Überraschende Wende
Musks Flucht nach vorn: Robotaxi statt Volks-Tesla?
Eine Reuters-Meldung, wonach Tesla seine Pläne für eine günstiges E-Auto eingestampft habe, sorgte am Freitag für eine Kursachterbahn. Analysten sehen einen wichtigen Wachstumstreiber in Gefahr.
- Reuters-Meldung: Tesla stoppt günstiges E-Auto - Kursachterbahn
- Musk dementiert: Fokus auf Robotaxis - wichtiger Strategiewechsel
- Analysten warnen: Verlust wichtiger Wachstumstreiber, Risiko Robotaxis
Am Freitagabend überschlugen sich die Nachrichten beim E-Auto-Bauer Tesla plötzlich. Zuerst hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider und unternehmensinterne Nachrichten gemeldet, dass das Unternehmen seine langjährigen Pläne für ein erschwingliches Elektroauto, das als Sprungbrett in den Massenmarkt dienen sollte, aufgegeben habe.
Die Antwort von Tesla-Chef Elon Musk ließ nicht lange auf sich warten. "Reuters lügt (wieder)" teilte Musk über seinen Kurznachrichtendienst X mit. "Elons Anweisung ist es, ganz auf Robotaxis zu setzen", zitiert Reuters eine der Personen. Wenig später bestätigte sich zumindest diese Behauptung, als Musk bei X schrieb: "Tesla Robotaxi-Vorstellung am 8.8."
Sollte sich die Meldung bestätigen, wäre dies eine signifikante Abkehr von Teslas ursprünglicher Mission, nachhaltige Elektrofahrzeuge für die breite Masse anzubieten, wie sie von CEO Elon Musk oft proklamiert wurde.
"Wenn dies zutrifft, ist dies ein großer Strategiewechsel und stellt das künftige Volumenwachstum in Frage", schreibt HSBC-Analyst Neil Churchill in einer ersten Reaktion. "'Next Gen' sollte die nächste Wachstumswelle unterstützen und war für Ende 2025 vorgesehen." Ohne den Volks-Tesla würde eine wichtiger Treiber wegfallen, fürchtet der Analyst. "Unser gesamtes für 2026 prognostiziertes Wachstum (und mehr) stammte von diesem Fahrzeug. Um diese Entwicklung in die richtige Perspektive zu rücken: 20 Prozentpunkte unseres Volumenwachstums von 18 Prozent im Jahr 2026 stammen von dem "Next Gen"-Fahrzeug. Ohne diese Entwicklung wäre das Volumenwachstum also leicht rückläufig."
Aktie auf Achterbahnfahrt
Nachdem die Reuters-Meldung die Tesla-Aktie am Freitag zunächst ins Minus gedrückt hatte, konnte die Ankündigung der Robotaxis die Aktie nachbörslich wieder ins Plus heben.
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Tesla hatte zunächst mit der Produktion von Luxusmodellen begonnen, mit dem Ziel, die daraus resultierenden Gewinne zur Finanzierung eines erschwinglichen Familienautos zu nutzen. Diese Strategie, die Musk in seinem ersten "Masterplan" für das Unternehmen 2006 skizzierte, scheint nun jedoch ins Wanken geraten zu sein. Noch im Januar kündigte Musk an, die Produktion des erschwinglichen Modells, intern als "Model 2" bezeichnet und mit einem erwarteten Einstiegspreis von etwa 25.000 US-Dollar in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 im Tesla-Werk in Texas aufzunehmen.
Gegenwind durch globale Konkurrenz
Die Kehrtwende kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Tesla einer wachsenden globalen Konkurrenz, insbesondere von chinesischen Elektroautoherstellern, die den Markt mit Fahrzeugen zu Preisen ab 10.000 US-Dollar überschwemmen, gegenübersteht. Die Verlagerung des Fokus auf die Entwicklung von Robotaxis birgt sowohl erhebliche technische als auch regulatorische Herausforderungen und Risiken.
"Die Frage, die sich den Anlegern stellt, wenn der Bericht wahr ist, lautet: Warum diese Trendwende und was bedeutet sie für künftige Kosteneinsparungen und künftiges Wachstum?", fragt Analyst Churchill. "Hat sich bei FSD (Full-Self-Driving) etwas geändert, um einen Richtungswechsel in der Strategie zu unterstützen?"
Risiko Robotaxis?
Experten warnen vor großen Risiken durch den starken Fokus auf die technologisch hochkomplexen Robotaxis. "Alle anderen haben herausgefunden, dass das, was sie für ein Zwei- oder Drei-Jahres-Projekt hielten, sich als ein 10- oder 20-Jahres-Projekt herausstellt", sagte Philip Koopman, ein Professor der Carnegie Mellon University, gegenüber Reuters. "Tesla hat das auch herausgefunden."
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion
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