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     505  0 Kommentare Lufthansa – Verlustbringer loswerden - Seite 2

    Wir sollten ein Wertpapier nicht heiraten

    Börse_DAX_SymbolWenn wir uns dann aber einmal entschieden haben (für etwas und gegen etwas), dann hängen wir mit Leib und Seele daran – und ein wenig auch mit dem Verstand. Übersetzt auf ein Aktieninvestment heißt das, wir tun uns lange schwer, eine ganz bestimmte Aktie auszuwählen und viele attraktive Alternativen links liegen zu lassen. Haben wir dann aber ein Papier gewählt, dann halten wir an einer solchen Aktie auch emotional fest, wir stehen quasi hinter und zu ihr. In guten wie – leider – auch in schlechten Zeiten. Wir sollten ein Wertpapier aber nicht heiraten, Nibelungentreue ist nicht erfolgversprechend, sondern es sollte seinen Zweck für uns erfüllen, und der heißt nicht ewige Bindung sondern bestmögliche Rendite.

    Leider klammern wir aber – und da ist es tatsächlich ähnlich wie in der Liebe – alle negativen Meldungen rund um unser Wertpapier aus, wir betrachten es durch einen Harmonie-Spiegel. Wir suchen nach Ankern, die unsere Meinung unterstützen. Gekonnt filtern wir alle Informationen aus, die nicht in unser Schema passen. Lässt sich die Aufnahme schlechter Informationen partout nicht vermeiden, deuten wir sie kurzerhand zu unseren Gunsten um. Wir vermeiden damit jegliche Dissonanz und sonnen uns in Harmonie. Uns geht es richtig gut dabei – leider spielt das Depot da aber oft nicht mit.

    Und die Lehre aus der Geschicht’?

    Börse_Juni2015_3Welche Lehren sollen wir nun ziehen? Jede Entscheidung führt zum Verlust unserer Neutralität. Wir halten deshalb zu lange an unseren Engagements fest, auch wenn sich die objektive Faktenlage deutlich verschlechtert. Nicht konform mit unserer Harmoniesucht geht auch die Tatsache, dass wir anerkennen, einen Fehler gemacht zu haben, und unsere Verlustbringer über Bord werfen. Solange es nur „Buchverluste“ sind, sehen wir darüber hinweg, würden wir die Papiere aber verkaufen, müssten wir tatsächlich Verluste erst eingestehen und realisieren. Das stört unser Selbstwertgefühl als versierte Anleger aber gewaltig. Die Hoffnung stirbt zuletzt, also hoffen wir immer weiter.

    Doch wie lange müssen Sie bei Wertpapieren oftmals warten, bis Sie nur wieder bei einer „Null“ herauskommen? Und wie viel Gewinne hätten Sie im gleichen Zeitraum einfahren können, wenn Sie sich von Verlustbringern frühzeitig getrennt und in zukunftsträchtigere Werte investiert hätten? Also, handeln an der Börse heißt zwangsläufig, Verluste zu akzeptieren. Die Lehre aus der Harmoniesucht? Zu lange an falschen Entscheidungen festhalten, bedeutet, anderweitig Chancen auslassen. Vielleicht erklärt ein einfaches Rechenbeispiel, wie schwierig es ist, Verluste durch Gewinne auszugleichen:

    • Ein Verlust von 50 Prozent muss mit einer Steigerung von 100 Prozent ausgeglichen werden!
    • Ein Verlust von 75 Prozent muss mit einer Steigerung von 300 Prozent ausgeglichen werden!
    • Ein Verlust von 95 Prozent muss mit einer Steigerung von 1.900 Prozent ausgeglichen werden!

    Quelle: Börse München, eigene Recherche

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
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