Corona
Todesstoß für das Bargeld?
Das Coronavirus, soviel scheint heute schon festzustehen, wird die Welt verändern. Viele Verhaltensweisen werden durch die Pandemie beeinflusst, so manche Gewohnheit wird verschwinden.
Die Deutschen haben ein spezielles Verhältnis zum Bargeld. Sie hängen an Scheinen und Münzen. Barzahlung schien fest in der deutschen DNA verankert zu sein. Doch seit einigen Wochen, Corona sei Dank, heißt es plötzlich in vielen Geschäften: „Zahlen Sie bitte mit Karte“. Die Pandemie wird die Nutzung von kontaktlosen Bezahlverfahren, Giro- und Kreditkarten sowie mobilem Zahlen per Smartphone beschleunigen. Darin sind sich die meisten Experten einig. Die Hygienemaßnahmen führen zu einer Entwöhnung von Barzahlungen. Erste Berechnungen halten eine Quote von nur 20 Prozent der Cash-Zahlungen nach Umsatz bis 2025 für möglich.
Die Deutschen horten Bargeld
Auf der anderen Seite horten die Deutschen immer mehr Bargeld zu Hause. Ende 2019 betrug der Bargeldbestand der deutschen Haushalte insgesamt 253 Mrd. Euro. Der Bestand nahm damit allein 2019 um 32 Mrd. Euro bzw. 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Durchschnittlich entspricht das mehr als 3.000 Euro für jeden Deutschen. Mit der Niedrigzinsphase hat die Bargeldhaltung in Deutschland einen regelrechten Boom erlebt. Seit Ende 2013 haben sich die Bargeldbestände mehr als verdoppelt. Die Verunsicherung vieler konservativer Anleger hat in den letzten Jahren zugenommen. Das hat scheinbar dazu geführt, dass immer mehr Sparer einen Teil ihres Geldes lieber unter das Kopfkissen legen. Aus Renditesicht ist das natürlich alles andere als sinnvoll. Durch die Inflation hatten die Deutschen damit in den letzten Jahren einen Wertverlust von durchschnittlich ca. ein bis zwei Prozent.
Corona-Krise verstärkt Trend zum Bargeldsparen
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Die Corona-Krise hat diesen Trend verstärkt. Eine Analyse von Barkow Consulting im Auftrag der ING Deutschland hat gezeigt, dass im März 2020 der Bargeldumlauf in der gesamten Eurozone zugenommen hat. Der Anstieg gegenüber Vorjahr beträgt aktuell fast 100 Mrd. Euro oder acht Prozent. Verglichen mit der Entwicklung in den Vormonaten Januar und Februar lässt sich für die Euro-Zone ein „Corona-Sondereffekt“ im März von ca. 30 Mrd. Euro ausweisen. Von diesem entfallen ca. 20 Prozent bzw. sechs Mrd. Euro auf die deutschen Privathaushalte. Für viele Anleger scheint Bargeld eher Geldaufbewahrungsmittel, anstatt Zahlungsmittel zu sein. Banknoten sind offensichtlich derzeit der sichere Hafen für viele Sparer.