seine seit Anfang Januar laufende Konsolidierung fort. Rohöl (Brent-Future aktuell: 61,9 US-$) bewegte sich unter geringen Schwankungen um die Marke von 60 US-Dollar, die Meldungen über eine rekordhohe US-Förderung (11,9 Mio. Barrel/Tag) und kräftig gestiegene US-Ölexporte (3,2 Mio. Barrel/Tag) zeigten keine nachhaltigen Wirkungen. 

    Konjunkturelles Umfeld

    Aus der Eurozone wurde gestern (17.01) die energiepreisbedingt niedrigere, finale Inflationsrate für Dezember ( 1,6% nach 1,9%, jew. ggü. Vj.) gemeldet. Die Vereinigten Staaten warteten mit den wöchentlichen Erstanträgen für Arbeitslosenhilfe (213.000 nach 216.000) und einem steigenden Geschäftsklimaindex der Philadelphia Fed (Januar: 17,0 nach 9,1) auf; die eigentlich anstehenden Daten zur Entwicklung des Wohnimmobilienmarkts (Building Permits, Housing Starts) fielen dem anhaltenden „government shutdown“ zum Opfer.

    Aus Japan kam heute Morgen schon die Dezember-Inflationsrate ( 0,3% nach 0,8%, jew. ggü. Vj.), auf dem US -Datenkalender stehen noch die Industrieproduktion (e: 0,3% ggü. Vm.) und das vorläufige Verbrauchervertrauen der University of Michigan (Januar e: 97,0).

    Erste EZB-Forward Guidance 2019:

    Nach den ersten öffentlichen Auftritten von EZB-Vertretern kommt es nächsten Donnerstag dann auch zur ersten Sitzung des EZB-Rats in diesem Jahr – einem Jahr mit wichtigen personellen Änderungen an der EZB-Spitze (Praet, Draghi, Coure). Da keine Zinsänderung zu erwarten ist, gilt die volle Aufmerksamkeit der sog. „Forward Guidance“, also der Kommunikation der Notenbanker über die künftige Ausrichtung der Geldpolitik. Hierbei steht auch die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung der Währungsgemeinschaft im engen Zusammenhang, da die zukünftige Zinspolitik von der erwarteten Wirtschaftsdynamik abhängt.

    In seiner Rede zum 20-jährigen Bestehen des Euros hatte EZB-Präsident Mario Draghi von einer unerwarteten Verlangsamung der Wachstums -und Preisdynamik im Euroraum gesprochen die weitere monetäre Unterstützung erfordere. Dennoch sieht der Notenbankchef keine Rezession kommen. Die Einschätzung der Einkaufsmanager zur Wirtschaftslage der Währungsunion wird wenige Stunden vor der EZB-Sitzung am Donnerstag mit den Markit Einkaufsmanagerindizes der Eurozone bekannt gegeben. Bloomberg-Umfragewerte deuten auf einen leichten Rückgang im verarbeitenden Gewerbe auf 51,3 Punkte (Dez: 51,4), wohingegen für den Dienstleistungssektor ein Anstieg auf 51,8 von zuvor 51,2 erwartet wird. Das würde die Aussagen der Währungshüter tendenziell unterstützen.

    Das am Dienstag mit 1,5% ausgewiesene BIP-Wachstum Deutschlands über das gesamte Jahr 2018 ist zwar der niedrigste Zuwachs in fünf Jahren, impliziert aber gleichzeitig, dass eine technische Rezession der deutschen Wirtschaft abgewendet wurde. Das Ausbleiben der deutschen Rezession steht also im Einklang mit den Aussagen Draghis. Mit der Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex nächsten Freitag erhalten Anleger dann auch einen Indikator zur Einschätzung der künftigen konjunkturellen Entwicklung in der Bundesrepublik. Für das Geschäftsklima wird im Januar ein minimaler Rückgang auf 100,9 Zähler erwartet (Dez: 101,0).
    Interessant wird sein, ob im EZB-Rat quantitative Maßnahmen thematisiert werden. Denkbar wäre hier eine Neuauflage längerfristiger Refinanzierungskredite (TLTROs), die der EZB-Rat in der Dezember-Sitzung zwar ansprach, jedoch nicht tiefergehend diskutierte. Dies ist v.a. für den italienischen Bankensektor ein wichtiger Aspekt. Ganz allgemein hatte Draghi allerdings schon für den Fall angedeutet, dass auch unkonventionelle Notenbankinstrumente bereitstehen müssten. Spätestens auf Rückfrage der Journalisten dürfte sich EZB-Präsident Draghi zu diesem Punkt äußern.
    Angesichts der konjunkturellen Verlangsamung und dem verhaltenen Preisdruck wird es für die Währungshüter zunehmend schwierig, die zinspolitische Normalisierung einzuleiten. Wahrscheinlich wird die EZB-Forward Guidance auf eine Verschiebung der Zinserhöhung in das Jahr 2020 deuten.



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