Am 9.05.2023 fand die PNE HV in Cuxhaven statt.
Es war mal wieder sehr interessant. Der Großaktionär Morgan Stanley glänzte durch Abwesenheit.
So kann man auch sein Interesse bekunden. Auch wenn Herr Klowat und Herr Lesser die Präsenz HV begrüßten, so befürchte ich, dass es wohl die letzte HV in Präsenz war. Das Jahr ist aber noch lang, wer weiss was Morgan Stanley sich noch so alles einfallen lässt. Die HV hat jedenfalls den TOP 11 und 12 genehmigt. Damit dürfte die HV wohl in virtueller Form stattfinden (TOP 11), bzw. die AR durch Abwesenheit glänzen und nur via Monitor präsent sein (TOP 12). Die Heuschrecken tun dem Unternehmen nicht gut, obwohl die Perspektiven von PNE so schlecht nicht sind.
Ich befürchte, dass die Ahnungslosen Finanzjongleure zu wenig auf die Experten des Unternehmens hören. Aber so läuft das anscheinend in der Branche. Da haben es Abo Wind und Energiekontor deutlich einfacher. Kommen wir aber mal lieber zum operativen Geschäft bzw. den Perspektiven von PNE.
Diskrepanzen in dem Zahlenwerk der Bundesnetzagentur (Auktion Februar 2023) und dem Marktstammdatenregister und dem GB 2022 zum Quartalsbericht lösten sich relativ einfach auf.
Der Eigenbestand ist nunmehr auf 349,5 MW angewachsen und nicht 347,4 MW. Der Grund ist eine Altanlage in Kuhstedt, die man noch übernommen hat, ohne sie extra zu melden. Der Unterschied zur Auktion und dem Marktstammdatenregister war, das man für Papenrode statt der Siemens Gamesa 5,X jetzt eine Siemens Gamesa 6.0 einsetzt. Genehmigung ist durch. und 3,6 MW mehr erreicht.
Bei dem Repowering von Papenrode werden natürlich die Altanlagen (22,3 MW) sukzessive abgebaut (2023 und 2024). Die 500 MW Eigenbestand sieht Herr Lesser als erreicht an, da der Eigenbestand 349,5 groß ist und man 178 MW in Bau bzw. genehmigt besitzt. Nun gut, ich will jetzt nicht unken. Man kann das so sehen, auch wenn die 500 MW als IBN wirklich erst in der 2. Jahreshälfte 2024 erreicht werden. Man sieht sich für Scale up 2.0 aber weiter auf Kurs. 1000 MW Wind und 500 MW Solar. Das wird aber sicher auch wieder so sein, dass man 1500 MW/MWp als IBN erst in 2028 bzw. 2029 erreichen wird. Nun denn. Wichtiger ist die Frage, wo die 1,6 Mrd. € Investitionssumme bis 2027 herkommen sollen, da die Kapitalmassnahmen ja allesamt abgelehnt wurden.
TOP 13 und TOP 14 erreichen nur 65,64 % bzw. 66,23 % Zustimmung, während 75% mit Ja hätten stimmen müssen. Da ziehen die Heuschrecken halt nicht an einen Strang.
Lieferzeiten, Anlagenpreise und Zinsen stellen ein herausforderndes Umfeld da. PNE erschient mit da nicht so optimistisch wie Abo Wind vor 2 Wochen auf der HV. Die Erhöhung der Auktionspreise wurden aber selbstverständlich begrüßt und für angemessen empfunden. Zusätzlich erwähnte PNE, dass die Anlagen größer und effizienter werden, was pro Standort wiederum zu einem Kostenvorteil wird. Hier liegt vielleicht der Unterschied zwischen verkaufen und halten. 7,25 Cent/kWh sind zwar eine gute Vergütung, die einen Großteil der Kosten abfedern, lassen aber die Erträge nicht so stark sprudeln, wenn man die Anlagen im Eigenbestand nimmt. Lieferzeiten versucht PNE dadurch zu verkürzen, indem Sie Umspannwerke und Kabel, Projekt unabhängig, schon im Vorfeld einer erwarteten Genehmigung bestellen. Ist natürlich kapitalintensiv, aber kann Monate der Bauphase verkürzen. Des Weiteren ordert oder reserviert man bei den Turbinenherstellern schon Kapazitäten für die nächsten 2-3 Jahre. Die Gewinnabschöpfung nagt etwas an den Erträgen und man hofft, dass sie wirklich Ende Juni 2023 ausläuft. In Q1/2023 war die Belastung der Strompreisbremse bei ca. 3,1 Mio. €.
Da PNE ungefähr die hälfte seiner Anlagen über Marktpreise vermarktet, dürften diese Anlagen aktuell keine Einschränkung durch die Gewinnabschöpfung haben.Der Rest ist, besonders die aus dem EEG sind(46,6 MW), über PPA´s vermarktet, die allesamt recht niedrige Preise für 2023 ausweisen, aber höhere Vergütungen für 2024 besitzen. Für 2023 unter der 100 €/MWh und für 2024 eher im Bereich von ca. 140 €/MWh liegen. Gewinnabschöpfung lässt Grüßen.
Im Bereich Solar ist man bekanntlich auch aktiv. Die Pipeline in Deutschland und auch in anderen Ländern wächst ja kontinuierlich, siehe Q1/2023 Bericht. Zeitlich wird es aber noch mindestens 2 Jahre dauern, bis die ersten Solarprojekte in Deutschland genehmigt und gebaut werden können. Als Beispiel nannte Herr Lesser einen Solarpark der Größe von 118 MWp. Ansonsten bewegen sich die Parks in einer Größe von 10 - 30 MWp, vereinzelt bis 50 MWp. Für Scale up 2.0 werden jedenfalls einige Parks, nicht nur aus Deutschland verplant. PNE entwickelt sich immer mehr zum Stromanbieter statt Projektierer.
USA war natürlich auch Thema der HV. Die Pipeline ist 1,7 GW groß (gesicherte Flächen) und kolportierte Erlöse von 350 - 400 Mio. € für die US - Pipeline hält Herr Lesser für utopisch. Selbst bei meinen avisierten 100 Mio. € schüttelte er noch mit dem Kopf. Der Verkauf USA wird vorgenommen, weil man das Geld für Scale up 2,0 bevorzugt für Projekte in Deutschland braucht. Die Investitionssummen USA kann und will PNE nicht stemmen. Morgan Stanley scheint da auch nicht unter die Arme zu greifen. Also USA dürfte demnächst mit den Mitarbeitern verkauft werden. Die Landkarte, auf denen PNE Tätigkeiten eingetragen sind, dürfte weiter schrumpfen. Auch in UK geht man nicht wieder rein. Sallachy (Genehmigung April 2022, 42,9 MW) dürfte noch in diesem Jahr als fertig entwickeltes Projekt verkauft werden. Es fehlen noch ein paar kleinere Arbeiten. Dürfte meiner Meinung nach einen niedrigen zweistelligen Mio. € Betrag ergeben.
Im Offshore Bereich erwartet man für Atlantis 1 eventuell noch dieses Jahr 5 Mio. € an Meilensteinzahlungen. Für Atlantis 2 und 3 möchte man einen niedrigen zweistelligen Mio. € Betrag erhalten. Bis jetzt hat das BSH aber nur einen mittleren einstelligen Mio. € Betrag als Entschädigung angeboten. Dürfte sich noch Jahre hinziehen.
Das Offshore Projekt mit Eolus in Lettland (ca. 1000 MW) hofft man ab 2030 in die Bauphase zu führen. Bei Vietnam ist man weiter dran. Dürfte aber eher was für die dreissiger Jahre werden.
Im Bereich Wasserstoff möchte man auch aktiv werden. In Südafrika erstellt man gerade eine Machbarkeitsstudie für ein Projekt zur Ammoniakherstellung aus EE Quellen. Auch hier sehe ich vieles noch im Nebel und mehr Wunschdenken als Realität. Da ist Abo Wind schon um Meilen weiter.
Aber wer weiss, je nach politischem Willen und Bedarf kann das Projekt in Südafrika schon zur Realität werden.
Die angegebenen Phasen erklärte Herr Lesser folgendermaßen.
Phase 1 beschreibt die Flächensicherung, eventuell pachten usw.
Phase 2 Gutachten und Studien erstellen.
Phase 3 Genehmigunhsantrag einreichen, aber auch Genehmigung erhalten und baureif entwickeln.
Phase 4 Errichtung und Übergabe, also Bauphase.
Die Phase 3 hätte ich mir etwas klarer gewünscht, also Phase 3a = Genehmigung einreichen und Phase 3b Genehmigung erhalten.
Z.B. gibt PNE im Q1/2023 in Phase 3 für Deutschland Wind 560 MW an.
Ich kann jetzt leider nicht erkennen, wieviel einreichen einer Genehmigung ist und wieviel davon schon die Genehmigung selbst ist.
Im Großen und Ganzen dreht sich bei PNE aber aktuell alles nur um Scale up 2.0 und der möglichst schneller Ausbau des Eigenparkbestandes durch vorzugsweise Deutscher Projekte. Wie würde Morgan Stanley meinen. Das Schwein muss fett gemacht werden, bevor es geschlachtet wird.
Ich glaube Herr Klowat und Herr Lesser machen einen guten Job, aber leider haben Sie die falschen Anteilseigner. Das dürfte auch der Grund sein, warum man so wenig gut investierte Privatanleger findet. Die sind dann eher bei Abo Wind und auch Energiekontor.
Bei Abo Wind und PNE kann ich das mit Blick auf die Teilnehmerliste der HV 2022 bestätigen.
Bei Energiekontor fehlt mir die aktuelle Teilnehmerliste.
Enkraft war mit 3,8 Mio. Aktien angemeldet (4,96 %), Samson Rock mit 3,35 Mio. Aktien (4,37%) und Active Ownership mit 9,18 Mio. Aktien (11,98%).
10 Banken bzw. Fondsgesellschaften mit Stimmrechten für 5,2 Mio. Aktien (6,8 %) Hinzu kommen 12 Aktionäre mit 5 - bzw. 6 stelligen Aktienbesitz.
Morgan Stanley war mit 44,2 % bei der Briefwahl vertreten.
Samson Rock hat anscheinend aufgestockt. Ansonsten kaum Verschiebungen.
Im Großen und Ganzen war es eine interessante HV. PNE ist sicherlich en interessantes Unternehmen mit guten Vorständen, aber leider falschen Eigentümern.
Positiv erwähnen möchte ich, dass Herr Lesser und Herr Klowat während der HV jederzeit ein offenes Ohr für die Aktionäre besaßen und ohne Probleme ansprechbar waren.
Negativ war für mich, dass zum Ende der HV die Vorstände und Aufsichtsräte in einem eigenen Raum fernab der Aktionäre speisten. Das war bei Abo Wind wirklich anderes. Da mischten sich die Vorstände gerne unter die Aktionäre und scheuten keine Gespräche. Auch die AR, so sie noch da waren, waren für Aktionäre erreichbar.
Dem Buffet würde ich mal, wenn es hochkommt eine 3 - geben.
Beim nächsten mal sollte man wenigstens mal Schilder anbringen, um was es sich eigentlich handelt. Auch das Anrichten in einem schmalen Gang ,war für die Übersicht wenig hilfreich.
Kantinen Niveau.
Ob die Aktie mit 14 € zu teuer oder zu günstig ist, muss jeder selbst entscheiden, 2 Faktoren sind für PNE kursbestimmend. Einmal der Strompreis und zum anderen das Handeln von Morgan Stanley.
Bei steigenden Strompreisen hat man mit PNE einen Profiteur mit einem Ertragsturbo. Bei stagnierenden bzw. sinkenden Strompreisen dürfte die Ergebnislage sehr trist aussehen.
Was Morgan Stanley vorhat, wird man dann sehen.
Um 17:00 Uhr ging es erstmal wieder zurück. Hatte schliesslich noch knapp 4 Stunden Fahrt vor mir.
Die Angaben sind wie immer ohne Gewähr. Sollte ich etwas falsch wiedergegeben haben oder etwas vergessen haben, so wäre es schön, wenn es hier ergänzt oder korrigiert wird.
LG Fundamental_a
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