Der ISM-Index von August und andere Merkwürdigkeiten - Seite 4
Große Auswirkungen durch kleine Ursachen
Die Ursache für diese Entwicklung ist die abnehmende Bedeutung der Fertigungsindustrien für die Wirtschaft der entwickelten Länder. Deutschland ist dabei noch eine der wenigen Ausnahmen, aber auch hierzulande ist der Dienstleistungssektor längst bedeutsamer als die Industrie. Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt durch die Niedrigzinspolitik der weltweiten Notenbanken – die Investitionen auf Mehrjahrestiefs gesunken sind (siehe auch Börse-Intern vom 31.08.2016). Die Konjunktur wird also fast überall nur vom Konsum und vom Dienstleistungssektor getragen.
In den Umfragewerten der Unternehmen macht sich dieser allmähliche Bedeutungsrückgang allerdings kaum bemerkbar. Hier wird nur nach relativen Änderungen gefragt (besser oder schlechter als im Vormonat). Ab einem bestimmten sehr niedrigen Niveau bleiben die weiteren Änderungen dann meist nur noch gering – ein „Grundrauschen“ an Aufträgen zum Beispiel geht schließlich immer ein. Dementsprechend dümpeln dann auch die Umfragewerte dahin.
Wenn es dann doch einmal zu stärkeren Änderungen kommt, schlagen sich diese natürlich auch stärker in den Umfragen nieder. Das heißt aber noch nicht, dass deshalb schon eine Rezession oder ein Boom vor der Tür steht. Es ist eben alles relativ.
Die besten Frühindikatoren
Uns Investoren erschweren diese Effekte sicherlich die Arbeit. Die Einkaufsmanagerindizes, die eigentlich gute Frühindikatoren sind, könnten uns öfter mal in die Irre führen – so wie es im August vermutlich der ISM-Index getan hat. Als Alternative bleiben uns aber wenigstens die Charts. Denn Börsenkurse sind immer noch die besten Frühindikatoren, die es gibt.
Und diese setzten Ende vergangener Woche eindeutige Zeichen: Nach einer kurzen negativen Reaktion auf den schwachen ISM-Index erholten sich die Kurse noch am gleichen Tag wieder. Auch die schwachen Arbeitsmarktdaten vom folgenden Tag steckten die Märkte gut weg – und stiegen danach sogar weiter. Bislang machen sich die Anleger also noch keine Sorgen wegen der Konjunktur. Durch die Merkwürdigkeiten von ISM und Co. lassen sie sich vorerst jedenfalls noch nicht aus der Ruhe bringen.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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(Quelle: www.stockstreet.de)