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    Zinsen  1286  0 Kommentare Die Hölle gibt es doch! - Seite 2

    Es gilt mittlerweile als offenes Geheimnis, das ein Zinswende, die diesen Namen auch verdient, für viele europäische Staaten untragbar wäre. Die großen Notenbanken haben in ihrer Geldpolitik den "point of no return", bis zu dem ein kontrollierter Ausstieg aus der expansiven Niedrigzinspolitik noch möglich gewesen wäre, schon lange überschritten. Um den Bankrott von Ländern wie beispielsweise Italien, immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone, zu verhindern, ist die EZB gezwungen weiterhin billiges Geld zur Verfügung zu stellen. Die italienische Staatsverschuldung ist mittlerweile auf rund 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen, bei einem spürbaren Anstieg der Zinsen könnte das Land seine Schulden nicht mehr bedienen.

    Eigentlich ist der Zins nichts anderes als der Preis für die Überlassung von Geld. Bei einer steigenden Inflation, so die Argumentation der Zinswende-Jünger, muss der Zins demnach zwangsläufig anziehen. Denn die Weltwirtschaft wächst robust und die Inflation zieht etwas an. Allerdings ist eine Entschuldung der hoch verschuldeten europäischen Staaten nur möglich, wenn die Zinsen unterhalb der Inflationsrate liegen. Die Notenbanken sind gewissermaßen gezwungen, gegen den eigentlich geltenden Zusammenhang von Inflation und steigenden Zinsen anzukämpfen. Sie müssen den Zins aus diesem Grund heraus künstlich niedrig halten, wenn sie den Kollaps der nach wie vor hoch verschuldeten Staaten verhindern wollen.

    In diesen Kontext passen auch aktuelle Äußerungen von Mitgliedern des EZB Rates. Obwohl die EZB, trotz zuletzt eher schwacher Konjunkturdaten, von einem anhaltend robusten Wirtschaftswachstum in der Eurozone ausgeht und zuversichtlich ist, dass sich die Inflation dem Preisziel der Notenbank von knapp zwei Prozent mittelfristig annähern wird, raten Mitglieder von einer zu schnellen Änderung der Geldpolitik ab. So warnte vor wenigen Tagen der scheidende EZB-Vizepräsident Vitor Constancio davor, zu rasch auf eine straffere Geldpolitik umzuschalten. Die Inflation sei noch nicht dort angekommen, wo die EZB sie sehen möchte, sagte der Portugiese im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments.

    Anleger sollten die Zeichen der Zeit endlich erkennen und aufwachen. Wer immer noch von zukünftigen sicheren Zinsen träumt, verschwendet unnötig Zeit. Auch wenn der derzeitige Bullenmarkt schon vergleichsweise lange läuft, sind derzeit noch keine Anzeichen für eine nachhaltige Abkühlung der Konjunktur oder gar einer Rezession zu erkennen. Natürlich kann niemand zu dem jetzigen Zeitpunkt vorhersagen, wie lange dieser Konjunkturzyklus noch anhält. Aber gerade nach der Konsolidierung der letzten Wochen haben sich wieder interessante Einstiegsniveaus für Aktien gebildet. Gerade Investoren mit einem ausreichend langen Anlagezeitraum sollten dieses Momentum für sich und ihr Kapital nutzen. Im Gegensatz zur Hölle der katholischen Glaubenswelt, aus der es kein Entrinnen gibt, kann man die „Zinshölle“ relativ einfach verlassen. Wir zeigen ihnen gerne den Weg und freuen uns auf ihren Anruf.

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    Markus Richert
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    Seit 2010 ist Markus Richert als Vermögensverwalter und Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln beschäftigt. Bereits während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre in den USA und an der Universität Bielefeld, arbeitet er freiberuflich als Finanzmakler. Nach dem Abschluss als Diplom Kaufmann 1996 arbeitete er einige Jahre bei einem großen deutschen Finanzdienstleister. Von 2003 bis 2004 studierte er Finanzökonomie an der European Business School (EBS) und ist seit 2004 als certified financial planner (cfp) zertifiziert. Neben der Finanzplanung und der Kundenbetreuung in der Vermögensverwaltung verantwortet er seit 2011 als Autor eine wöchentliche Finanzkolumne. Weitere Informationen finden Sie unter www.portfolio-concept.de.
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    Verfasst von Markus Richert
    Zinsen Die Hölle gibt es doch! - Seite 2 „Die Hölle gibt es nicht. Es gibt lediglich die Auslöschung sündhafter Seelen.“ Dieses Zitat von Papst Franziskus schlug kurz vor Ostern im Vatikan ein wie eine Bombe. In einem privaten Gespräch mit dem 93jährigen italienischen Publizisten Eugenio Scalfari soll der Stellvertreter Christi die Hölle für nichtig erklärt und damit quasi abgeschafft haben. Da Scalfari zu den Eigentümern der Tageszeitung „La Repubblica“ gehört, wurde diese Zitat schnell publik und sorgte im Vatikan und der katholischen Glaubenswelt für Unruhe. Noch während die Sündigen dieser Welt aufatmeten und ausgelassen feierten, wurde der Vatikan aktiv, dementierte umgehend und bestätigte die Existenz der Hölle.