Türkei
„Ich mach mir die Welt – widdewidde witt sie mir gefällt …“ - Seite 2
Türkei ist im Abwärtsstrudel gefangen
Verschärft wird die derzeitige Krise dadurch, dass die türkische Notenbank in ihrem Handlungsspielraum immer stärker beschnitten wird. Mit ihrer Unabhängigkeit ist es leider nicht mehr weit her. Nach außen hin soll sie natürlich unabhängig sein, allerdings setzt der türkische Präsident voraus, dass sie seine Signale erkennt und sich danach richtet.
Eine Definition der Unabhängigkeit die von den internationalen Kapitalmärkten nicht geteilt wird. In der letzten Woche haben dann die Verantwortlichen in der Zentralbank scheinbar doch all ihren Mut zusammengenommen und einen ihrer Zinssätze um drei Prozentpunkte von 13,5 auf 16,5 Prozent erhöht. Allerdings viel zu spät um den freien Fall der türkischen Lira noch zu stoppen. Denn die türkische Volkswirtschaft ist bereits in einem Abwärtsstrudel gefangen.
Die Versäumnisse die letzten Jahre sind durch zaghafte Zinsanpassungen nicht mehr zu heilen. Je mehr die türkische Lira an Wert verliert, desto teurer werden Importe in die Türkei. Dabei ist das Land von Importen abhängig. Die Volkswirtschaft ist extrem auf Geld und Waren aus dem Ausland angewiesen, damit die Wirtschaft weiterläuft. Das Land am Bosporus hat einen hohen externen Finanzierungsbedarf, welcher aus dem chronischen Minus in der Leistungsbilanz resultiert.
Die Lira ist bereits im freien Fall, die Inflation wird dadurch immer weiter befeuert und das Tempo nimmt rasant zu. Zinssenkungen könnten zu einem Zusammenbruch der Lira führen. Der Kapitalmarkt weiß das, der Ökonom Erdoğan will es scheinbar nicht wissen.
Populisten wie Erdoğan versprechen einfache Lösungen in einer komplexen Welt
Populisten werden von ihren Anhängern gewählt, weil sie einfache Lösungen in einer zunehmend komplexen Welt versprechen. Erdoğan befindet sich da derzeit in guter Gesellschaft. Auch in Italien liegen die beiden extremen populistischen Parteien, auch nach der gescheiterten Regierungsbildung, nach wie vor in der Gunst der Wähler vorne.
In den USA regiert sogar ein Präsident, der es mit platten Tweets in das noch wichtigste Amt der westlichen Welt geschafft hat. Für die Kapitalmärkte stellen solche wirtschaftspolitischen Amateure an den Schalthebeln der Macht eine zunehmende unkalkulierbare Gefahr dar. Leider leben wir nicht in der Villa Kunterbunt einer Astrid Lindgren, in der eine Pippi Langstrumpf sich einfach die Welt macht, wie sie ihr gefällt. Auch die deutsche SPD-Vorsitzende Andrea Nahles kann davon ein Lied singen.