Inflation ist und bleibt trotz Basiseffekts deutlich zu hoch
Die Aktienmärkte wirken aktuell maximal entspannt. Die Kurse klettern Schritt für Schritt nach oben, ohne größere Rücksetzer.
Inflation ist und bleibt trotz Basiseffekts deutlich zu hoch
von Sven Weisenhaus
Die Aktienmärkte wirken aktuell maximal entspannt. Die Kurse klettern Schritt für Schritt nach oben, ohne größere Rücksetzer. Und Nachrichten, die vor kurzem noch scharfe Rücksetzer ausgelöst hätten, werden mit einem Achselzucken zur Kenntnis genommen.
Deutschland: Inflation geht zwar zurück, aber nicht so stark wie erhofft
So zum Beispiel die Inflationsdaten aus Deutschland, die gestern um 14:00 Uhr veröffentlicht wurden. Zwar ist laut vorläufigen Zahlen die Jahresrate der Teuerung im März auf 7,4 % deutlich zurückgegangen, nach noch 8,7 % jeweils im Februar und Januar, Ökonomen hatten allerdings eine stärkere Abschwächung auf „nur noch“ 7,3 % erwartet.
Zumal die Preise im Vergleich zum Vormonat, wie schon im Februar, erneut um 0,8 % gestiegen sind. Auch hier waren Experten mit einem erwarteten Rückgang auf 0,7 % optimistischer.
Die Markterwartungen wurden also enttäuscht, und das vor allem bei den EU-harmonisierten Daten. Hier hatte man Werte von 7,5 % bzw. 0,8 % erwartet, nach 9,3 % und 1,0 % im Februar. Mit tatsächlich 7,8 % und 1,1 % waren die Differenzen hier aber sogar noch größer. Und vor allem der gestiegene Inflationsdruck zum Vormonat wäre eigentlich ein Grund für ein Comeback der Zinssorgen gewesen. Doch die Anleger zeigten sich vollkommen unbeeindruckt.
USA: Wachstum niedriger, Preise höher als erwartet
Etwas mehr Bewegung kam auf, als gestern um 14:30 Uhr die US-Daten veröffentlicht wurden, die für die Börsen üblicherweise wichtiger sind. Und auch diese fielen negativ aus. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Schlussquartal 2022 mit (annualisiert) 2,6 % etwas weniger stark als bislang angenommen (+2,7 %). Ein Grund dafür war, dass die Konsumausgaben mit +1,0 % nur noch halb so stark zulegten wie im Vorquartal (+2,1 %).
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Zudem fiel die Kernrate des PCE-Preiseindex zwar mit 4,4 % geringer aus als im Vorquartal (4,7 %), sie lag aber ebenfalls über den Erwartungen (4,3 %). Doch auch dies löste keinen Kursrutsch aus, sondern lediglich ein kurzeitiges Auf und Ab.
Reaktion der Märkte ist bullish zu werten
Das kann man durchaus bullish werten. Denn scheinbar ist bei den Themen Inflation und Zinsen inzwischen ein Gewöhnungseffekt eingetreten. Vielleicht haben sich die Anleger aber auch einfach eine Meinung gebildet, die durch die gestrigen Daten unverändert blieb. Zumal die US-Daten einen Zeitraum betreffen, der bereits recht weit in der Vergangenheit liegt. An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Die bearishe Interpretation wäre, dass aktuell eine überzogene Sorglosigkeit herrscht, die womöglich nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm ist.