Egbert Prior
Fresenius: Neuer Chef macht tabula rasa
Doch das ist erst der Anfang, Fresenius steht vor einem radikalen Konzernumbau.
Michael Sen, der neue CEO, präsentierte sein Konzept für einen Neuanfang. Ein Einstieg ist noch längst nicht zu spät. Im Sommer 2017 notierte der einstige Wachstumsstar noch bei 80 Euro. Wichtigster Punkt der Neuordnung ist eine Entflechtung von dem Gesundheitskonzern Fresenius und der Dialyse-Tochter FMC, die ebenfalls börsennotiert ist.
Die rechtliche Struktur der Gesellschaft ist komplex und wurde vor allem von angelsächsischen Investoren nicht verstanden. FMC hat die Rechtsform Kommanditgesellschaft auf Aktien. Diese ermöglicht es, die Dialyse-Tochter voll in die Bilanz einzubringen, obwohl Fresenius an FMC lediglich 32% hält. Denkbar ist es, daß die Muttergesellschaft Fresenius in einem zweiten Schritt die Beteiligung verringert oder komplett abspaltet.
Die wichtigste der verbleibenden Sparten ist Kabi, die sehr erfolgreich das Geschäft mit Flüssigmedikamenten und Flüssignahrung betreibt. Zum Kerngeschäft gehört Helios, der größte Klinikkonzern Deutschlands, zu dem auch Quironsalud, die größte Krankenhausgruppe in Spanien, zählt. Zum Portfolio von Fresenius gehört auch noch der Krankenhausprojektentwickler Vamed.
In Zukunft möchte Unternehmenslenker Sen Vamed als Finanzbeteiligung führen. Auch ein Verkauf dieser Beteiligung wäre eigentlich logisch. In den letzten Jahren hat Fresenius Milliardenbeträge für Akquisitionen versenkt, die teilweise wenig erfolgreich waren bzw. sogar gescheitert sind. Die Folge ist ein hoher Schuldenberg, der jetzt abgetragen werden muß. Erst dann kann wieder der eine oder andere Zukauf erfolgen.
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In den letzten Jahren gab es eine ganze Reihe von Gewinnwarnungen, die den Kurs immer weiter in den Keller trieben. Vorstandschef Sen will konsequent sparen. Bei FMC möchte Sen bis 2025 ca. 650 Millionen streichen. Bei Fresenius sollen es von 2025 an jährlich rund 1 Milliarde sein. Bye, bye Dividendenaristokrat: Nach 29 Dividendenerhöhungen in Folge soll die Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022 mit 92 Cent „lediglich“ auf dem Niveau von 2021 liegen. Marktkapitalisierung rund 15 Milliarden. Das KGV schätzungsweise 9. Das sind Dumpingpreise! Auch die Aktie von FMC ist kaufenswert. Schließlich soll die Braut für einen möglichen Verkauf schön gemacht werden. Fazit: In Bad Homburg bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Aktie sollte vom radikalen Umbau profitieren.