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     3013  0 Kommentare Die Risiken und Nebenwirkungen der Bankenrettung - Seite 3

    Bei der Schweizer Bankenrettung wurde der Steuerzahler weniger, dafür aber die Aktionäre und Inhaber von Nachranganleihen deutlich mehr herangezogen. Sogenannte AT-1-Anleihen wurden nach der Finanzkrise 2008 eingeführt. Wie Katastrophenanleihen sollen sie in Krisenzeiten einen zusätzlichen Risikopuffer bilden. Jetzt grämen sich viele Gläubiger dieser Anleihen über Totalverluste. Tut mir leid, sie wussten von den hohen Risiken, die ja mit mehr Renditeaufschlag vergütet wurden. Übrigens sollte man in der Bankenwelt immer wissen, wem man was sagt. So mancher, der in Interviews bei großen Börsensendern kundtat, der Credit Suisse kein neues Geld zu gewähren und damit schlafende Hunde weckte, muss dafür jetzt viel Lehrgeld zahlen.

    Grundsätzlich werden die für Eigner und Gläubiger verlustreichen Rettungsaktion zu höheren Refinanzierungskosten für Banken führen. Anleger werden Investments in sie viel kritischer beäugen. Wie hoch sind die Ausfallrisiken? Was wird als Risikoaufschlag verlangt? Das werden auch die Kunden und Firmen in Form von verschärften Kreditstandards und -zinsen zu spüren bekommen, was schließlich auch konjunkturschädigend wirkt.  

    Finanz- oder Preisstabilität - Beide Ziele gehen nicht

    Aufgrund der Verhinderung von Ansteckungseffekten wird die bis vor wenigen Tagen von den Notenbanken noch so inbrünstig verkündete Fortsetzung des Kampfs für Preisstabilität mit weniger Dampf betrieben. Zunächst ist die reichliche Zurverfügungstellung von Liquidität durch die konzertierte Aktion der Notenbanken inflationsfördernd, nicht -begrenzend. Daneben ist in den USA nur noch eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte zu erwarten. Ab Herbst werden von den Finanzmärkten sogar Senkungen erwartet. Ebenfalls wird die EZB nachgiebiger, so dass ihre stabilitätspolitischen Freuanfälle nur von kurzer Dauer sein werden. Insgesamt ist ihre Zinserhöhungsoffensive im Frühsommer Geschichte.

    Und die Inflation? Sie wird nicht wirklich befriedigend sinken. Das gewiefte Marketing der Geldpolitik wird dennoch betonen, dass doch die Richtung stimmt und dass man aufgrund der verzögerten Wirkung der Zinserhöhungen bloß nicht überreizen darf.

    Hinter vorgehaltener Hand wissen die Notenbanker, dass sie sich am Motto aus dem Film „Highlander“ orientieren müssen: Es kann nur einen geben. Sie müssen sich für Finanz- oder Preisstabilität entscheiden. Denn die Welt nascht seit über 30 Jahren zu sehr vom süßen Nektar des billig kreditfinanzierten Wachstums, was naturgemäß zu erhöhten Systemrisiken führt. Mittlerweile sind wir an dem Punkt angelangt, dass klassische Stabilität nicht mehr möglich ist, ohne die Büchse der Pandora zu öffnen. So wird mangelnde Preisstabilität eher in Kauf genommen als ein kaputtes Bankensystem. Und da Finanzkrisen nie aussterben werden, kommen Fed, EZB & Co. auch nicht mehr aus ihren Rettungsnummern heraus.  

    Bankenrettungen mögen ein Medikament sein, um unsere Welt vor dem finalen Crash zu bewahren. Aber die Risiken und Nebenwirkungen sind nicht nur zu vernachlässigen, sie nehmen zu.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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