Vor EZB-Zinsentscheid
"Ein Meer von roten Pfeilen": Inflations- und Zinssorgen drücken Marktstimmung
Anleger blicken gespannt auf die heutige EZB-Sitzung. Zwar rechnet der Markt noch nicht mit einem Dreh an der europäischen Zinsschraube. Die EZB war aber schon für Überraschungen gut.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei ihrer heutigen Sitzung voraussichtlich ein baldiges Ende der groß angelegten Anleihekäufe ankündigen und damit den Weg für die erste Zinserhöhung seit mehr als einem Jahrzehnt im nächsten Monat ebnen.
Die entscheidende Frage ist, wie aggressiv der Wechsel in den kommenden Monaten ausfallen wird. Einige Analysten haben ihre Schätzungen für eine größere Anhebung spätestens im September bereits geändert, berichtet CNBC.
"Einige Mitglieder des EZB-Rates sind bereits offen für eine Anhebung um 50 Basispunkte", zitiert CNBC Mark Wall, Chefvolkswirt der Deutschen Bank.
Und weiter: "Wir glauben, dass die EZB die Inflation weiterhin unterschätzt und erwarten, dass die Unterstützung für eine Anhebung um 50 Basispunkte im Laufe des Sommers zunehmen wird."
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnte am Mittwoch davor, dass der Einmarsch Russlands in der Ukraine die Inflation in die Höhe treibe und das weltweite Wirtschaftswachstum verlangsame.
Mathias Cormann, der Generalsekretär der Organisation, betonte wiederholt, dass "wir derzeit nicht von einer Rezession ausgehen", räumte aber ein, dass die Inflation in Folge des Krieges höher ausfallen und länger andauern werde als bislang angenommen.
Die Organisation senkte ihre Schätzung für das weltweite Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf drei Prozent. Ende vergangenen Jahres war sie noch von 4,5 Prozent ausgegangen. Die durchschnittliche Inflation in den Mitgliedsländern dürfte in diesem Jahr bei fast neun Prozent liegen, was einer Verdoppelung der vorherigen Prognose entspricht.
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Bei der Betrachtung eines Diagramms, in dem das Wachstum der einzelnen Länder detailliert dargestellt wurde, verwies Laurence Boone, der leitende Wirtschaftswissenschaftler der OECD, während einer Pressekonferenz auf das "Meer von roten Pfeilen", die nach unten zeigen.
Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion