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    Sparmentalität  7959  6 Kommentare Niedrigzinsen? - Egal! Die Deutschen sparen sich lieber pleite

    Sparst du noch oder lebst du schon? Im Zeitalter der Niedrigzinsen ist Sparen längst kein Renditemodell mehr. Die Deutschen kümmert das offenbar wenig. Im Gegenteil, Sparen ist beliebter denn je.

    Sparen ist laut Wikipedia „das Zurücklegen momentan freier Mittel zur späteren Verwendung“ und wird „in der Regel mit einem Zins vergütet“. Letzteres sei ein entscheidender Unterschied zum „Horten“ von Geld, beispielsweise unter der Matratze. Soweit die Definition. Wir merken uns: „Sparen“ ist schlau, „horten“ eher nicht.

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    Aber ist diese Definition überhaupt noch zeitgemäß? Angesichts Niedrig- und teilweise sogar schon Negativzinsen ist Sparen längst kein Renditemodell mehr, sondern könnte schon bald zum „törichten Akt“ werden (Lesen Sie hierzu: Sparen – Lebensphilosophie oder ökonomisch törichter Akt?).

    Negativzinsen bald auch für Bankkunden?

    Schuld daran ist die Europäische Zentralbank (EZB). Diese hatte Anfang Juni dieses Jahres absolutes Neuland betreten, als sie erstmals einen Negativzins von minus 0,1 Prozent für Bankeneinlagen eingeführt hat. Mittlerweile wurde er sogar verdoppelt. Damit scheint die Politik der Negativzinsen nachhaltig manifestiert. Bislang sehen die Banken davon ab, die Negativzinsen an ihre Privatkunden weiterzugeben. Aber es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Finanzhäuser mit dem Tabu brechen. Die Anzeichen mehren sich, dass es schon bald soweit sein könnte. Wie am Montag bekannt wurde, haben einige Banken offenbar den beiden Dax-Konzernen Eon und Lufthansa mit Strafzinsen auf kurzfristige Guthaben gedroht. Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte einen entsprechenden Bericht der „WirtschaftsWoche“ und sagte, die Negativzinsen seien für Sichteinlagen in Aussicht gestellt, aber noch von keiner Bank realisiert worden.

    Liegt der Zinssatz für das Ersparte unter der Inflationsrate, so mag man noch von einem ökonomisch törichten Akt sprechen. Ist dieser Zinssatz jedoch negativ, heißt: die Kunden müssen für ihr Erspartes zahlen, dann, so wallstreet:online, wird Sparen endgültig zur Bankrotterklärung. Wie reagieren also die Sparer selbst? Die Antwort lautet: Sie sparen umso mehr.

    Sparmentalität dominiert, außer bei Singles

    Anstatt panisch sämtliche Konten und Sparbücher leerzuräumen, parken die Deutschen dort so viel Geld wie noch nie zuvor. Laut EZB waren es zuletzt 1,909 Billionen Euro. „Aktuelle Daten zeigen, dass die Deutschen so viel Geld auf Sparbüchern, Giro- und Tagesgeldkonten horten wie noch nie“, heißt es in einem Bericht der „Welt“. Wohlgemerkt, sie „horten“ ihr Geld, denn von Sparen kann keine Rede sein. Zumal immer mehr Menschen (50,3 Prozent) ihr Geld auf dem Girokonto liegen lassen - ausgerechnet dem Konto, das ohnehin keine Zinsen abwirft.

    Da soll mal einer die Deutschen verstehen. Offenbar ist die Sparmentalität so tief in den Köpfen verwurzelt, dass selbst eine Inflationsrate, die doppelt so hoch ist wie der Durchschnittszins, die Menschen nicht davon abhält, ihr Geld zur Bank zu tragen. Das belegt die Studie „Sparen 2014“ im Auftrag der Deutschen Postbank. Demnach gaben fast zwei Drittel der Befragten, nämlich 62,9 Prozent, an, ihr Ausgabeverhalten trotz der rekordniedrigen Zinsen in den zurückliegenden zwölf Monaten überhaupt nicht verändert zu haben, berichtet die „Welt“. Damit scheint der Kurs der EZB dem Sparwillen der Deutschen keinen Abbruch zu tun. Aber der Schein trügt.

    Tatsächlich haben die Niedrigzinsen nämlich sehr wohl einen Einfluss auf das Verhalten, zumindest in Bezug auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. Hatten im Jahr 2011 nur sechs Prozent der Befragten angegeben, jetzt gar nicht mehr zu sparen, sind es aktuell immerhin 16,3 Prozent. Dem Bericht zufolge sind es vor allem die Singlehaushalte, die sich 2014 vom Sparen verabschiedet hätten.

    Gold wird immer beliebter

    Parallel dazu berichtet das „Wall Street Journal Deutschland“, der Goldbestand deutscher Privatpersonen sei im Vergleich zu 2012 um fast 200 Tonnen auf fast 8.200 Tonnen gestiegen. Das gehe aus einer Studie des Edelmetall- und Technologiekonzerns Heraeus mit dem Research Center for Financial Services hervor. Interessant ist der Titel des Berichts: „Deutsche horten immer mehr Gold“. Wieder ist von „horten“ die Rede, was angesichts eines Wertverlusts von 29 Prozent gegenüber September 2012 kaum verwundert. Obwohl Gold immer mehr an Wert verliert, macht der Rohstoff dem Bericht zufolge etwa 2,5 Prozent des Gesamtvermögens der privaten Haushalte in Deutschland aus.

    Die Deutschen seien Meister im Sparen, so ein gern zitiertes Klischee. Meister im Horten wäre vermutlich treffender. Denn reich sparen kann man sich in Zeiten von Niedrigzinsen und Wertverlust kaum mehr - pleite sparen dagegen schon eher. 




    wallstreetONLINE Redaktion
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