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Steigende Inflation und Aktienpreise - Seite 3
Klar, steigende Preise bedeuten eigentlich auch steigende Einnahmen, aber nicht jedes Unternehmen kann die höheren Herstellungskosten an die Kunden weitergeben. Was folgt sind sinkende Profite. Dazu kommt noch, dass eine hohe Inflation auch meistens höhere Zinssätze einleitet und das bedeutet wiederrum, dass Fremdkapital teurer wird und Unternehmen, sowie Konsumenten nicht mehr so viel davon Gebrauch machen. Die Umsätze können also sinken.
Haben wir ein Inflationsrisiko?
Aufgrund der kürzlichen Turbulenzen an dem Markt, ist es also durchaus berechtigt zu fragen, was die Inflation nun für zukünftige Aktienpreise bedeutet. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in den letzten zehn Jahren fast ausnahmelos alle Zentralbanken sich auf das Experiment gestürzt haben, die Inflation nach oben zu treiben. Denn auch für die FED und EZB ist klar, dass ein Zustand von Niedriginflation, Niedrigwachstum und Niedrigzinsen keine dauerhafte Lösung ist.
Während die USA langsam erste Erfolge erzielt und für den Moment den sogenannten Sweet-Spot getroffen hat, sieht das Bild in Europa deutlich anders aus. Eurostat gibt als Schätzung für den Januar eine Inflationsrate von 1,3% an – also weit weg von den angepeilten Zielen und noch weiter weg von dem Produktivitätswachstum (gemessen am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts) von 2,7%. Draghi hat also ein paar Gründe mehr, den Geldhahn offen zu halten. Zumindest will er das in diesem Jahr noch tun.
Interessant ist jedoch, dass in Europa die Entwicklung von Löhnen und Ölpreis eigentlich noch gegen eine steigende Inflation sprechen. Und da die Preise der 10 Jahres-Deutschland-Anleihe (als Maßstab für Europa) weit weg vom Normalzustand sind, suchen sich derweil viele europäische Anleger Abhilfe am amerikanischen Markt. Europas langsame Inflationsdynamik und Draghis Wille konstant am Inflationsziel zu arbeiten – komme, was wolle – könnte also der beste Grund sein, dass der Schwung nach oben noch einige Zeit weitergeht. Zumal auch steigende Zinsen in den letzten Jahren dazu geführt haben, dass Aktien noch einmal einen Vorstoß gewagt haben.
Bremse oder Lösen des Gaspedals?
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Obwohl die FED ihren Zinssatz seit 2016 immer wieder konstant angehoben hat, sind die globalen finanziellen Bedingungen (im Vergleich zum historischen Durchschnitt) nicht restriktiver geworden. Sämtliche Sorgen, dass eine Zinserhöhung die Kreditbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten verschlechtern würde, sind bisher also nicht eingetroffen. Stattdessen hat die kürzliche Korrektur gezeigt, dass der Rückgang zum normalen Zinslevel dem Markt äußerst bewusst ist. Vielleicht zu sehr bewusst. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns historisch gesehen immer noch auf einem niedrigen Zinslevel bewegen. Betrachtet man das Ganze im Kontext, ist also ein solcher Anstieg im neunten Jahr der Erholung (nach 2008) völlig verständlich und begrüßenswert in Sachen Nachhaltigkeit. Wir verstehen, dass viele Investoren Angst vor sinkenden Profiten haben, aber die jüngsten Quartalszahlen haben alle Rekorde gebrochen, und die kürzliche Steuersenkung in den USA wird hat noch ihre volle Wirkung nicht gezeigt.