Rück- und Ausblick auf 2021
Börsenpfarrer Uwe Lang verrät: Wieso Mayr-Melnhof, Hornbach, Rio Tinto und ElringKlinger in meinem Depot sind
Der renommierte Börsenstar Uwe Lang gibt offen und ehrlich zu, was seine „unvorteilhaftesten“ Investmententscheidungen in 2020 waren - ohne zu vergessen, seine klügsten Käufe des Jahres zu erwähnen. Exklusiv-Interview.
wallstreet:online: Ein paar Blicke zurück auf 2020: Welche Anlagetrends, -klassen und Einzelwerte haben Sie positiv überrascht, welche enttäuscht?
Uwe Lang: Am meisten hat mich die schnelle Erholung an den Börsen ab Mitte März überrascht. So eine schnelle Erholung nach einem Crash hat es noch nie gegeben. Enttäuscht hat mich, dass sich der viel zu tiefe Kurs der Deutschen Bank nicht schneller erholt.
wallstreet:online: Was war Ihre klügste und was Ihre unvorteilhafteste Investment-Entscheidung in 2020?
Uwe Lang: Meine unvorteilhafteste Entscheidung war, im März zu 50 Prozent in Cash zu gehen und ab April erst nach und nach wieder in Aktien zu investieren. Das hat viel Performance gekostet.
Die klügste Entscheidung war, zur Jahresmitte in Mayr-Melnhof und Hornbach zu investieren, im September in Rio Tinto, sowie im November in ElringKlinger.
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wallstreet:online: Ein paar Blicke in die Zukunft: Welche positiven und welche negativen Anlagetrends könnten Ihrer Meinung nach das Börsenjahr 2021 beherrschen?
Uwe Lang: Die Börsen werden 2021 hauptsächlich von der Wirksamkeit und Verbreitung der Impfstoffe bestimmt sein.
wallstreet:online: Stichwort Börsen-Crashs im neuen Jahr: Klar, dass viele Anleger bei den aktuellen, hohen Börsenständen zögern, zu investieren. Hier könnte die Angst vor einem Crash nach der Börsenparty vorherrschen. Jetzt zitiert Tim Schäfer hier JP Morgan-Analysten, die die These aufstellen: „Du sollst an allen Allzeithochs investieren!” „Anleger, die auf allen All-Time-Highs investiert haben, haben skeptische Anleger übertrumpft, die zu allen anderen Zeitpunkten investiert haben“, schreibt Tim Schäfer. Was ist Ihre Meinung dazu? Inwiefern sollte man jetzt Cash-Positionen auflösen und wo in der nächsten Zeit an den Börsen investieren?
Uwe Lang: Prinzipiell hat Tim Schäfer recht, aber nicht dann, wenn die durchschnittlichen Kurs-Umsatz-Verhältnisse in aller Welt ebenfalls auf All Time High sind. Bis jetzt sind sie das nicht. Also kann jetzt voll investiert werden, am besten in niedrig bewertete zyklische Aktien wie Autobauer und -Zulieferer, aber auch in Rohstoffaktien und Ölwerte.
wallstreet:online: Herr Lang, vielen Dank für das Interview!
Die Fragen stellte Christoph Morisse, wallstreet:online Zentralredaktion
Kurzvita von Uwe Lang
geb. 1943 in Augsburg, stamme aus Kaufmannsfamilie (Vater Glasgroßhändler, Bruder Bankkaufmann), studierte selbst aber Theologie und wurde 1974 evangelischer Pfarrer.
Verheiratet seit 1969, zwei Kinder, geb. 1972 und 1974.
1964-1970 Studium Theologie, Pädagogik und Psychologie
1970-1974 Vikar in Gefrees/Oberfranken, dort Ende 1970 Eintritt in die SPD
Seit 1974 Intensives Eigenstudium über Geldanlagen und Börse
1974-1979 Evangelischer Gymnasiallehrer für Religion in Starnberg/Oberbayern
1979-1992 Evangelischer Pfarrer in Leipheim a.d. Donau
1986 erstes Buch „Der Aktien-Berater“, inzwischen 14 Auflagen. Seither bis 2015 elf weitere Bücher über die Börse mit dem Schwerpunkt Aktienanlage.
1987 Start eines Börsenbriefs (Börsensignale) mit dem Schwerpunkt Aktienanlage, der mittlerweile in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet ist.
Ab 1993 Beurlaubung von der Kirche und hauptamtliche Tätigkeit als selbständiger Börsen-Publizist; Vortragsreisen und regelmäßige Börsenseminare. Seither aber weiter ehrenamtliche Tätigkeit als Pfarrer.