Orakel legt Geständnis ab
Warren Buffett: Investment-Papst gibt sich selbstkritisch
Am vergangenen Samstag sprach der Star-Investor Warren Buffett auf dem 52. Aktionärstreffen der Berkshire Hathaway vor 30.000 Besuchern. Hier die wichtigsten Aussagen des Investment-Papstes.
Das "Orakel von Omaha" - wie Buffett in Insiderkreisen genannt wird - empfing in den vergangenen Jahren scheinbar nicht nur Top-Tipps. Einige Signale wurde überhaupt nicht empfangen und andere offensichtlich falsch interpretiert. So zumindest könnte das Fazit zu seinen jüngsten Äußerungen lauten. Trotzdem war der Starinvestor am vergangenen Wochenende bei bester Laune und präsentierte der Presse die Berky Shorts.
Google und Amazon verpasst
Warren Buffett bereut es heute, dass er nicht vor Jahren Aktien von Google im großen Stil gekauft hat ("CNBC"). Auch die Chance verpasst zu haben, bei Amazon zum richtigen Zeitpunkt einzusteigen, war ein Fehler. Buffett gestand, er habe das Potenzial vom Amazonmanager Jeff Bezos unterschätzt.
Buffett konnte nicht mit glänzenden Quartalszahlen aufwarten. Der Überschuss von Berkshire Hathway ging um 27 Prozent auf rund vier Milliarden Dollar zurück ("ARD"). Allerdings war in der Vergleichszahl ein einmaliger Kapitalgewinn von 1,9 Milliarden Dollar enthalten. Das operative Ergebnis sank dennoch um fünf Prozent auf 3,56 Milliarden Dollar.
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Der Aktienkurs der Berkshire Hathaway (A)-Aktie bewegte sich in den vergangenen zwölf Monaten zwischen 210.000 Dollar und 265.000 Dollar. Am vergangenen Feitag lag der Schlusskurs bei 250.000 Dollar.
Was war noch Thema auf dem Aktionärstreffen? Buffett kritisierte abermals die ehemalige Führung des Bankhauses Wells Fargo - John Stumpf. Stumpf habe in der Affäre um Scheinkonten nicht schnell genug gehandelt. Trotzdem blieb Berkshire Hathaway dem Bankhaus treu und hält etwa zehn Prozent an dem Institut.
Nach Wells Fargo-Skandal den IBM-Bestand gestutzt
In der vergangenen Woche war ans Tageslicht gekommen, dass Berkshire Hathaway im Februar 2017 circa 30 Millionen IBM-Aktien verkauft hatte, siehe hier. Auch zu diesem Unternehmen äußerte sich Buffett selbstkritisch und gestand, dass er das Potenzial falsch eingeschätzt habe. Buffett hatte vor sechs Jahren mit einem wesentlich größeren Erfolg gerechnet.
Auch andere umstrittene Investments - bei United Airlines, aber auch American Express und Coca-Cola - musste Buffett verteidigen. Die Unternehmen hätten zwar derzeit Schwierigkeiten, "aber wir mögen sie sehr gerne" und "wir haben die Aktien nicht in der Annahme gekauft, dass sie nie Probleme haben werden", betonte Buffett ("MM").
Trotz Fehlentscheidungen obenauf
Jenseits dieser Geständnisse können die Aktionäre konstatieren, dass Buffett weiterhin zuverlässig Milliardengewinne liefert. Somit dürfte die Frage nach einer möglichen Nachfolge eher zweitrangig sein. Der 86-jährige Buffett und sein 93-jähriger Berkshire-Vize, Charles Munger, haben scheinbar noch alle Zeit der Welt. Buffett soll nur soviel gesagt, dass die Hauptanforderung an einen Nachfolger sei, gut mit Geld umgehen zu können.