Vietnamesischer E-Autobauer
Vinfast versucht mit dem Elektrokleinwagen VF3 das Ruder herumzureißen!
VinFast erlebte nach einem beeindruckenden Debüt an der US-Börse einen drastischen Kurssturz und steht vor großen Herausforderungen. Nun präsentieren die Vietnamesen ein günstiges E-Auto. Gelingt damit die Trendwende?
- VinFast erlebte nach beeindruckendem Börsendebüt drastischen Kurssturz.
- Vietnamesischer Elektroautohersteller präsentiert günstiges E-Auto.
- VinFast plant Fabrik in den USA und weltweite Expansion.
Der vietnamesische Elektroautohersteller VinFast sorgte im vergangenen Jahr mit seinem Börsendebüt in den USA für Aufsehen. Nach einer SPAC-Fusion mit Black Space Acquisition stiegen die Aktien des Unternehmens am ersten Handelstag an der Nasdaq um beeindruckende 255 Prozent. Damit übertraf das Unternehmen die Marktkapitalisierung etablierter Automobilhersteller wie Ford und General Motors.
Seitdem hat die Aktie jedoch einen dramatischen Kurssturz erlebt. Der Aktienkurs von VinFast fiel um rund 90 Prozent. Zudem erhielt der VF8, das erste weltweit vermarktete Fahrzeug von VinFast, überwiegend schlechte Kritiken.
In einem Versuch, das Ruder herumzureißen, stellte VinFast auf der CES in Las Vegas ein neues, 20.000 US-Dollar teures Fahrzeugmodell vor, berichtet YahooFinance. Mit einer geschätzten Reichweite von 125 Meilen (200 Kilometer) bei voller Ladung und einer Länge von nur drei Metern könnte der VF3 eines der kleinsten Fahrzeuge auf dem US-Markt werden.
Interessanterweise war ursprünglich nicht geplant, dieses Modell in Nordamerika zu verkaufen. Le Thi Thu Thuy, Vorstandsvorsitzende von VinFast, kommentierte: "Das ist eine interessante Wendung. Alle Marktstudien deuteten darauf hin, dass amerikanische Verbraucher größere Autos bevorzugen." Doch nach Gesprächen mit Händlern in den USA wurde beschlossen, den kleineren VF3 für den US-Markt zu entwickeln.
Diese Kehrtwende verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen VinFast bei der Erschließung des Elektroautomarktes steht. Bis zum dritten Quartal 2023 hat das Unternehmen in Kalifornien rund 21.200 Einheiten verkauft. Zum Vergleich: Tesla lieferte im gleichen Zeitraum über 435.000 Fahrzeuge aus. Auch die Preisspanne von 47.000 bis 53.000 US-Dollar für die bisherigen VinFast-Modelle erweist sich in einer Zeit, in der die US-Konsumenten beim Umstieg auf Elektromobilität vorsichtiger werden, als schwierig.
Trotz eines Rekordabsatzes von 1,2 Millionen Elektroautos im Jahr 2023 zeichnet sich eine Verlangsamung des Wachstums im Vergleich zum Vorjahr ab. Reichweite, Kosten und Infrastruktur sind laut einer Yahoo Finance-Ipsos-Umfrage die Hauptgründe für die Zurückhaltung beim Kauf von Elektrofahrzeugen.
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Um diesen Herausforderungen zu begegnen, baut VinFast eine vier Milliarden US-Dollar teure Fabrik für Elektroautos in North Carolina mit einer geplanten Jahresproduktion von bis zu 150.000 Fahrzeugen. Das Unternehmen plant auch, sein Vertriebsmodell zu ändern und sich stärker auf Händler zu stützen.
Zuletzt gab es einen Wechsel an der Spitze des Unternehmens. Pham Nhat Vuong, Gründer der Muttergesellschaft Vingroup, löste Thuy als CEO ab und übernahm gleichzeitig den Vorsitz des Verwaltungsrates. Laut Thuy ist dieser Schritt eine Verstärkung" für die globale Expansion des Unternehmens". Neben dem Werk in den USA baut VinFast auch ein Werk in Indien und plant, bis 2026 weltweit 750.000 Fahrzeuge pro Jahr auszuliefern.
Trotz der Konzentration auf kle
inere Modelle hat VinFast seine Pläne für größere Fahrzeuge nicht aufgegeben. Auf der CES in Las Vegas wurde ein vollelektrischer Pickup vorgestellt. Obwohl es sich noch um ein Konzept handelt, erhofft sich das Unternehmen Feedback von der Öffentlichkeit für eine mögliche Markteinführung im Jahr 2026.
"Wir wollen etwas für jeden haben", sagt Thuy und unterstreicht damit die breite und ehrgeizige Strategie von VinFast, sich auf dem globalen Markt für Elektrofahrzeuge zu etablieren.
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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