Egbert Prior
ProSiebenSat.1 - Abschalten können Sie woanders
Die Letzten werden die Ersten sein. Wie ich schon in der letzten Prior-Börse-Ausgabe schrieb, gilt auch an der Börse oft diese biblische Prophezeiung. Schlechtester Wert im DAX war im vergangenen Jahr ProSiebenSat.1. Minus 22%. Nach der als „Dogs of the Dow“ bekannten Anlagestrategie ist das Depot jeweils mit den schwächsten Titeln des Vorjahres zu bestücken. Und in der Tat hat die Erholung der Aktie des Medienkonzerns bereits begonnen. Letztes Frühjahr notierte der Kurs im Hoch mit 41,50 Euro und stürzte dann bis November bis auf 24,76 Euro ab. Seither zieht die Notierung wieder an. Im November hatten die Münchener die Umsatzprognose gekappt. Die Sendergruppe stellt nur noch einen Anstieg „im mittleren einstelligen Prozentbereich“ in Aussicht. Zuvor war ein „mindestens hohes einstelliges Wachstum“ versprochen worden. Schuld sind bröckelnde Werbeeinnahmen, vor allem verliert man Marktanteile, während der Erzrivale RTL aufholt. Dramatisch ist das allerdings nicht, zumal weiterhin ein Gewinnanstieg vorausgesagt wird. Dennoch übersteht CEO Thomas Ebeling den Absturz der Aktie nicht. Er muß im Februar gehen. Auch weil er sich einen Fauxpas erlaubt und seine Zuschauer beleidigt hat. Auf einer Investorenkonferenz sagte er:“Es gibt Menschen, die ein bißchen fettleibig sind und ein bißchen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und wirklich gerne unterhalten werden.“ Von einem neuen CEO erwarten wir mehr Fingerspitzengefühl und frischen Wind. Zumal der Konzern mit einer neuen Strategie in die Offensive geht und Kosten spart. In Zukunft gibt es drei Säulen: Erstens Unterhaltung, das klassische Fernsehgeschäft wird mit der Sparte digitale Unterhaltung zusammengelegt. Zweite Säule das Produktionsgeschäft. Auch hier werden Unternehmensteile zusammengeführt. Die dritte Säule enthält die verschiedenen Aktivitäten im Onlinehandel. Die Münchener stellen auch für die kommenden Jahre Wachstum in Aussicht, was weitere Zukäufe einschließt. Trotz Internet und Streamingdiensten wie Netflix ist das klassische Fernsehen noch längst nicht tot. Ganz im Gegenteil, nach wie vor verbringen die Menschen mit keinem anderen Medium soviel Zeit. Auf dem aktuellen Niveau ist die Bewertung der Aktie sehr attraktiv. Börsenwert 6,9 Milliarden und damit ein Wackelkandiat im DAX. Das KGV auf Basis des für das neue Geschäftsjahr erwarteten Gewinns rund 11. Günstig. Der Knaller ist die üppige Dividenden. Bleibt die Ausschüttung gegenüber dem Vorjahr mit 1,90 Euro konstant, beläuft sich die Ausschüttungsrendite auf satte 6,4%. Fazit: Die niedrigen Kurse zum Einstieg nutzen. ProSieben hat das Pulver noch längst nicht verschossen.
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