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    Mehr als hundert ESG-Faktoren  6125  0 Kommentare CO2-Bilanz reicht nicht: Was Top-Nachhaltigkeits-Fonds wirklich ausmacht

    Das Thema Nachhaltigkeit findet in der Finanzwelt immer mehr Beachtung. Doch uneinheitliche Definitionen von ESG-Kriterien machen es Anlegern bei der Entscheidungsfindung nicht gerade einfach. Im Gespräch mit Christian Bayer, erzählt Prof. Martin Weber (Foto) im Smart Investor, wie der neue Indexfonds ARERO Nachhaltig (WKN: DWS26Y) funktioniert und es zusammenpasst, dass ausgerechnet ÖL eine bedeutende Gewichtung einnimmt.

    Smart Investor: Prof. Dr. Weber, der Arero-Ansatz nutzt die Anlageklassen Aktien, Renten und Rohstoffe. Wie werden Sustainability-Kriterien beim neuen Arero Nachhaltig auf der Aktienseite berücksichtigt?

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    Weber: Bei den Aktienindizes gehen wir so vor, dass kontroverse Geschäftsfelder identifiziert und Unternehmen bei Überschreiten eines definierten Anteils am Umsatz ausgeschlossen werden. Zu diesen Geschäftsfeldern zählen beispielsweise Tabakprodukte, Glücksspiel oder die Herstellung von Streubomben. Darüber hinaus nutzen wir ein Screening, das sich auf internationale Standards unter anderem bei Kinder- und Zwangsarbeit, Arbeitsbedingungen und ethischer Unternehmensführung konzentriert.

    Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Bekämpfung des Klimawandels, die bei vielen nachhaltig orientierten Investoren einen hohen Stellenwert einnimmt.
    Dabei werden beispielsweise die CO2-Bilanz und der Einsatz fossiler Brennstoffe berücksichtigt. Konzerne sind einem Klimatransitionsrisiko ausgesetzt. Das bedeutet, dass Firmen mit einer schlechten CO2-Bilanz bei einer höheren CO2-Bepreisung Einkommensrückgänge hinnehmen müssen.

    Auf der anderen Seite gibt es auch Unternehmen, die profitieren, weil sie Lösungen für regenerative Energien und Energieeffizienz anbieten. Abschließend lassen wir über mehr als 100 Faktoren die allgemeine ESG-Qualität von Unternehmen, also die Berücksichtigung von sozialen, Umwelt- und Unternehmensführungsaspekten, über ein Best-in-Class-Rating bewerten.

    Smart Investor: Das hört sich nach der Verarbeitung einer gigantischen Menge von Daten an. Wie ist das bei dem passiven Indexkonzept des Arero umsetzbar?

    Weber: Wir nutzen für unseren Ansatz das Softwaresystem der DWS Engine. Das bedeutet konkret, dass wir nicht auf einen einzelnen Anbieter von Nachhaltigkeitsdaten angewiesen sind. Die DWS Engine verarbeitet das Research von mehreren führenden ESG-Datenlieferanten. Auf der Rentenseite investieren wir ausschließlich in einen Staatsanleihenindex, der 14 Staaten der Eurozone abbildet.

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    Bei dieser Anlageklasse gibt es keine Auswirkungen aufgrund des ESG-Filters im Vergleich zum klassischen Arero-Indexfonds. Die Praktizierung der Todesstrafe oder die Nichtunterzeichnung des Kyoto-Protokolls zum Klimaschutz wären Ausschlusskriterien. Sie spielen im konkreten Fall aber keine Rolle. Im Rohstoffsegment wird im Arero Nachhaltig ein Index genutzt, der Agrarrohstoffe und Nutztiere ausschließt. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Energie, Industriemetalle und Edelmetalle.

    Smart Investor: Viele Anleger wollen nachhaltig investieren, fühlen sich aber oft durch unterschiedliche Kriterien, die in Fonds berücksichtigt werden, verunsichert. Wie lässt sich bei Rohstoffindizes der Nachhaltigkeitsgedanke umsetzen? Fossile Energien wie Öl sind ja auch im Arero Nachhaltig hoch gewichtet.

    Weber: Es ist eine große Herausforderung, dass Nachhaltigkeit nicht eindeutig definiert ist. Etliche Aspekte sind heterogen und werden auch von Investoren kontrovers betrachtet. Manche lehnen Investments in Lebensmittel grundsätzlich ab, andererseits ist beispielsweise Weizen ja ein nachwachsender Rohstoff. Nehmen Sie Unternehmen wie Volkswagen. Der Konzern stellt Elektroautos her. Andererseits gibt es, wenn man an den Dieselskandal denkt, erhebliche Probleme mit der Governance. In letzter Konsequenz muss der Anleger entscheiden, wie er investieren möchte.

    Natürlich haben auch Nachhaltigkeitsfonds, die sehr streng thematisch ausgerichtet sind, ihre Berechtigung. Allerdings ist auch klar, dass mit solchen Produkten keine breite Streuung erreicht wird. Beim Arero Nachhaltig ist diese breite Diversifikation gegeben. Öl ist aus unserer Sicht im Rohstoffindex vertretbar, zumal auch Firmen mit diesem Rohstoff zunehmend ressourcenschonend umgehen. An der grundsätzlichen Konzeption gibt es keine Unterschiede zwischen dem Arero und dem Arero Nachhaltig.

    Die Aufteilung in 60 Prozent Aktien, 25 Prozent Renten und 15 Prozent Rohstoffe, das Rebalancing sowie die Aufteilung der Aktienquote auf die vier Regionen Nordamerika, Europa, Pazifik und Schwellenländer ist identisch. Das gilt auch für die Gewichtung der Regionen nach ihrem Anteil am Weltbruttoinlandsprodukt und die Kostenquote mit einer TER von 0,5 Prozent.

    Smart Investor: Ist ein Indexkonzept, wie es der Arero verfolgt, bei der Auswahl nachhaltiger Aktientitel gegenüber klassischen Stock-Picking-Ansätzen nicht im Nachteil?

    Weber: Im Prinzip gilt hier, was die meisten Studien generell über das Verhältnis von aktivem und passivem Investieren belegen. Unter Ausschluss aller Kosten mag es einen Vorsprung beim aktiven Anlegen geben. Auf lange Sicht hat aktives gegenüber passivem Investieren immer den entscheidenden Kostennachteil. Es gibt keine Evidenz, dass das nicht auch für nachhaltige Ansätze gilt.

    Smart Investor: Manche Anleger fürchten, dass sie bei nachhaltigen Anlageprodukten auf Rendite verzichten müssen. Ist das belegbar?

    Weber: Die Studien, die wir beobachtet haben, kommen zu keiner klaren Erkenntnis. Eines der generellen Probleme in diesem Zusammenhang ist, dass sich der Nachhaltigkeitsbegriff auch weiterentwickelt. Vor zehn Jahren wurde über Nachhaltigkeit anders gedacht als heute – daher ist es schwierig, über empirische Studien Erkenntnisse zu gewinnen, die sich sinnvoll auf die Zukunft beziehen lassen.



    Smart Investor: Herr Prof. Dr. Weber, vielen Dank für die Ausführungen.

    Das Interview führte Christian Bayer.

    Kurzvita von Prof. Dr. Weber:
    Er ist Seniorprofessor an der Universität Mannheim, wo er zuvor den Lehrstuhl für Bankbetriebslehre innehatte. Rund drei Jahre verbrachte er als Gastprofessor an der UCLA, der Wharton School, der Stanford University und an der Fuqua School of Business. Er ist Mitglied der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Ehrendoktor der Universität Münster. Er ist Koautor des Buchs „Die genial einfache Vermögensstrategie“ und Entwickler des ARERO-Konzepts.


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    Verfasst vonNicolas Ebert
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