Kaffee mit Aufwärtspotenzial in einem angeschlagenen Agrarrohstoffmarkt
ETF Securities Research – Rohstoffe - Seite 2
In Indien, dem zweitgrößten Erzeuger von Rohrzucker (15 Prozent), kam es in den letzten Wochen zu starken Regenfällen, die seine Speicherseen auffüllten. Der Monsun schien zwar einige Wochen zu früh nachzulassen, aber der Regen kehrte mit solcher Heftigkeit zurück, dass die Niederschläge in der Saison beinahe das übliche Niveau erreichten. Den Erwartungen zufolge werden sowohl die Anpflanzung als auch der Zuckerertrag zunehmen und die Produktion entsprechend um über 15 Prozent ansteigen lassen.
Auch Thailand verzeichnete eine gute Monsunsaison, die einen Anstieg der Rohrzuckerherstellung um über 10 Prozent ermöglichen sollte.
In der Europäischen Union wird Rübenzucker statt Rohrzucker hergestellt. Die Abschaffung der EU-Produktions- und Exportquoten in diesem Monat wird dazu führen, dass Rohrzucker künftig mit einer größeren Menge Rübenzucker konkurriert. Laut EU-Prognosen soll die europäische Zuckerherstellung in zehn Jahren um 6 Prozent über dem Stand von 2016 liegen, was eine äußerst konservative Schätzung zu sein scheint. Das EU-Büro der USDA prognostiziert allein für 2017/18 einen Anstieg der EU-Zuckerherstellung um 20 Prozent, sodass die Zuckermenge noch über das Hoch von 2014/15 hinausgeht. Gleichzeitig sollen die Exporte um ein Drittel zunehmen.
Bei einer solchen Angebotssteigerung spricht nur wenig für eine Erholung der Zuckerpreise.
Kakao
Das Kakaojahr 2016/17 endete gerade mit einem Produktionszuwachs von 18 Prozent zum Vorjahr. Aufgrund des in diesem Jahr weniger starken Harmattan fielen die Ernteschäden in Afrika, aus dem 70 Prozent des Kakaos weltweit stammen, wesentlich geringer als sonst aus. Die Vorräte nahmen im Jahresverlauf um 26 Prozent zu, sodass sich das Lager-Verbrauchs-Verhältnis von 34 Prozent im Jahr 2015/16 auf 42 Prozent im Jahr 2016/17 erhöhte.
Die Haupterntezeit beginnt in den größten Erzeugerländern Elfenbeinküste und Ghana in diesem Monat. Bisher waren die Witterungsverhältnisse ideal, sodass es 2017/18 wahrscheinlich zu einem weiteren Jahr mit Überschüssen kommen wird.
Auf der Nachfrageseite stagnierte den Daten zufolge der Mühlenverbrauch. Trotz der Preisschwäche hat die Süßwarenindustrie ihren wirtschaftlichen Umgang mit Kakao, eine Reaktion auf die höheren Preise früherer Jahre, offenbar noch nicht gelockert.
La-Niña-Risiken
Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Winter auf der Nordhalbkugel zum La Niña genannten Wetterphänomen kommt, wurde von der US-Wetter- und Ozeanbehörde NOAA auf 55-60 Prozent angehoben. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass sein Eintreten unsere Ansicht über die Richtung der Preisentwicklung wesentlich beeinflussen wird. Es wird wohl wenig ausgeprägt sein, sofern es überhaupt entsteht. Eher rechnen wir damit, dass die Dürre in Brasilien den Austrieb und die Blüte von Kaffee behindert, was dem Preis zusätzlich zugutekommen wird. In Verbindung mit höherer Sonneneinstrahlung könnte sie den Saccharosegehalt des Zuckerrohrs und damit den Ertrag der brasilianischen Zuckerernte steigen lassen, was sich auf den Zuckerpreis unverändert negativ auswirkt.
In Westafrika könnte eine kühle Witterung die Hitzeschäden verringern und einen Beitrag zur Erhaltung der hohen Erträge leisten (negativ für den Preis). Wir weisen aber darauf hin, dass frühere La Niñas nicht immer gut für die Ernteerträge waren. Laut der International Cocoa Organisation ist der positive Effekt der El-Niño-Wetterlagen für die Erträge tatsächlich statistisch signifikant. Auf La Niñas trifft dies allerdings nicht zu.