Marktbericht März 2019
Die Europäische Zentralbank sagt die Zinswende ab - Seite 2
Notenbanken verspielen Vertrauen
Unser ungedecktes Währungssystem basiert letztendlich auf Vertrauen. Immer wieder haben die EZB und andere Notenbanken den Eindruck vermittelt, sie seien Herr der Lage und könnten die überschüssige Liquidität jederzeit wieder einfangen. Gerne wurde das Thema Zinswende von Politik und Medien aufgegriffen mit der Hoffnung auf eine Rückkehr in frühere (Zins)Zeiten. Eine Wunschvorstellung, die sich sukzessive in Luft auflöst. Es besteht die Gefahr, dass auf diese Weise Stück für Stück das Vertrauen in die Allmacht der Notenbanken erodiert.
Noch wird aber Zuversicht verbreitet. So blieben die Wachstumsprognosen der EZB für 2020/21 weitestgehend unverändert. Zudem wird nach wie vor mit einem mittelfristig moderat steigenden Preisdruck gerechnet. Trotz des gestern beschlossenen neuen Stimulus scheinen die Währungshüter die Hoffnung auf eine Normalisierung der Geldpolitik noch nicht aufgegeben zu haben. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
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Der Anlagenotstand bleibt ständiger Begleiter der Anleger
Aus den oben genannten Gründen wird der sogenannte Anlagenotstand ein stetiger Begleiter in der Eurozone bleiben. Die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsrate) bleiben auf absehbare Zeit bei Null oder gar im negativen Bereich. Wer heute eine Bundesanleihe mit fünfjähriger Laufzeit kauft, verliert jedes Jahr etwa 2,5 Prozent an Kaufkraft.
Nur durch diesen Vermögenstransfer vom Gläubiger zum Schuldner kann das System stabil gehalten werden. Die Nullzinsphase in der Eurozone wird somit länger fortbestehen, als viele befürchtet haben. Die EZB ist mit ihrer Zinspolitik dort angelangt, wo sie zu Beginn der Draghi-Ära vor gut siebeneinhalb Jahren begonnen hatte. Das heißt, bei der Subvention der Schuldner und der Bestrafung der Sparer sowie sonstiger Gläubiger. Die Sparer werden erkennen müssen, dass die Notenbanker alles daransetzen werden, die Zinsen unter der Inflationsrate zu halten. Damit ist eines klar: der Sparer bleibt auch in den kommenden Jahren der ökonomische Verlierer der Finanzkrise. Er verliert Vermögenssubstanz und kann selbst die moderate Inflation in der Eurozone durch Sparen allein nicht kompensieren.