finanzmarktwelt.de
Warum fällt Öl? Deal USA mit Saudi-Arabien gegen Russland und Iran
Von Markus Fugmann, www.finanzmarktwelt.de
Unsere Neigung zu Verschwörungstheorien ist nur sehr begrenzt ausgeprägt, aber eine in sich schlüssige Indizienkette deutet darauf hin, dass ein Deal zwischen den USA und Saudi-Arabien die Hauptursache für den fallenden Ölpreis ist. Ziel des Deals: die Schwächung der Öl-Exporteure Russland und Iran.
Trotz des fallenden Ölpreises weitet Saudi-Arabien als global führender Ölexporteur seine Produktion weiter aus – das ist mehr als ungewöhnlich, weil das Land in der Vergangenheit bei fallenden Ölpreisen die Produktion drosselte, um den Preis zu stützen. So beruft sich die türkische Nachrichtenagentur Anadolu auf den Präsidenten des Zentrums für Saudi-arabische Ölpolitik und Strategische Aussichten, Rashid Abanmy, wonach Saudi-Arabien den Preis gezielt drückt, um Russland und Iran zu schwächen. Beide Länder sind abhängig von den Einnahmen aus dem Öl-Export – besonders der finanzschwache Iran kommt bei niedrigen Ölpreisen immer stärker unter Druck. Der schiitische Iran wiederum ist ein erklärter Feind des sunnitischen Saudi-Arabien.
So berichtet nun das Wall Street Journal, dass Saudi-Arabien durch sein staatliches Unternehmen Saudi Aramco in Asien und Europa mit einer aggresiven Strategie auftritt: das Unternehmen verlangt von den Käufern die Abnahme des maximalen Volumens – und droht andernfalls mit der Einstellung der Lieferungen. Auch die Öl-Raffinerien werden zur Maixmal-Abnahme gezwungen – sonst würden die Verträge nicht verlängert. Damit will Saudi-Arabien offenkundig die gestiegene Produktion schnell unterbringen – womöglich auch in dem Wissen, dass die Preise bald noch weiter fallen.
Am Beginn des Deals steht offensichtlich die Zustimmung Saudi-Arabiens zur Bombardierung Syriens – ebenfalls ein Feind der Saudis. Die Amerikaner dagegen erreichen durch die Drückung des Ölpreises gleich mehrerere Ziele: erstens die Schwächung Russlands im Gefolge der Auseinandersetzungen um die Ukraine – gestern verkündete (zufällig?) Russland einen weitgehenden Truppenabzug aus dem Grenzbereich zur Ukraine. Zweitens die finanzielle Schwächung Irans – nimmt man dem Land seine ökonomische Basis, so das Kalkül, dürfte der Iran große Schwierigkeiten haben, sein Atomprogramm voran zu treiben. Und drittens sind gesunkene Ölpreise eine gute Nachricht für die Konsumenten in den USA, zumal dort bald Wahlen (midterm-elections) anstehen.
Es gibt also eine überragende Plausibilität für ein gezieltes Drücken der Ölpreise durch die USA und Saudi-Arabien. Öl ist und bleibt eine der effektivsten Waffen der Neuzeit – und die Amerikaner schlagen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Man darf gespannt sein, wie der “Öl-Krieg” weiter geht..