Eskalation im Nahen Osten scheint vom Tisch - Seite 2
Bereits in der Börse-Intern vom 17. Dezember hatte ich geschrieben, dass das Teilabkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die Aussicht auf einen geregelten Brexit in den Umfrageergebnissen noch nicht berücksichtigt waren und die Unternehmenslenker noch etwas positiver in die Zukunft blicken dürften. Jetzt wird es spannend, wie sehr diese positiven Aspekte von den Entwicklungen im Nahen Osten überschattet werden.
Zweigeteilte Wirtschaft
Und man sollte weiterhin berücksichtigen, dass die Wirtschaft zweigeteilt ist. Das haben jüngst auch die Einkaufsmanagerdaten vom Institute for Supply Management (ISM) gezeigt. So ist der Index für das verarbeitende Gewerbe der USA im Dezember von 48,1 auf 47,2 Punkte überraschend weiter gesunken. Und er erreichte damit den niedrigsten Wert seit Beginn des Aufschwungs Mitte 2009 (!). Zugleich hat sich aber die Stimmung der US-Dienstleister überraschend deutlich aufgehellt. Der Serviceindex sei um 1,1 Punkte auf 55,0 Zähler gestiegen, teilte das ISM vorgestern zu den Umfrageergebnissen mit. Hier wurde immerhin der höchste Wert seit August 2019 erreicht.
Neue Notenbankliquidität für die Märkte
Treibend auf die Aktienkurse dürfte auch wirken, dass Chinas Notenbank seit dem 6. Januar die Reserveanforderung für Banken bei der Kreditvergabe um 0,5 Prozentpunkte gesenkt hat. Damit soll das Wirtschaftswachstum angekurbelt und der Rückgang beim Wachstumstempo gebremst werden. Chinas Notenbank bezifferte das Volumen, das durch diesen Schritt freigesetzt wird, auf rund 800 Milliarden Yuan (104 Mrd. Euro).
Mit der aktuellen Maßnahme müssen große Banken noch 13 % eines Kredits bei der Zentralbank hinterlegen, für kleinere Häuser liegt der Satz bei 11 %. Und die chinesische Notenbank hat in diesem Bereich noch eine Menge Spielraum, um die heimische Wirtschaft zu stützen.
Eskalation im Nahen Osten scheint vom Tisch
Und so erklärt es sich wohl, dass die Anleger die fundamentale Lage höher gewichtet haben als eine mögliche Eskalation im Nahen Osten, die aber nach der gestrigen Rede von US-Präsident Donald Trump vorerst auch vom Tisch scheint. Entsprechend konnten die Aktienmärkte während und nach der Rede auch weiter zulegen, während die sicheren Häfen wieder auf den Markt geworfen wurden und die Ölpreise deutlich nachgaben. Eine Stärkere Korrektur könnte damit nun noch etwas auf sich warten lassen. Angesichts der überkauften Aktienmärkte sollte man aber jederzeit auf eine solche vorbereitet sein.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)