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    Zinssenkungen vertagt  1865  0 Kommentare Beck: So attraktiv sind Anleihen

    Die Zinsen entscheiden alles, jedenfalls am Kapitalmarkt. Das sagt der Mathematiker und Portfolioexperte Dr. Andreas Beck im Interview mit wallstreetONLINE TV.

    Für Sie zusammengefasst
    • Zinsen entscheiden alles am Kapitalmarkt, so Dr. Andreas Beck.
    • Niedrigstzinsen haben sich geändert, Hochzinsphase jetzt.
    • Portfolioexperte setzt auf Floating Rate Notes und langlaufende Anleihen.

    Martin Kerscher: Herr Beck, die Zinsen entscheiden alles. Ein großes Wort. Wo stehen wir denn derzeit am Zinsmarkt?

    Andreas Beck: Wir haben jetzt eine lange Zeit Niedrigstzinsen hinter uns und da hat sich die Wirtschaft daran gewöhnt, da haben sich die Unternehmen daran gewöhnt, auch die Staaten und das hat sich jetzt halt sehr, sehr schnell geändert und wir haben jetzt eine Hochzinsphase.

    Ich sage deswegen Hochzinsphase, weil es gibt ja schon einen Konsens der großen Zentralbanken, dass die Zinsen nicht weiter erhöht werden. Das ist nur die Frage, wie lange wir jetzt dieses hohe Niveau halten.

    Und jetzt ist der Markt hochgradig nervös in der Frage, was passiert? Wie geht es mit der Inflation weiter? Was machen die anderen Wirtschaftskämpfer? Wie schnell wird wieder gesenkt?

    Und interessanterweise hat ja jetzt die Zentralbank seit fast einem halben Jahr gar keine Aktion mehr gemacht. Die letzte Zinserhöhung war im Oktober. Aber kleinste Veränderung der Zinserwartung, was die Zentralbank machen könnte, haben gleich starke Auswirkungen an den Märkten.

    Martin Kerscher: Was macht denn eigentlich ein Portfolioexperte wie Sie im professionellen Zinsmanagement in einer solchen Situation?

    Andreas Beck: Schauen wir uns vielleicht mal an, wie dieses Jahr bis jetzt gelaufen ist von den Zinserwartungen her. Dazu habe ich eine Folie vorbereitet von der Europäischen Zentralbank. Da sieht man durchgezogene Linien. Das sind die ausfallsicheren Staatsanleihen. Dann sieht man gestrichelte Linien. Das ist der Staatsanleihen, Gesamtmarkt Euro. Da sind auch Länder dabei, die kein AAA-Rating haben, wie Italien.

    Und was man jetzt sieht, ist auf der waagrechten Achse die Laufzeit von Staatsanleihen und auf der senkrechten Achse sieht man, welche Rendite man bei diesen Anleihen bekommt. Und ich habe den Jahresanfang und ein aktuelles Datum genommen. Und da sieht man sehr schön, dass sich am kurzen Laufzeitende, also das ist da, wo die Kurven anfangen zu laufen, liegen wir bei 3,8 Prozent Umlaufrendite.

    Wo kommen diese 3,8 Prozent her? Der Einlagezins der Europäischen Zentralbank liegt bei 4 Prozent. Und wenn ich das auf ein halbes Jahr das betrachte, ist 3,8 Prozent Umlaufrendite ein marktgerechter Zinssatz auf solche Staatsanlagen. Und dass im nächsten halben Jahr auch Italien nicht ausfällt, ist allen klar. Deswegen gibt es ja auch keine Risikoprämie.

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    Aber interessant wird es, wenn ich auf die längere Frist gehe, zum Beispiel auf 5 Jahre. Die Umlaufrendite bei einer 5-jährigen Bundesanleihe lag unter 2 Prozent beim Jahresanfang und jetzt liegt sie bei 2,4 Prozent. Also da liegen Welten dazwischen.

    Das spiegelt wider, dass wir eine starke Euphorie hatten im letzten Quartal 2023, dass die Zinsen sehr schnell, sehr stark sinken. Und die ist jetzt einer Ernüchterung gewichen, sodass die Märkte länger mit höheren Zinsen rechnen. Und das führt dann gleich zu so deutlichen Verschiebungen wie bei der Zinskurve.

    Martin Kerscher: Aber ganz konkret, Herr Beck, wenn man sich jetzt diese ganze Situation auch anguckt und Ihre Strategie, was war denn die letzte Anleihe, die Sie gekauft haben?
     

    Andreas Beck: Wenn wir darauf gehen, was wir im Portfolio Management machen, ist es so, da haben wir hier einen Chart: Den Kursverlauf in unserem Portfolio und im Vergleich dazu der Gesamtmarkt. Man sieht sehr schön am Gesamtmarkt - das ist die ockerfarbene Linie - wie stark die Volatilität wieder zugenommen hat, durch diese Veränderung der Zinserwartungen.



    Das muss man jetzt nicht machen als Anleiheninvestor. Es gibt Papiere wie zum Beispiel Floating Rate Notes, sogenannte Floater. Also es gibt auch Anleihen, die keinen Schwestern-Coupon haben, sondern immer drei Monate Euribor plus Risikoprämie, zum Beispiel 80 Basispunkte. Und auf die Art und Weise gibt man Geld für zwei oder drei Jahre, also das sind die Laufzeiten dieser Anleihen, aber der Zinscoupon wird alle drei Monate neu ermittelt, je nachdem, was der Marktzins auf drei Monate ist.

    Damit habe ich kein Zinsänderungsrisiko, damit kann ich diese Schwankungen rausnehmen. Aktuell sind die Renditen, die man einsammeln kann, so 4,4 Prozent. Hat aber natürlich den Nachteil, dass sobald die Zinsen sinken, sinkt auch der Coupon. Also man hat auch keine Kurskrise mit gefallenen Zinsen. Das ist ein Beispiel, dass der Anleihenmarkt auch sehr heterogen ist und man sehr viele Möglichkeiten hat. Die letzte Anleihe, die wir gekauft haben, war allerdings jetzt eine sehr langlaufende Anleihe.

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    Das ist keine Anlageempfehlung, aber hier sieht man vielleicht, wie sieht eigentlich der Anlagenmarkt aus. Das ist jetzt ein Unternehmen, Versorger, Eigentümer ist der holländische Staat, exzellentes Rating, bietet 3,875 Prozent Coupon auf 20 Jahre. Und was macht diese Anleihe im Moment interessant: Einmal das sehr gute Rating und auch für Privatanleger interessant zu sehen: Selbst wenn sie Sicherheit suchen, es müssen keine Staatsanleihen sein. Es gibt im Unterliemensanleihenmarkt deutliche Risikoprämien, die man zu Staatsanleihungen mit gleicher Laufzeit bekommen kann.

    Das Problem im Moment am Anleihenmarkt aus unserer Perspektive ist, dass nicht nur diese Volatilität bei den Zinsen da ist, sondern wir haben auch historisch niedrige Risikoprämien bei Unternehmensanleihen. Wenn man jetzt eine Anleihe kauft mit einem Rating von 3B, dann ist die Risikoprämie auf einem historisch niedrigen Niveau. Es ist praktisch damit zu rechnen, dass sich das auch wieder normalisiert.

    Insofern ist es im Moment interessant, würde ich sagen, entweder in Floating Rate Notes zu gehen oder wenn man auch noch längerfristigere Anleihen nimmt, um dann von Zinssenkungen zu profitieren, keine Staatsanleihen, aber mit einem sehr guten Rating.

    Martin Kerscher: Klingt jetzt irgendwie ein bisschen so, dass Sie als Portfolio-Experte im Augenblick ohne Aktien auskommen. Ist das so, dass man eigentlich darauf verzichten könnte oder was bedeutet das für den Aktienmarkt?

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    3.875 Gasun 44EMTN wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Plus von +0,78 % und einem Kurs von 99,64EUR auf Düsseldorf (26. April 2024, 17:27 Uhr) gehandelt.





    wallstreetONLINE Redaktion
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    Verfasst vonJulian Schick

    Zinssenkungen vertagt Beck: So attraktiv sind Anleihen Die Zinsen entscheiden alles, jedenfalls am Kapitalmarkt. Das sagt der Mathematiker und Portfolioexperte Dr. Andreas Beck. Und wie er das begründet, das möchte ich jetzt mit ihm in diesem Interview besprechen.