Panik
Der halbe Weltuntergang eingepreist
Jetzt ist es, wie die Charttechniker es vorhergesagt haben. Das klassische technische Fehlsignal, und anschließend die Aufwärtsbewegung, die große Bärenmarktrallye oder generelle neue Aufwärtsbewegung. Was man jetzt im Internet so alles liest, passt hundertprozentig dazu: Game over, alles in den Abgrund gezogen, Währungsreform, Deflationsspirale, Aktienmärkte noch einmal halbieren. Sogar in den seriösen Medien hat man den alten Roland Leuschel wieder ausgegraben.
Und jetzt ist es, wie es immer ist. Wenn teuer, dann richtig teuer. Und wenn billig, dann richtig billig. Vor exakt zehn Jahren notierten viele große Aktiengesellschaften auf einem höheren Niveau als ihr Jahresumsatz ausmachte. Heute hingegen gibt es das gesamte Geschäft multinationaler Konzerne zum Nullwert. Die meisten deutschen Aktiengesellschaften sind gerade noch so viel wert wie die Grundstücke, Immobilien und Maschinen, die sie besitzen. Fällt der Dax jetzt so signifikant weiter, fallen viele Aktien unter den Liquidationswert.
Es ist auch, wie es immer ist, dass der Grad der Verwirrung auf höchstmöglichem Niveau angekommen ist. Der explodierende Goldpreis weise auf heftige Inflationsgefahren hin, heißt es da. Der Bondmarkt hingegen spiele das Deflationsszenario. Und beides in einem einzigen Artikel. Und in allen Zeitungen gleich. Einerseits reden wir alle von „Delaveraging“, doch wenn dann die Menge gewährter Kredite fällt, geht sofort der Begriff vom „Credit Crunch“ um. Also was nun?
Der Verstand ist hinüber. Und nur der Untergang ist sicher. Game over. Zumindest im Kopf. Das heißt nicht, die Krise zu verharmlosen. Die anstehende Pleitewelle im Automobilbereich macht Sorgen. Doch was soll den Banken noch passieren, wo jetzt der Wert aller US-amerikanischer Banken nur noch gut zwei Drittel des Wertes eines einzigen großen Ölkonzerns ausmacht?
Der halbe Weltuntergang ist bereits eingepreist. Ob es sich jetzt noch lohnt, für die andere Hälfte Rückstellungen zu bilden? Mein Vorschlag: Alle Männer über 80 Jahre Lebensalter, sowie Frauen über 90 Jahre, sollten jetzt noch verkaufen. Die anderen hingegen nicht.