Überraschung
China zieht E-Autos den Stecker
China reduziert die Subventionen für Elektrofahrzeuge und Hybride. Die Kürzungen fielen höher aus als erwartet. Darunter werden junge Unternehmen mehr leiden, als die alten Platzhirsche der Branche.
Die chinesische Regierung hatte die Autobauer vor ihren Plänen gewarnt: Nach 2020 die Subventionen abzubauen und vollständig abzuschaffen. Während die finanzielle Unterstützung das schnelle Wachstum der neuen chinesischen Elektroautoindustrie beflügelt hatte, gibt es Bedenken, dass die Automobilhersteller zu sehr von ihnen abhängig geworden sind. Nun werden viele Hersteller ihre Preise an die neuen Gegebenheiten anpassen.
Die Subvention für reine Elektroautos, mit einer Reichweite von 400 Kilometern und mehr, wird um die Hälfte auf 25.000 Yuan (3.700 US-Dollar) pro Fahrzeug reduziert. Ferner wurde der generelle Anspruch auf eine Förderung insofern erschwert, als das die Mindestreichweite von 150 auf 250 Kilometer angehoben wurde. Dies bedeutet, dass es für Fahrzeuge mit einer maximalen Reichweite von weniger als 250 Kilometern keine Unterstützung gibt.
Zusätzlich zu den Subventionen der Zentralregierung boten chinesische Städte und Provinzen weitere Anreize, um Elektroautos attraktiver zu machen. "Wenn man die Halbierung der Subventionen für Elektrofahrzeuge mit einer Reichweite von mindestens 400 Kilometern mit der vollständigen Abschaffung der direkten Anreize von den lokalen Regierungen kombiniert, beträgt die Gesamtreduzierung 67 Prozent, eine drastischere Reduzierung als die 40 Prozent oder 50 Prozent, die der Markt erwartet hatte", so Patrick Yuan, ein Jefferies-Analyst.
Subventionen waren der Schlüssel zur Herstellung von Plug-in-Hybriden und E-Autos von Unternehmen wie BYD, das von Warren Buffett unterstützt wird. So wurden die neuen Modelle für chinesische Verbraucher erschwinglich. Die nun bevorstehende Kehrtwende wird sowohl junge Autobauer als auch etablierte Marken treffen, denn China ist der wichtigste Wachstumsmarkt der Branche.
"Auf die deutschen Autobauer sollte die Kursänderung wenig Auswirkungen haben, bieten sie ihre Wagen im Premiumsegment doch derzeit noch überwiegend mit Verbrennungsmotor an", so Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Und weiter: "Die chinesischen Anbieter betroffener Modelle dürften jedoch einen Nachfragerückgang beklagen".
Die Aktien des E-Autoherstellers NIO könnten besonders stark betroffen sein. "Trotz des Kampfes um die Nachfrage hat das Unternehmen kürzlich angekündigt, dass es die Preise nicht senken wird, um niedrigere EV-Subventionen auszugleichen", schrieb Robin Zhu, ein Bernstein-Analyst, in einem Bericht am Dienstag. Das NIO-Papier steht an der NYSE bei 4,98 US-Dollar - dem niedrigsten Kurs seit dem IPO im vergangenen September.
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Auch andere E-Autohersteller aus China könnten durch die neue Verordnung in Schwierigkeiten geraten. So hatte kürzlich Xpeng Motors angekündigt, dass das Unternehmen über ein Listing in den USA nachdenkt. Diese Pläne könnten nun für längere Zeit auf Eis gelegt werden. Auch Tesla ist an China stark interessiert, um dauerhaft schwarze Zahlen zu schreiben. Das Tesla-Papier steht an der Nasdaq bei 274,83 US-Dollar - gut 100 US-Dollar unter den Höchstständen der letzten 12 Monate.
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