David gegen Goliath?
RTL allein gegen Netflix: Ein letztes Aufflackern?
Die RTL Group will allein gegen Netflix antreten. 350 Millionen Euro sollen in den Ausbau des Video-Streaming-Angebots "TV Now" investiert werden. Reicht das, um sich erfolgreich gegen den Streaming-Giganten aus den USA zu positionieren?
Der Erfolg von Video-Streaming-Diensten wie Netflix und Amazon bringt klassische Fernsehsender zunehmend in Bedrängnis. Die RTL Group, Europas größter Fernseh- und Radiokonzern, will den Kampf gegen die übermächtige Streaming-Konkurrenz aus den USA allein aufnehmen. RTL-Boss Bert Habets schloss eine Kooperation mit dem Konkurrenten ProSiebenSat.1 vorerst aus. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters".
Habets sagte gestern bei der Präsentation der RTL-Jahresbilanz: "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das als selbständige Einheit entwickeln können, die erfolgreich Wachstum und Größenvorteile erreicht", Und weiter: "Wir wollen in jedem unserer Märkte unter den größten drei Streaming-Plattformen sein".
Zwar stieg der Umsatz von RTL im vergangenen Jahr um 2,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, allerdings schrumpfte der Gewinn deutlich. Das Betriebsergebnis (Ebitda) ging 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro zurück. Grund dafür ist ein positiver Sondereffekt aus dem Vorjahr – RTL hatte 2017 Immobilien in Paris für 94 Millionen Euro verkauft. Rechnet man diesen Einmaleffekt raus, hätte RTL seinen Gewinn 2018 nur um 0,7 Prozent gesteigert.
In Deutschland sanken RTLs Einnahmen aus dem klassischen TV-Werbegeschäft deutlich. Sie fiel um 2,8 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Grund: wichtige Sport-Mega-Events wie die Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Winterspiele wurden von der Konkurrenz übertragen. Dies berichtet das "Handelsblatt".
RTLs Streaming-Dienst "TV Now" gewinnt zunehmend an Bedeutung. In den nächsten drei Jahren will die RTL Group mindestens 350 Millionen Euro in dessen Ausbau investieren. Davon sollen 300 Millionen Euro für die Produktion neuer Inhalte ausgegeben werden. Trotzdem soll dies den Gewinn nur bedingt belasten, da man von zusätzlichen Umsätzen aus dem Streaming-Angebot ausgehe. Habets erklärte: "Mit anderen Worten: Wir werden weiterhin hohe Gewinnmargen erzielen". Ob das reicht, um sich erfolgreich gegen den Streaming-Giganten Netflix zu positionieren, muss sich noch zeigen.
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Bei der RTL-Konkurrenz ProSiebenSat.1 glaubt man, dass die zusätzlichen Investitionen in den Ausbau des Streaming-Angebots die Profitabilität von ProSiebenSat.1 schmälern werden. Anfang des Jahres hatte ein negativer Analystenkommentar die ProSiebenSat.1- Aktie crashen lassen. Die Aktie des RTL-Konkurrenten war zeitweise auf ein Sieben-Jahres-Tief gefallen.
Innerhalb eines Jahres verlor die Aktie der RTL-Group mehr als 25 Prozent an Wert. Die Aktie von ProSiebenSat.1 büßte im gleichen Zeitraum sogar fast 44 Prozent ein. Die Netflix-Aktie gewann hingegen mehr als 25 Prozent hinzu.
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