checkAd

    Nach Mindestkursaufgabe  4275  0 Kommentare Schweizer Notenbank zahlt Zeche für Franken-Chaos - 30 Milliarden Verlust

    Weil ihr die Interventionen am Devisenmarkt zu teuer wurden, gab die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar überraschend den Franken frei (wallstreet:online berichtete). Doch die ersten Quartalszahlen zeigen: auch die Aufgabe des Mindestkurses war alles andere als günstig.

    Wie das „Handelsblatt“ berichtet, erlitt die SNB im ersten Quartal einen Verlust von 30 Milliarden Franken. Schuld daran ist in erster Linie der hohe Bestand an Euro. Rund 42 Prozent ihrer Devisenreserven notieren in der Gemeinschaftswährung. Aufgrund der massiven Aufwertung des Franken waren diese - in Franken gerechnet – auf einen Schlag 13 Prozent weniger wert. Somit sind 29,3 Milliarden Franken Verlust auf die Entwertung der Euro-Devisenbestände zurückzuführen. Hinzu kommt eine weitere Milliarde, die aus Verlusten auf Gold resultiert. Macht unterm Strich ein Minus von 30 Milliarden Franken.

    Interventionen zu teuer – SNB gibt Franken frei

    Ein solch hoher Devisenberg an Euro ist das Ergebnis der ständigen Interventionen am Devisenmarkt. Je mehr die EZB mit ihrer ultralockeren Geldpolitik den Euro drückte, desto mehr musste die SNB eingreifen, um den Mindestkurs von 1,20 Franken zu verteidigen. Als sich dann auch noch abzeichnete, dass Mario Draghi bald seine Bazooka zünden und mit dem Ankauf von Staatsanleihen beginnen würde, entschied sich die SNB zu handeln: Lieber ein Ende mit Schrecken, dachten sich die Schweizer Notenbanker, und gaben im Januar ihre Währung frei. Am Devisenmarkt brach daraufhin eine Welt zusammen.

    Ein schwarzer Donnerstag für Anleger und Broker

    Forex-Broker, Besitzer von CHF-Immobilienkrediten, sie alle wurden von der SNB-Entscheidung eiskalt erwischt (siehe: „So etwas wie heute passiert nur einmal in 20 Jahren“). Aber nicht nur die großen Akteure mussten schwere Verluste erleiden. Die wahre Tragweite der Franken-Turbulenzen zeigt sich erst in den persönlichen Tragödien vieler Privatanleger. In der Hoffnung auf das ganz große Geld hatten sie in gehebelte Produkte wie CFDs oder Optionsscheine investiert und damit auf kleinste Veränderungen des Wechselkurses gewettet. Doch dann hob die SNB völlig unerwartet den Mindestkurs auf und viele Privatanleger, darunter auch Community Mitglieder von wallstreet:online, stehen nach dem Franken-Chaos vor dem Ruin. Weil sich auch viele deutsche Kommunen mit CHF-Krediten verspekuliert hatten, will Hessen als erstes Bundesland die Zockerei mit solch spekulativen Finanzgeschäften nun verbieten.

    Für die SNB könnte es noch teurer werden

    Die Quartalszahlen der Schweizer Notenbank machen deutlich, dass auch sie einen hohen Preis für ihre Entscheidung zahlen muss. Zumal die Verluste noch viel höher ausgefallen wären. Laut „Handelsblatt“ konnten Kursgewinne auf Anleihen (3,7 Milliarden), gestiegene Aktieneinlagen (6,2 Milliarden) sowie Zinsen und Dividenden (2 Milliarden) die wechselkursbedingten Verluste von 41,1 Milliarden auf 30 Milliarden Franken etwas abfedern.

    Allerdings könnte das Minus im nächsten Quartal deutlich größer ausfallen. Denn die Angst vor einem Grexit treibt Anleger weiterhin in den Franken und wertet ihn auf. Auf der anderen Seite sagen Experten einen Kurssturz des Euro voraus (siehe: Goldman Sachs rechnet mit Euro-Crash „Euro wird unter 82 Cent fallen“). Weitere Verluste der SNB scheinen damit vorprogrammiert.

    Wechselkurs Euro - Schweizer Franken im Ein-Jahreschart





    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Nach Mindestkursaufgabe Schweizer Notenbank zahlt Zeche für Franken-Chaos - 30 Milliarden Verlust Weil ihr die Interventionen am Devisenmarkt zu teuer wurden, gab die Schweizerische Nationalbank im Januar überraschend den Franken frei. Doch die ersten Quartalszahlen zeigen: auch die Aufgabe des Mindestkurses war alles andere als günstig.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer