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     3510  0 Kommentare Russland vor der Wahl - Seite 2



    Der RTS-Index, einer der vielen russischen Börsenbarometer, konnte seit Jahresbeginn um 13% auf 2181 Indexpunkte zulegen und notiert damit nahe dem Allzeit.Hoch vom Ende Oktober. Dabei war de Performance im Nicht-Ölsektor mit durchschnittlich 30-40% noch viel besser. Trotz der hohen Ölpreise können russische Ölaktien aber nicht so recht performen, da die Ölexportabgaben dem steigenden Ölpreis ständig angepasst werden. So bleiben beim Export nur etwa 20% der Erlöse beim Ölunternehmen, der Rest geht an den Staat, was einer Quasi-Verstaatlichung der Exporterlöse gleich kommt. Auf der anderen Seite steigen die Kosten der Ölkonzerne enorm. So musste LUKoil im 3. Quartal trotz steigender Ölpreise einen Gewinneinbruch um 52% auf 550 Mio. melden. Bessere Performancechancen werden Gazprom eingeräumt, da Gazprom die Gaspreise im nächsten Jahr den steigenden Ölpreisen anpassen will. Auch dies könnte in Zukunft zu Spannungen führen wie bei der Ukraine und Weißrussland im letzten Jahr. Aber hier sitzt Gazprom an längeren Hebel, so dass auch der deutsche Endverbraucher die Gaspreiserhöhung zu spüren bekommen wird.

    Wenn auch Öl/Gas die wichtigste Einnahmequelle für den Staat darstellen, besteht Russland nicht nur aus Öl und Gas. Es gibt mittlerweile eine Reihe Boombranchen wie Stahl/Kohle/Metalle im Rohstoffsektor, Konsum, Automobil, Bau, IT/Medien und Banken mit Umsatzzuwächsen von 30-50%. Auch Versorger entwickeln sich sehr dynamisch, wobei der Energiesektor sich gerade in einem wichtigen Umstrukturierungsprozess befindet, der im nächsten Jahr zur Auflösung der staatlich dominierten Holding Unified Energy System führen wird. UES hat das größte Leitungsnetz der Welt. Damit soll der Weg hin zu Liberalisierung frei gemacht werden. Zur Modernisierung sind über 100 Mrd. € notwendig, die durch Privatisierungen, Kapitalerhöhung und IPOs aufgebracht werden sollen. Auch EON, RWE und Enel wollen eine Scheibe vom russischen Energie-Kuchen abhaben. Der größte Stromproduzent Russlands wird aber in Zukunft Gazprom sein, der sicher gerade bei vielen Versorgern jetzt einkauft (wie u.a. an UES selbst und an dem Moskauer Versorger Mosenergo).

    Wenn auch die Dumawahl keinen großen Einfluss auf die Moskauer Börse haben wird, so werden in den nächsten Wochen nach den Wahlen die Weichen für die wesentlich bedeutsamere Präsidentschaftswahl gestellt. Für die Anleger wäre nur von Vorteil, wenn Putins Wahlversprechen „Kontinuität und Stabilität” Wirklichkeit wird; denn dann besten in vielen Bereichen in Russland attraktive Anlagemöglichkeiten und das, obwohl sich die Aktienkurse seit 2000 im Durchschnitt mehr als verzehnfacht und seit 2003 mehr als vervierfacht haben. Im 5 Jahresvergleich wurde damit auch der DAX trotz der Underperformance in diesem Jahr um Längen outperformt. Auch insofern sollte der Anleger Putin dankbar sein, denn bei unstabilen Verhältnissen oder gar Machtkämpfen oder Interessengruppen und Geheimdiensten/Militär würden sich die westlichen Portfolioinvestoren sehr schnell aus Russland zurückziehen. So besteht jetzt sogar die Chance auf eine Jahresendrallye, wobei diese mehr von der Wall Street und der US-Notenbankpolitik abhängig sein wird und nicht von den eher belanglosen Duma-Wahlergebnissen.

    Hinweis: Der Autor wird am 3.12.07 um 12.30 Uhr in NTV/Telebörse und um 18.15 Uhr in N24 (sowie anschließend im Internet unter www.n24.de/boerse) anlässlich der Dumawahlen ein Interview über die Aussichten des russischen Aktienmarktes geben.
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    Andreas Männicke
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    Andreas Männicke ist Geschäftsführer der ESI East Stock Informationsdienste GmbH (www.eaststock.de), Herausgeber und Chefredakteur des EAST STOCK TRENDS, freier Mitarbeiter vom Emerging Markets Portal und Berater für Vermögensverwalter im Bereich Osteuropa. Er hat eine über 15 jährige Erfahrung mit den aufstrebenden Kapitalmärkten in Osteuropa und ist ein gefragter Interviewpartner in den Medien (u.a. bekannt aus NTV/Telebörse, N24, 3 SAT Börse, Bloomberg TV).
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