checkAd

    Vorurteile, Generalverdacht, Stereotype  4690  0 Kommentare Wie reden wir eigentlich über die Minderheit der Reichen?

    Während mit Blick auf andere Minderheiten in den Medien eine hohe Sensibilität herrscht und stets eindringlich vor "Pauschalurteilen" und "Generalverdacht" gewarnt wird, gilt all dies für "die Reichen" nicht. Vorurteile und Stereotype über diese Gruppe werden verbreitet, ohne dass daran Anstoß genommen würde. Im Gegenteil. Es gehört in weiten Kreisen zum guten, politisch korrekten Ton, mit Herablassung über Reiche zu sprechen.

    Im April 2016 wurden von einem internationalen Rechercheteam mit 400 Journalisten die sogenannten "Panama-Papers" veröffentlicht. Es ging dabei um Informationen über Briefkastenfirmen in Panama. Die "Süddeutsche Zeitung" sprach vom "größten Datenleck, das es je gab", wobei "Datenleck" eine euphemistische Formulierung für einen Hackerangriff auf die Daten der in Panama ansässigen Anwaltskanzlei Mosack Fonessca war. "Leak", so informierte die "Süddeutsche", heiße so viel wie "ein Datenleck, aus dem plötzlich die Wahrheit fließt".

    Ob sich hinter den Briefkastenfirmen illegale oder überhaupt auch nur anrüchige Aktivitäten verbargen, blieb dabei offen. In der FAZ hieß es: "Greifbare strafrechtliche Vorwürfe - Briefkastenfirmen sind zunächst nicht illegal - sind bislang selten."

    Die Frage der Legalität spiele jedoch keinerlei Rolle, so meinte ein Interviewpartner in der "Süddeutschen". Begründung: "Sklaverei war lange Zeit auch legal." Die Serie in der "Süddeutschen" hieß: "Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes". Eine gehörige Brise Antikapitalismus dürfte natürlich nicht fehlen: "Briefkastenfirmen sind globalisierter Kapitalismus in Reinkultur."

    Nun kann man durchaus davon ausgehen, dass Briefkastenfirmen häufig auch von Schwarzgeldwäschern, Drogenhändlern oder korrupten Politikern aus aller Welt benutzt werden. Auffällig war jedoch, dass in den Artikeln verallgemeinernd auf einmal "die Reichen" oder die "Superreichen" unter Generalverdacht gestellt und auf die Anklagebank gesetzt wurden: "Von den Reichen sparen lernen" lautete die große Überschrift der "Süddeutschen". Selbst in Regionalmedien war die Sache ein großes Thema. Die "Nürnberger Nachrichten" überschrieben ihren Artikel so: "In der Gier vereint. Was Despoten, Kriminelle und Reiche verbindet."

    "Zur Hölle mit den Reichen"
    Eine ähnliche Berichterstattung gab es, als das internationale Rechercheteam im November 2017 seine Enthüllungen mit der Veröffentlichung weiterer Informationen fortsetzte, die "Paradise-Papers" genannt wurden. Die Berichterstattung der Medien ähnelte jener zu den Panama-Papers. "Steuern zahlen nur Idioten und Arme" behauptete etwa Jakob Augstein in "Spiegel-Online". Der Artikel trug die Überschrift: "Zur Hölle mit den Reichen". Tatsächlich ist genau das Gegenteil richtig: Arme zahlen in Deutschland überhaupt keine Einkommensteuer. Und 50 Prozent der Steuerpflichtigen bezahlen nur 5,5 Prozent der Einkommensteuern. Dafür sind sie aber Bezieher zahlreicher Transferleistungen, die von den Besserverdienenden finanziert werden. Unter dem Strich erhalten sie aus der Steuerkasse also mehr als sie einzahlen.


    Rainer Zitelmann
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
    Mehr anzeigen
    Seite 1 von 6


    ANZEIGE

    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere erwerben: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    Lesen Sie das Buch von Rainer Zitelmann*:

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    ANZEIGE

     

     

    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Vorurteile, Generalverdacht, Stereotype Wie reden wir eigentlich über die Minderheit der Reichen? Während mit Blick auf andere Minderheiten in den Medien eine hohe Sensibilität herrscht und stets eindringlich vor "Pauschalurteilen" und "Generalverdacht" gewarnt wird, gilt all dies für "die Reichen" nicht. Vorurteile und Stereotype über diese Gruppe werden verbreitet, ohne dass daran Anstoß genommen würde. Im Gegenteil. Es gehört in weiten Kreisen zum guten, politisch korrekten Ton, mit Herablassung über Reiche zu sprechen.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer