Der IPO-Dschungel europäischer Small Caps - Seite 2
Der Verkäufer bestimmt den Ausstiegszeitpunkt
„Die Person oder die Personen, die das Unternehmen verkaufen, sind auch diejenigen, die entscheiden, wann sie aussteigen und das Unternehmen an die Börse bringen“, sagt Ben Griffiths. „Mit einem IPO wollen die Besitzer eines Unternehmens, seien es die Gründer, private Investoren oder Venture Capitalists, entweder neues Kapital generieren, um das Geschäftswachstum anzukurbeln, oder aber sie wollen ihr eigenes Investment vergolden.“ Unabhängig des Motivs gehe es letztlich darum, den bestmöglichen Preis zu erzielen. „Um erfolgreich zu sein, muss ein IPO vernünftig bepreist werden“, so Griffiths. Von einem zu hoch angesetzten IPO, der zu einem scharfen Fall des Aktienkurses führen könne, erhole sich ein Unternehmen häufig nur unter großer Anstrengung. Ein vernünftigerer Ausgabepreis sei daher die beste Grundlage für eine konstante, positive Entwicklung. Das sei insbesondere dann wichtig, wenn die Verkäufer Investoren im Unternehmen blieben und Folgeplatzierungen beachten müssten.
Häufig ist nur kurzfristiges Interesse vorhanden
Die Entscheidung, ein Unternehmen an die Börse zu bringen, werde oft Jahre vor der eigentlichen Ankündigung eines IPOs getroffen, sagt Griffiths. Gelegentlich könne das dazu führen, dass die Geschäfte mit einem kurzfristigen Fokus verwaltet würde, und mit der reinen Absicht, vor einem IPO eine positive Fassade aufzubauen und einen möglichst hohen Wert zu erzielen. „Die guten Verkäufer sind diejenigen, die sich weiterhin auf langfristiges Wachstum fokussieren, statt nur die kurzfristigen Ergebnisse im Blick zu haben“, erklärt der Portfoliomanager. Die Analyse der vergangenen Jahrzehnte zeige einen klaren Zyklus. „Unserer Erfahrung nach ist es besser, IPOs in gemäßigteren Zeiten und nicht zu Höchstständen zu kaufen, selbst wenn es dann immer noch eine sehr breite Streuung der Erträge gibt“, betont Griffiths. „Hier sind Erfahrung und Recherchekapazitäten der Schlüssel“, sagt der Experte. „Sie helfen dabei, die Marktgeräusche zu filtern und auf die Qualität des Geschäfts sowie dessen langfristiges Wachstumsprofil fokussiert zu bleiben.“
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Informationsgefälle zum Nachteil der Investoren
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Darüber hinaus sei es schwierig genug, die fundamentale Qualität eines etablierten Unternehmens abzuschätzen. „Bei einem Privatunternehmen ist dies ungleich problematischer, da hier klassischerweise nur sehr wenige Informationen oder historische Datensätze verfügbar sind.“ Investoren hätten bei einem IPO einen klaren Informationsnachteil. Als alleinige wirkliche Informationsquelle bleibe der Emissionsprospekt. Doch sogar hierbei variiere die Menge und Qualität der Informationen von einem Unternehmens-IPO zum nächsten. „Aber auch wenn es zutreffen sollte, dass wenige IPOs attraktive Investmentgelegenheiten sind, können wir – auf Basis unserer Bewertung des Wachstumsprofils des Unternehmens und unseres langfristigen Investment-Horizonts – noch immer einige Titel ausfindig machen, die eine vernünftige Bewertung aufweisen“, so Griffiths.