Dividendenwerte
High Liner Foods – Gefallener Aristokrat vor der Trendwende? - Seite 4
Die Disruption in der Dividendenhistorie von High Liner Foods ist ein schönes Beispiel dafür, dass auch Hochdividenden-Aristokraten straucheln können und irgendwann auch werden – so, wie irgendwann auch jedes Unternehmen in die Insolvenz gehen wird. Bezeichnenderweise ist der kanadische Fischhändler über das spezifische Branchenrisiko, nämlich einen Lebensmittelskandal, gestolpert. Kombiniert mit den Fehlentwicklungen der letzten Jahre hat das ausgereicht, die mit Sicherheit schwere Entscheidung pro Dividendenkürzung zu fällen.
Ob dies alles so vorauszusehen war sei mal dahin gestellt. Im Rückspiegel erschließt sich jeder Straßenverlauf und ohne Insiderkenntnisse bleibt jedes Unternehmen für jeden außerhalb des Topmanagements eine schwarze Kiste. In jedem Fall belegt die skizzierte Entwicklung auch die Nutzlosigkeit einer bisweilen vorgetragenen Binsenweisheit: „Essen [Wohnen, Reisen, Kommunizieren] müssen die Leute immer!“ Das ist selbstredend richtig, sagt aber nichts über die Güte einer bestimmten Form der Bedarfsdeckung aus. Und selbstverständlich kann auch ein überlebenswichtige Güter herstellender Betrieb an ökonomischen Gesetzmäßigkeiten scheitern.
Nichts desto trotz müssen Einkommensinvestoren High Liner Foods keineswegs abschreiben. Sicher, die Dividendenrendite beträgt auf Basis der jüngst gekürzten Ausschüttung nur noch gut zwei Prozent pro Jahr. Allerdings halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass dem Unternehmen die Trendwende gelingen und es auch im Hinblick auf die Dividende an alte Zeiten anknüpfen wird.
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So hat High Liner Foods nach wie vor eine führende Position in einem interessanten Wachstumsmarkt inne. Trotz der Rückrufaktion stützt sich das über Jahrzehnte gewachsene und kultivierte Vertriebsnetz nach wie vor auf starke Einzelhandels- und Großhandelsmarken. Zudem handelt es sich um ein krisenerprobtes Traditionsunternehmen, welches schon ganz andere Stürme überstanden hat. Ferner ist der Fachhändler für Fisch und Meeresfrüchte in einer wenig wettbewerbsintensiven Branche tätig sowie in der Lage, steigende Erzeugerpreise auf die Kunden abzuwälzen. Sein Produkt- und Dienstleistungsportfolio lässt sich weder durch die Digitalwirtschaft substituieren noch durch fernöstliche Konkurrenten kopieren, jedenfalls nicht im Heimatmarkt.